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„Unsere Mütter, unsere Väter“Wieder nur ein deutscher Film

Am Mittwoch strahlt das ZDF die letzte Folge von „Unsere Mütter, unsere Väter“ aus. Das angebliche Meisterwerk zeigt: Wir können es einfach nicht.

Tarantino wüsste, wie's geht: Soldat Wilhelm (Volker Bruch). Bild: ZDF

Ach, so fickten Nazis? Rammelig? Nähmaschinenartig, der Mann, ein Sturmbannführer, die aggressive Nadel. Die Frau, eine Sängerin mit Karriereambitionen und dem Wunsch, ihrem jüdischen Freund mithilfe des NS-Kaders zu Ausreisepapieren zu verhelfen, hingegen leidend, duldend, der Stoff, in dem die Nadel sich dauerzuckend versenkt.

Ach, wär’s doch bei solchen Klischees geblieben, bei diesem Phantasma vom nationalsozialistischen Deutschen, der Sex nur als Entsamung und Unterwerfung leben kann; die Frau als Opfer. Doch leider ist der Umstand, dass „Unsere Mütter, unsere Väter“ festes Einbildungswissen nur reproduziert, nicht einmal der gewichtigste. Sondern dass der Film nicht wirklich berührt.

Gelegentlich lugt in der Rezeption dieses 270-Minuten-Epos durch, um was es wahrhaft geht: dass das deutsche Publikum sich nach der Ausstrahlung ähnlich erfasst zeigt wie vor 34 Jahren. Damals lief im deutschen Fernsehen eine US-amerikanische Serie in Schwarz-Weiß – „Holocaust“.

Das Wort war bis zur Ausstrahlung der Geschichte einer deutschen jüdischen Familie in jedwedem Sprachgebrauch ungeläufig. Mit der Serie war das Thema des Mordes an den Juden keines der gelehrten Nischen mehr. Sie machte das Leid der Opfer der NS-Zeit zum Maßstab öffentlichen Denkens und Sprechens in der Bundesrepublik.

Deponie Made in Germany

Das soll nun auch „Unsere Mütter, unsere Väter“ gelingen: Dass man drüber spricht, dass man sich gewärtig wird, wie unsere Vorfahren, Mitläufer oder Mittäter des Nationalsozialismus, lebten und überlebten. Wie sie, normale Bürger und Bürgerinnen, in dem Film Heranwachsende zumeist, im Laufe der Kriegshandlungen roh und fühllos werden. Ja, das war und ist das volkspädagogische Ziel – und es scheitert auf der ganzen Linie. Dass über diesen Dreiteiler auch am Arbeitsplatz, in Freundeskreisen verhandelt wird, liegt nicht an der Geschichte von fünf jungen Deutschen selbst, sondern gelingt trotz des Films.

Denn an der Story selbst kann es nicht liegen. Sie verhält sich zu „Holocaust“ des Jahres 1979 wie die hohe Kunst der Werkhallen Hollywoods zur filmästhetischen Sondermülldeponie Made in Germany. Deutsche Filme, sie können es nicht (mit der Ausnahme der Uwe-Tellkamp-Verfilmung von „Der Turm“, zugegeben).

Sie können nicht Gefühle plausibel machen, sie legen keine Handlung zwingend – was auch damit zu tun hat, dass die Helden von „Deutsche Väter, deutsche Mütter“ selbst im schlimmsten Kriegshagel in russischen Hinterhöfen noch telegen, sauber und adrett aussehen, der Staub auf ihren Antlitzen wie Make-up. Selbst bei den Blutbädern wünschte man sich: Leute, lasst euch doch von Tarantino mal sagen, wie das geht.

Vielleicht wollte man künstlerisch nicht alles riskieren. Das nämlich hätte bedeutet, die der allzeit tödlichen Judenfeindschaft stets innewohnende Gehässigkeit und Bosheit mit zu zeigen – doch so fies wollte man die Figuren, die doch unsere Vorfahren geben sollten, auch nicht zeichnen.

Wir sind alle Führer

Diese Feigheit vor dem Stoff ist eventuell auch der Grund, weshalb tatsächlich alle deutsche Welt nun glaubt, sie habe einen prima Film gesehen: Mann, das haben wir ja nicht gewusst!, Mensch, wie verhängnisvoll!, Ach, in was die sich hineingeschliddert haben! „Unsere Mütter, unsere Väter“ zeigt auch nichts von den Jahren vor dem Kriegsbeginn. Keine Führergeilheit, keinen schrotigen Antisemitismus, keine Gewalt, vor allem keine Charakterbildung nach dem Gusto „Wir sind alle Führer und machen uns die Welt untertan“.

Was der Film macht, liegt nicht direkt an uns selbst: In jedem der Zuschauer wird ein eigener, unbewusster Dauerclip wachgerufen – voll mit Familienerinnerungen. Mit Bildern von der Kinderziehung in den Fünfzigern, Sechzigern und Siebzigern, mit Depressionen, Süchten und aggressiven Selbstbehauptungsgesten.

