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Ente über Klub-WM in KatarDie irren Scheichs eben

Wenn die das schreiben, muss es ja stimmen: Die „Times“ meldet, dass Katar eine Klub-WM plant – und ist wohl einem Scherz aufgesessen.

Die Bayern-Profis machen sich schon mal mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut. Bild: dpa

Typisch Scheich! Das mag sich manch einer gedacht haben, der gelesen hat, dass in Katar eine Weltsuperliga des Fußballs entstehen soll, in der die 24 besten Teams der Welt eine Meisterschaft in einer Liga namens „Dream Football League“ ausspielen sollen.

Damit die Superklubs aus Manchester, London, Madrid, Barcelona und München in der sommerlichen Hitze der Golfregion um Punkte Fußball spielen, soll ihnen eine Antrittsgage von 200 Millionen Euro geboten worden sein. So stand es in der ehrwürdigen englischen Tageszeitung Times.

Wenn die das schreiben, muss es ja stimmen, mögen sich die Leser gedacht haben. Und außerdem wundert sich schon lange keiner mehr, wenn die Katarer Geld für teure Fußballklubs oder -spieler auf dem Sportmarkt werfen. Die Scheichs eben!

So weit kommt’s noch! Das mag sich so manch einer gedacht haben, der zu Beginn dieser Woche wieder einmal auf dem französischen Sportblog gelandet ist, der sich Les Cahiers du Football (Fußballhefte) nennt. Dort war – und ist es noch immer – ein Eintrag zu finden, der wie ein Nachrichtentext daherkommt, aber unschwer als Gag zu identifizieren ist.

Agence Transe Presse (hihi)

Das Achtung-Satire-Zeichen steht gleich am Anfang des Textes. Er soll von einer Agentur namens Agence Transe Presse (hihi) kommen. Im Text ging es um einen irrwitzigen Plan aus Katar, eine Weltsuperliga des Fußballs zu etablieren, mit Antrittsgagen von 200 Millionen Euro im Jahr und holografischen Übertragungen der Spiele der 24 besten Mannschaften der Welt in deren Heimatstadien. Verrückt, mögen sich die Leser gedacht und vielleicht gelacht haben: Auf so etwas kommen nicht mal die irren Scheichs!

Zwei Tage nach der Scheichsatire ist der oben erwähnte Text in der Times erschienen, und schnell ist die Frage aufgekommen, ob Fußballreporter Oliver Kay auf einen Scherz aus Frankreich reingefallen ist. Eine „Exklusivgeschichte“ über drei Tabloid-Seiten hat er seinen Lesern präsentiert, in der angekündigt wird, dass die neue Liga, die in Katar, Bahrain und „möglicherweise auch in Saudi-Arabien“ ausgespielt werden soll, im April offiziell vorgestellt würde.

„Wir müssen genial sein“

Ein Logo hat die Times auch schon präsentiert. Es ist das Gleiche, das auch in dem französischen Fußballblog abgebildet war. Wer das vergleicht, kann nur zu dem Schluss kommen, dass das alles nur geklaut ist.

Die französischen Witzbolde haben sich schnell lustig gemacht über die Times und deren Sportreporter. „Wir haben wohl etwas erfunden, was 15 Stunden später wahr geworden ist. Wir müssen genial sein, sollten Wetttipps verkaufen“, twitterten die Cahiers, nachdem Oliver Kay versichert hatte, dass er eine ganz eigene Quelle für seinen exklusive Story hatte, auf die – ein paar Stunden lang zumindest – auch das Springerportal Bild.de reingefallen ist („Milliarden-Projekt! Scheichs planen Klub-WM!“).

Oliver Kays Arbeitgeber stellte sich zunächst hinter seinen Reporter, schließlich sei den Katarern wirklich alles zuzutrauen, wie Sportchef Matt Dickinson verlauten ließ. Die Scheichs vom katarischen Fußballverband haben unterdessen dementiert, dass es Pläne für eine Superliga gibt. Aber soll man denen glauben? Sind schließlich Scheichs.

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1 Kommentar

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  • BL
    B like Berlin

    Wenn Redaktionen ständig den Rotstift bei Personal und Auslandskorrespondenz ansetzen, ihren verbliebenen Redakteuren finanzielle Daumenschrauben anlegen, dann bleibt anscheinend nur noch das "Copy / Paste", das aber gleichzeitig das Gehirn ausgeschaltet wird und nicht mal versucht wird die Quelle zu verifizieren, dürfte dann wieder der Faulheit entspringen oder der Selbstüberschätzung - worauf dann doch wieder ein Arbeitsplatz frei werden dürfte.