Götz Aly sagte in der 3sat-Kulturzeit, man müsse diese Trilogie, ein Dokument der Traumata jener Generationen, die damals jung und zukunftsfroh waren, „ertragen“. In Wahrheit muss das niemandem appelliert werden: Ertragen müssen die Nachkommen des NS-Deutschland die Familienchroniken ohnehin schon immer. Opa war kein guter Nazi, Oma auch nicht – und die Eltern, im günstigsten Fall, kamen irgendwie davon.

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81 Kommentare

 / 
  • C
    Cale

    Der Film war sicher eher mittelmäßig, da kann man den Kritikern nur zustimmen, aber es war ein Schritt in die richtige Richtung ...

     

    Drei weitere Anmerkungen:

    - Die Gleichstellung von Nazi - und DDR-Zeit ist eine weit verbreitete Lúge, eine Geschichtsklitterung ... da sollte die alte BRD erst mal kritisch durchleuchtet werden, die sicher auch Parallelen aufweist ... in historischer Kontinuität zum III Reich

    - Es gibt weder in diesem, noch in einem anderen Film der BRD eine kritische Betrachtung der Rolle der deutschen Industrie, die erst die Machtübernahme der Nazis ermöglichte ... Millionen stehen hinter mir ... mit der vom kalten Krieg diktierten "Begnadigung der NS-Wirtschaftsführer" durch die Amerikaner 1951/52 ist das Thema für die BRD erledigt ... warum wohl? - es ist eine Liste der heutigen deutschen Großfirmen ...

    - Das ZDF ist sicher eine etwas verstaubte 50-jáhrige Adenauer-Schöpfung .... doch heute ist mit Sicherheit zumindest im Nachrichtenteil besser als alle privaten TV Werbeträger-Versuche die Welt zu erklären ...

  • J
    Jesso

    @ Ruby

     

    Ruby, ich danke Dir für Deinen link zu "Aimee und Jaguar".

    ich habe all die artikel gelesen und bin damit wieder einmal einer deutschen lüge auf die schliche gekommen, vor der ich so lange die augen verschlossen habe.

     

    damit du verstehst: ich bin in deutschland geboren und aufgewachsen und ich bin inzwischen bereit, alles zu tun, um nicht mehr deutsch zu sein, um mich zu verändern, so dass ich eines tages sagen kann, dass ich DAMIT nichts, nichts mehr zu tun habe!

     

    ich finde dieses land von tag zu tag grausiger.

     

    und dieser dreiteiler ist nur wieder eine weitere art der deutschen, zu erklären, dass sie alle gute gründe hatten, nicht dagegen aufzustehen und ein weiteres kolektives statement für: na, wir hätten es doch auch nicht anders gemacht, gib mir noch etwas popcorn und dann lehne ich mich wieder in meinem sofa zurück.

    schon am anfang wird einem doch schlecht: wie kann diese blonde schlampe auf der kleinen party vom endsieg quatschen, während sie zeuge wird, wie EIN FREUND VON IHR fast deportiert wird, nur weil er jude ist?

    mein land wurde systematisch emotional getötet, bis sie alle zu kleinen robotern wurden, die taten, was man ihnen befahl, wie tom schilling in diesem film, und genau, wie hans und sophie scholl es in ihren flugblättern schon 1942 beschrieben haben.

    ich hasse diese deutsche kälte. so, wie die väter in diesem miesen film mit ihren kindern reden, genauso "lieben" die deutschen noch heute.

    dieses land ist grauselig.

     

    es lebe die liebe, die wahrheit und das licht!

     

    noch einmal danke, ruby.

    ich hätte lust, mich mal mit dir zu treffen, was hältst du davon?

  • NF
    Norbert F. Schaaf

    Im 3-Teiler ist ein deutscher Offizier zu sehen, der ständig seine eigenen Kriegsverbrechen penibel mit der Fotokamera dokumentiert. So etwas geschah dermaßen oft, dass eine ganze Groß-Ausstellung mit solchen Bildern veranstaltet werden konnte, die Wehrmachtsausstellung. Auf die Rückseite dieser Fotos hatten die Soldaten oftmals militärisch stolz ihre Verbrechen gegen die Menschlichkeit mit Angabe von abscheulichen Einzelheiten bezeugt, wofür sie sich aber überwiegend aus der Verantwortung stehlen konnten mithilfe der Obrigkeitsinstitutionen der neuen deutschen Republiken und auch der katholischen Kirche, die vielen Kriegsverbrechern über die sogenannte Rattenlinie nach Südamerika, z.B. Argentinien verhalfen.

  • W
    Waldmeister

    Diese Rezension sagt nichts über den Film, aber viel über den Rezensierenden. Sie sagt nicht aus, wie der Film war, sondern wie er ihn gerne gehabt hätte damit er in sein Weltbild paßt.

     

    Übrigens: hier vor Ort gab es ein amerikanisches Kriegsgefangenenlager, in dem ungefähr die Hälfte der Inhaftierten (die haben damals alle eingesammelt, die eine Uniform trugen, sogar den Förster und den Briefträger), eine mittlere dreistellige Zahl starben. An dieses (und diese Toten) erinnert übrigens exakt *nichts*. Das sind Tote 2. Klasse.

     

    Und wer sich immer fragt, warum sich die Menschen dem NS nicht entziehen konnten, der braucht nicht so weit zurückzuschauen, 25 Jahre zurück reichen schon. Er schaue einfach mal in die DDR. Dort gabs auch eine "Wohlfühldiktatur". Und es gab die Partei (wer irgendwo auch nur Abteilungsleiter oder eine bestimmte Weiterbildung haben wollte, mußte Mitglied in einer der Blockparteien werden, ansonsten ging das einfach nicht), es gab Jungpioniere und FDJ (Pendant zur HJ), GST und Wehrlager.

    Wenn man wirklich mal untersuchen will, wie man ein Volk auf Linie bringt, dann muß man nicht bis zum NS zurück, es gibt ergiebigere Quellen in der näheren Vergangenheit.

     

    Zum Thema "alle Soldaten haben an der Front Verbrechen begangen":

    Ein Großteil der Soldaten hat, wenn überhaupt, nur kurze Kampfhandlungen erlebt. In jeder Armee&Krieg ist der Anteil der aktiv kämpfenden Truppe weit geringer als der der Nichtkämpfenden (aktuell zB kommen auf einen kämpfenden Soldaten 5-10 Nachschieber, Verwalter etc).

  • G
    guruganesh

    Die ewig deutsche Lust an der Selbstzerfleischung: Da gelingt dem ZDF tatsächlich eine Produktion, die sich wohltuend aus dem sonst eher trüben TV-Krimi-Pilcher-Talk-Einerlei hervorhebt - aber "wir können es einfach nicht"... Zum Glück gibt es aber ja auch immer die Jan Feddersens, die uns Deutschen zeigen, was wir am besten können: Uns selbst schlechtreden...

  • AW
    Ami Wee

    Man könnte meinen, daß sei der erste Film über die Nazizeit nach 1945.

    Sorry, aber diese Begeisterungsstürme über ein schlichte und sehr einseitige Fernsehserie kann ich nicht nachvollziehen. Hat das deutsche Publikum die 68ziger Diskussionen und Filme wie "Tadellöser und Wolff" etc. verschlafen? Was haben den unsere "Großmütter" gemacht, die nicht im Fronteinsatz oder Gesangsstar waren gemacht? Vielleicht ist man auch einfach nur froh, daß es keine weitere Doku von Guido Knopp mit dem Titel "Hitlers Hunde" war. Unter dem Aspekt bin ich dann auch über jedes Unterhaltungsfilmchen begeistert.

  • E
    Enemenemu

    Mir geht es ebenso wie ABO mit den wenig gelungenen

    Filmkritiken in der taz. z.B. The Prince of Avalanche(Berlinale, lange her, ich weiß) - liebenswerter, komischer, witziger Film - von Herrn Diedrichsen schlecht besprochen, bekam dann Preis für Drehbuch...

    Im Fernsehen: Verratene Freunde - gut besprochen in der taz - doch misslungene, nicht durchgehaltene Charaktere. Und nun Jan F. Fast ist es schon so, dass ich vermuten kann, dass ein Film, der in der taz schlecht besprochen ist, mir gefallen wird - und umgekehrt. Ihr habt so super gute Leute - in Politik,Wirtschaft, Reportagen etc. - warum nicht im Feuilleton? Warum lasst Ihr nicht öfters Christina Nord über Filme schreiben? (siehe ihre

    gekonnte Kritik zu dem letzten Tarantino.

  • R
    Ruby

    @Hoffamnn

     

    Wie gesagt ich möchte ihnen Ihre persönliche Familiengeschichte nicht absprechen, mag alles sein.

     

    Nur, ich habe so oft schon relativierende Geschichten und abenteuerliche Erklärungsmodelle darüber gehört das diverse Großväter und Familien eben keine Lupenreinen Nazis waren sondern von den Ereignissen quasi wehrlos überrollte insgeheime Wiederständler waren.

    Denunzianten und Täter waren immer die anderen.

     

    Den Geschichten alleine in meinem Umfeld nach hätte es Nazideutschland nicht gegen können, da es schlicht an Nazis gefehlt hätte.

     

    Und ich schaffe es auch einfach nicht sensitiv gegenüber den Unterstützern einer Mörderbande zu sein, die einen Weltkrieg angezettelt hat und die sich Antisemitismus und Vernichtungswahn ins Parteiprogramm schrieb.

    Für jeden Nachlesbar und allseits bekannt.

    Das ist kein Schuldkomplex sondern gesunder Instinkt.

     

    Wer noch mehr Beispiele möchte über den andauernden Versuch Fakten und Geschichte innerhalb des "deutscher Films" subtil umzudeuten dem empfehle ich folgendes zu lesen:

     

    Ein Schlag ins Gesicht der Überlebenden:

    Eine retrospektive Kritik an "Aimée und Jaguar"

     

    einfach mal googeln.

  • N
    Nestbeschmutzer

    @ Ruby

    Danke für Ihren Beitrag, den ich nur unterstreichen kann. Besonderen Dank aber für Ihren Schlußsatz:

    "Ich bin seit jeher befremdet, diesem Land und seiner Mentalität und auch meiner Familie gegenüber."

    Er gibt exakt mein Empfinden wieder, welches mich auch nach der Lektüre beinahe aller Posts hier überkommt.

  • H
    hoffmann

    @Ruby

    Tut mir leid für Sie wenn Sie sich nicht informieren wollen. Meine Großeltern wurden erst ab 1940 deutsch, zuvor wurden sie in Polen als Deutsche diskriminiert. Nie von den polnischen Nachbarn selbst, mit denen kam man vor, während u. nach dem Krieg gut aus. Aber weil der Großvater in SS mußte hat man ihm bei Rückkehr mit dem Strick gedroht.

     

    In D waren im Höchststand gerade mal 7,5 Mio Deutsche in der NSDAP, inkl Mitgliedern in Österreich u. Sudetenland.

    Viele davon nur weil sie ihre Arbeit u. Pension behalten wollten.

     

    Dieser deutsche Komplex sich selbst zu beschuldigen und die deutschen Opfer zu mißachten u. übersehen ist umso trauriger daß heute im Bundestag der Rede von Otto Wels gedacht wird wo jegliche Minister von CDUCSUFDP fehlen. Aber wer hätte anderes erwartet, sie haben alles Recht dazu sich zu schämen in solchen Parteien Mitglied zu sein.

     

    Der "sogenannte größte Deutsche" Adenauer war in den 30ern nicht nur Bürgermeister sondern Aktienspekulant, wurde von den Briten wg Unfähigkeit abgesetzt u. hat als Kanzler die Nazis gerne eingestellt.

  • GW
    Gerd Walther

    Ganz offenbar haben wir unterschiedliche Filme gesehen. Nun muss ja ein Kommentar nicht den Anspruch eines journalistischen Artikel erfüllen, aber irgendwie habe ich beim Schreiber das Gefühl, dass der Fil partou nicht gut sein darf...Sexuelle Fragen, mit denen er dominant einsteigt ins Thema waren für mich beim Film derart nebensächlich, dass ich nie auf die Idee gekommen wäre, denen so viel Gewicht einzuräumen. Dreckige verschmierte Gesichter, mit spröden Lippen, aufgeplatzt und wund fielen mir wohl auf, aber kein schickes Make-up in Kampfszenen.... daher bleibe ich dabei: wir haben offenbar einen unterschiedlichen Film gesehen.

  • R
    Ruby

    @Hoffmann

     

     

    ihre umfangreichen fast akrobatischen Erklärungen hinsichtlich der Reinwaschung ihrer Familie und Großväter mal abgesehen, ist die Faktenharte und traurige Realität der Nazizeit schlicht, das die NSDAP von der Mehrheit der Bevölkerung unterstützt wurde im vollen Wissen um die Ziele der NSDAP und in kultischer Verehrung und Liebe dem Führer gegenüber, Hitler und seine Partei galten seinerzeit als Heilsbringer, das Buch mein Kampf war weit verbreitet (gabs gratis zur Hochzeit) und damit auch der ganze üble antisemitische Inhalt.

     

    Bei meinen Urgroßeltern Jahrgang 1910 hat noch bis zu ihrem Tode Mein Kampf im Wohnzimmer Regal gestanden und heute steht es bei einem anderen Teil meiner Familie die fast alle SPD Wähler sind und sich als Teil eines aufgeklärten modernen Deutschlands sehen und mit Nazis nun natürlich wirklich nichts am Hut haben , die haben das Machwerk nicht verbrannt oder vergraben oder in den Fluss geworfen angeekelt und betroffen von dem Greuel dieser Zeit.

    Ach was.

    Dieser deutsche Komplex sich immer aus allem rauszureden und diese latente Schönfärberei wirklich jeden unangenehmen Themas gegenüber verhindert eine wirkliche Aufarbeitung, das deutsche Gemüt betrauert auch Dresdner Opfer und wird nicht müde die angebliche Kriegsschuld der Aliierten immer wieder vorzurechnen.

    Von dort ist der Weg nicht weit um über die zionistische Weltverschwörung und dem bösen Ami an sich zu fabulieren um ganz am Ende wieder zu sich selbst zu finden.

    Ich bin seit jeher befremdet, diesem Land und seiner Mentalität und auch meiner Familie gegenüber.

  • PH
    Paul Huber

    Ach je, Herr Feddersen,

     

    sie müssen sich ja ganz schön ärgern. Ich ärgere mich über ihren Beitrag. Das ist peinlich. Sie finden den "Turm" gut. Dieses gemütliche, verharmlos Fernsehen? Vermutlich finden sie auch "Adlon" ganz toll. Sie tun mir leid. Der Film war großartig, unterhaltsam und vor allem: Menschen reden darüber. Damit ist das Klassenziel erreicht. Ich muss mir ernsthaft überlegen, ob ich mir die TAZ weiter kaufen soll - dieser Artikel ist nur zum ärgern.

  • L
    L.B.

    Zitat: "Die taz behält sich vor, beleidigende, ...oder unangemessene Beiträge nicht zu publizieren." Ich fühle mich von Herrn Fedders "Beitrag" jedenfalls sehr beleidgt.

    Danke für die Beiträge u.a. von Peter H., kris oder Ulrich, die in meinen Augen die richtigen Gedanken und die passenden Worte dazu gefunden haben.

    Dank vor allem an die an diesem Film Beteiligten für diesen bewegenden und sowohl zum nachdenken als auch zum handeln anregenden Film. Den Neonazis keine Chance!

  • P
    petronius

    herr bandwurm:

     

    "Niemand "musste" zur SS, auch ihr Großvater nicht! Geschichte erste Klasse!"

     

    in welcher schule waren sie?

     

    schade, daß es kein schulgeld mehr gibt - sie könnten es sich sonst zurückerstatten lassen

     

    daß vor allem gegen ende des kriegs und unter den volksdeutschen in eroberten gebieten sehr wohl zur ss eingezogen wurde, können sie sogar in wikipedia nachlesen

  • P
    petronius

    ach hr. feddersen...

     

    sie waren doch damals auch nicht dabei - das einzige, was sie also den filmemachern vorwerfen, ist, daß deren vorstellung von den damaligen verhältnisen halt nicht mit dem korrelieren, was sie sich gern vorstellen möchten

     

    und tarantino als vorbild heranzuziehen, nachdem man mangelnde historizität beklagt hat:

     

    gehts eigentlich noch dümmer?

  • T
    tommy

    Muss ich erstaunlicherweise sogar zustimmen. Der Film ist schon von der Grundsitaution her absurd - dass 1920 geborene, also als Jugendliche im NS sozialisierte Deutsche 1941 (nach fünf Jahren Rassengesetzen!) mit ihrem jüdischen Kumpel (der in der Wirklichkeit schon lange geächtet, marginalisiert und von brutaler Gewalt bedroht gewesen wäre) feiern und dann frohen Mutes ostwärts in den Krieg ziehen - ist das plausibel?. Dort begehen sie dann unter dem Druck der Umstände Verbrechen, haben aber dabei natürlich ein schlechtes Gewissen und bleiben im Grunde doch stets sympathisch, seltsam unideologisch und anscheinend nicht wirklich vom NS-Gedankengut beeinflusst. Richtig böse sind natürlich nur Hauptsturmführer, SSler und sonstige stereotype Nazischurken (und polnische Antisemiten - die leiden anders als die feingeistigen Deutschen nicht einmal seelisch, wenn sie Juden quälen). Ganz zu schweigen von zahlreichen melodramatischen Implausibilitäten im Plot. Ich halte im Allgemeinen wenig von deutschen Schulddiskussionen und kann auch die Pauschalverurteilung der damaligen Deutschen, wie sie heute zuweilen betrieben wird, nicht teilen. Aber dieser Film war dann doch ein bißchen zu harmlos und auf Harmonie bedacht. Wieso er in manchen Medien so hochgejubelt wird, ist mir schleierhaft.

  • S
    Seelchen

    Die Verhärtungen der Seele, die der Krieg gebracht hat und vom Film hervorragend geschildert werden, bestehen auch noch heute, bei der Enkelgeneration, ich glaube, das ist das, was aus dem Kommentar von Herrn Feddersen, wenn auch unbeabsichtigt, hervorgeht. Mehr Zärtlichkeit, da hat der Franziskus schon einen Mangel richtig erkannt. Und da gibt es nichts zu lachen.

  • GM
    G. Martin

    Zitat:

     

    "Wir behalten uns vor Kommentare nicht freizuschalten, wenn sie unverständlich, zusammenhanglos oder nicht weiterführend sind oder die Wortwahl ausfallend ist."

     

    Weder habe ich mit meinem ersten Kommentar in irgendeiner Weise diesen Ausschlusskriterien entsprochen noch war ich beleidigend oder unsachlich.

     

    Wenn jeder etwas zuspitzend und polemisch verfasste Kommentar wegzensiert wird, müssen die ZensorInnen sich fragen lassen, ob sie damit wirklich einer demokratischen Streitkultur dienen oder von der Arroganz der Damen und Herren der Worte erfüllt sind.

     

    Mir ist vage eine statistische Erhebung in Erinnerung,nach der die schreibende Zunft zum größten Teil aus Menschen besteht, die mindestens in gut bürgerlichen Verhältnissen sozialisiert wurden. Menschen dieser Provinienz ist meiner Erfahrung nach eine gewisse Besserwisserei eigen und auf Polemik reagieren sie mit dem überheblichen Naserümpfen ihrer Kaste.

     

    Als ich vor Jahren die taz abonniert habe und auch beim Verfassen meines frühabendlichen Kommentars habe ich das einmal mehr für einen Moment vergessen. Wie konnte ich nur!

     

    Sie tun mir ehrlich Leid.

     

    Herzlich aus dem zunehmend verbürgerlichenden Kreuzberg,

     

    G. Martin

  • R
    Rio

    zu @Beutedeutsche: Interessante Sichtweise. Fragt sich nur, ob nicht Du im All warst. Letztendlich kommt es auf das persönlich Umfeld an, in dem man sich bewegt und sich abgibt. Und darauf hat man einen Einfluss. Ich selbst bin den umgekehrten Weg nach Osteuropa gegangen. Würde dort allerdings nicht alle Menschen über einen Kamm scheren. VEREINZELT gibt es dort bei manchem Zeitgenossen Demokratiedefizite, so z.B. eine andere politische Meinung oder die Herkunft nicht zu achten. Hätte nie gedacht, das mal zu schreiben, aber bin froh in Deutschland aufgewachsen zu sein. Habe gelernt, dass die Vergangenheit Teil meiner Gegenwart ist, auch wenn ich die Vergangenheit nicht miterlebt habe. Daraus kann man nur lernen.

  • H
    hoffmann

    @Beutedeutsche

     

    In Polen wurde vieles nicht in der Schule gelernt. Aber Sie haben Internetzugang, suchen Sie mal nach Ermächtigungsgesetz. Die Abstimmung war am 24.3.1933 u. hat Hitler diktatorische Macht gegeben.

    Einzig die Sozialdemokraten haben dagegen gestimmt u. mußten danach aus dem D fliehen oder sie landeten im KZ. Als Beispiel können Sie Kurt Schumacher nehmen.

    Die konservativen, liberalen, Katholen haben damals für Hitler gestimmt!

    Die letzten freien Wahlen waren 1932, dort erreichten die Nazis nur 33% der Stimmen! Großindustrielle aus dem In- u. Ausland, dt. Militaristen haben Hitler dennoch zum Erfolg geholfen.

     

    Auch 1917 als in Rußland der Zar gestürzt wurde hatten nicht die Bolschewisten die Macht sondern bürgerliche Demokraten. Erst als die Deutschen im Krieg Lenin nach Rußland fahren ließen u. mit Geld unterstützt haben konnten die Bolschewisten gegen eine Mehrheit die Macht übernehmen!

     

    Aber ich glaube in Polen wird auch heute noch gelernt daß Kopernikus Pole sei.

  • H
    hoffmann

    Die taz könnte ruhig mal aufklären wie man SS-Angehöriger wurde.

    Nicht-Reichsdeutsche sind i.d.R. meist der Waffen-SS zugewiesen. Da war nix mit freiwillig melden! Nicht jede Einheit der Waffen-SS mußte Verbrechen verüben sondern diese wurden gerne für gefährliche Fronteinsätzen ausgewählt.

     

    Die USA-Gläubigen hier sollten sich mal mal die Doku "Hitlers amerikanische Geschäftsfreunde" ansehen die in der ARD lief.

    Zu sehen auf youtube. Mir sagt dieser Film daß sogar der Polenfeldzug ohne Hilfe amerik. Firmen nicht möglich gewesen wäre u. mit einem strikten Boykott hätte man den WK vermeiden können. Das sollte eine gute Lehre für heutige Kriege u. Interventionen sein!

  • A
    annalivia8

    zitat: " das muß niemandem appelliert werden"

    --was ist denn das für eine sprache?

    geschwurbel...diskreditiert sich selber, wer so gräßliches deutsch (?) schreibt.

  • H
    Herzi

    So schreibt jemand, der selbst noch in seiner Täterschaft gefangen und noch unfähig ist zu verstehen, wie das Geschehen diese Menschen traumatisiert hat. Das wird fast in jeder Sendeminute deutlich. Eine Fundgrube für Traumapsychologen.

  • M
    Manuel

    @Hoffmann:

     

    Erstaunlich, wie sie es erneut schaffen, nicht substantiell auf die an ihrem ersten Erguss geäußerte Kritik zu reagieren. Aus diesem Grunde verhalte ich mich nun auch mal gänzlich infantil und gehe auch auf ihre erneuten, wieder mal hauptsächlich von ihren Großvätern auf die allgemeine Geschichte umgemünzten, ich nenne es mal Ansichten, ein.

    Erschreckend und belustigend zugleich, dass sie die Ironie des ersten Satzes ihrer zweiten Anführungen „Ja, die Wahrheit hören hier viele Leute nicht gerne.“ nicht verstehen. Damit haben sie genau ihr Verstecken vor der geschichtlichen Realität beschrieben. Bravo!

    Und, entschuldigen sie, aber ich denke ich brauche mir gerade von ihnen keine geschichtlichen Belehrungen antun, noch dazu, wenn sie auf einem so immens dünnen Fundament fußen.

     

    „Leute, informiert euch über eure Großväter u. laßt euch nicht blind Bären aufbinden!“

    Genau dies habe ich in den letzten Jahren durch geschichtliche Forschung immer und immer wieder getan und kann deshalb nur hoffen, dass sie mit diesem letzten Satz ihrer Ausführung auch erneut sich gemeint haben, es wäre ihnen zu wünschen!

  • GM
    Georg M.

    Sehr geehrter Herr Feddersen,

     

    dass man auf Ihr Geschmacksurteil nicht unbedingt etwas geben muss, wissen wir alle schon, seitem sie dunnemals die taz als Vehikel für Ihre Eurovisionsausschweifungen missbraucht haben.

     

    Wahrscheinlich haben wir beide auch zwei verschiedene Filme gesehen.

     

    Was ist ein Meisterwerk? Darüber kann man wirklich lange streiten und zu völlig unterschiedlichen, dabei aber völlig gleichberechtigt nebeneinander stehenden Ergebnissen gelangen.

     

    Einer meiner Vorschreiber hat mit dem Verweis, dass Tarantino nun wirklich kein Vorbild für den Umgang der Deutschen mit ihrer Geschichte sein kann, völlig recht. Um so bezeichnender für Ihr bemitleidenswertes Resümée ist es, dass Ihnen Qualle Quentin als einzige Referenz einfällt.

     

    Ich wünsche Ihnen von Herzen das charakterliche Potenzial, mit etwas größerer Bescheidenheit auf Ihre filmjournalistischen Talente zu blicken.

     

    Herzlich,

     

    G. Martin

  • I
    Ibogain

    Feddersen disqualifiziert sich spätesten mit dem Verweis auf Tarantino. Stellen sie sich vor, Tarantino hätte bei Schindlers Liste mitgewirkt.

    Unglaublich, das hier Geschichtstrash, der einzig und allein unterhalten kann, sich auf keinen Fall aber auch nur für eine Minute an die Darstellung der damaligen Realität annähert, mit dem Versuch einer ernsthaften Aufarbeitung verglichen wird.

    Tarantino hat hier nichts verloren. Ernsthaftigkeit ist nunmal seine Sache nicht. Genau darum ging es dem ZDF aber.

  • FD
    Frank Dietz

    Moment, Moment...wer ist der Hollywoodaffine Macho hinter dem Pseudonym Jan Feddersen? Til Schweiger?!!

     

    Klar bauen die Dramaturgen einige fette Klöpse in die neue deutsche Miniserie ein, weil sie frank und frei wie im Hitchcock-Thriller vorgehen.

     

    Aber Unwahrscheinlichkeiten fanden auch in der schon legendären Serie Holocaust reichlich Platz, man denke nur an die wundersame Wiedervereinigung der jüdischen Familie vor dem Abtransport ins KZ. Und auch dort gibt es das Klischee vom Sex gegen vorgeblichen Schutz für den bedrohten Lover.

     

    Natürlich ist der perfide Nazi, der den Geliebten der missbrauchten Frau doch den Schergen ausliefert, in der deutschen Adaption nicht so fein gezeichnet wie im amerikanischen Original. Und natürlich werden die Protagonisten nicht von einer Meryl Streep und einem James Wood herzzereissend authentisch verkörpert.

     

    Aber das darstellerische Niveau von Holocaust als Massstab zu benutzen, dass eine Streep und einen Woods ganz zurecht zu grossen Schauspielern machte, ist schlicht nicht fair, und Tarantino hat erst recht nichts hier zu suchen.

     

    Tarantino beschreibt überhaupt keine Nazis, die je existiert haben. Seine Parodie ist auch eine Fabel auf die Klischees der Nazi-Rezeption und gerade eine Karikatur solcher schematischen Vereinfachungen, wie sie Autor Feddersen für die Beschreibung von Nazis einfordert.

     

    Dass die Typen schön sauber durch alles durchgehen, ist schlichter Blödsinn. Insbesondere Tom Schilling liefert eine sich völlig psychologisch stringent entwickelnde Hauptfigur ab, ab der sich die ganzen Widersprüche und Unausweichlichkeiten des Soldaten im Allgemeinen und des auführenden Organes eines irre brutalen Regimes im Besonderen quälend vielschichtig abbilden. Allein die Darstellung der Situation der Wehrmacht in Russland, von deren Verbrechen endlich einmal alle Schutzfilter und Blenden weggezogen sind, macht die Serie zu einem notwendigen und wegweisenden Ereignis.

     

    Einiges ist sicher überflüssig. Die ein Liedchen für Landser singende Opportunistin hatten wir schon oft, ein billiger Abklatsch von Fassbinders Lili Marleen zudem die Art, wie sie in Szene gesetzt wurde. Und die grossäugige Krankenschwester namens Charly, die völlig unmotiviert mit dem Lazarettarzt in die Kiste steigt - da legt sich schon der zarte Schmelz des Dämlichen schwer auf die Augenlider. Wenn der Jude aus dem Viehwagon flieht, fragt man sich, wieso die einen Haufen Messer haben, um in den Boden aus dicken Holzbohlen ein riesiges Loch zu machen. Zudem ist es in dem Waggon so schön gemütlich und hell wie auf dem Bollerwagen an Vatertag.

     

    Für mein Empfinden hat man sich zu sowas aber gerade wegen solcher Forderungen hinreissen lassen, wie sie die TAZ-Rezension nun dennoch erhebt: es soll ja amerikanisch sein, grosses Kino, es soll alles zeigen, was das Nazi-Unwesen ausgemacht hat, es soll durchgängig unterhalten und echte Menschen bringen.

     

    Hätte man nur Täter gezeigt, hätten die Opferverbände sich beschwert, es müssen schon zwei Frauenschicksale drin sein, sonst ist was mit der Emanzipation. Alles eben zu ausgewogen und deshalb typisch deutsch am Ende. Ganz wie die Stellungnahme von Jan Feddersen.

  • T
    Teermaschine

    Profunde Kunde...

     

    aus dem Munde eines... Zeitzeugen? - Ach was, wer könnte "authentischer" in die Zeit blicken als Jan Feddersen, einer der taz-eigenen Hohepriester der politischen Esoterik. Frei nach Quentin T., dem Beherrscher rückstoßfreier Handfeuerhaubitzen, verbirgt sich die wirkliche Wahrheit stets eine Handbreit jenseits der Physik und das wahre Gefühl unter einem Wust kruder Metaphern.

  • C
    Cineast

    Zugegeben, diese ZDF-Produktion ist schlecht gemacht, aber auch diese TAZ-„Filmkritik“ ist garadezu unterirdisch geschrieben.

    Und nein, auch Deutsche haben diese Zeit gut verfilmt;

    mindestens zwei herausragende deutsche Filme zu diesem Thema fallen mir hier gleich ein, die Trilogie “Heimat“ von Edgar Reitz und „Aimée & Jaguar“ von Max Färberböck.

    Aber ein Jan Feddersen hat sie wohl nie gesehen...

    Ich empfehle darüber hinaus Filme von Weltformat, wie die von Andrzej Wajda: „Lotna“, „Katyn“ und „Ivans Kindheit“ von Andrei Tarkowski.

  • G
    gerdos

    Der Produzent Nico Hoffman hat bereits andre TV-Blockbuster abgedreht: “Dresden”, “Die Flucht”, “Der Tunnel”, “Das Wunder von Berlin”, “Rommel” und “Schicksalsjahre”, mit Maria Furtwängler als sorgende Gutsherrrin usw. In diese Kette der historisch unscharfen, teilweise geschichtsrevisionistischen Eventmovies reiht sich der aktuelle Dreiteiler als subtiler TV-Beitrag zum “Opferdiskurs” ein.

     

    Wer wirklich etwas Authentisches über die Täter und ihre Moral erfahren möchte, dem empfehle ich das Buch “Soldaten”, Fischer-Verlag 2011:

    Sönke Neitzel und Harald Welzer präsentieren darin Gespräche von deutschen Soldaten, die Briten und Amerikaner zwischen 1940 und 1945 in den Kriegsgefangenenlagern abhörten. Und die sich von ihrer ungeschminkten Seite als ziemlich mordlüstern erweisen. Mit einigem Entsetzen erfährt der Leser, wie wenig Unrechtsbewusstsein unter den Soldaten herrschte, wenn sie sich über ihre Mordtaten unterhielten, wie sie mit den von ihnen verübten Massakern prahlten und übelsten Gewalttätigkeiten zu Witzgeschichten präsentierten: “Die Sache hat mir einen Mordsspaß gemacht.” Auch das Töten von Zivilisten, das Morden von Kindern, die Vergewaltigungen von jüdischen Frauen entlockte den deutschen Soldaten kein Wort des Mitgefühls, der Scham oder des Zweifels. Für Wette bestätigt sich einmal mehr: Je mehr man die Wehrmacht erforscht, desto düsterer wird das Bild.

     

    Leidenschaft beim Morden, Vergewaltigen und Brandschatzen statt Befehlsnotstand.

     

    Und ich vermisste unter den Dokueinblendungen in dem TV-Movie die Sportpalastrede von Göbbels 1943, als er von den "Widerständlern" für seine Frage nach dem totalen Krieg mit tosendem JA zusammengeschrien wurde.

     

    Aber wenn Guido Knopp auf Steven Spielberg trifft ist das Ergebnis eben mehr ein zu einem Eventmovie gewordenes Landserheftchen.

  • U
    Ulrich

    Lieber Jan Feddersen, eigentlich freue ich mich meist über Ihre Artikel, nun hat mich Ihr Artikel aber eher zu einem Leserbrief angeregt: lange habe ich nicht mehr einen solchen Unsinn in der taz gelesen. Zunächst mal ganz oberflächlich: den aktuellen Fernsehfilm mit Hollywood oder Filmkunst zu vergleichen ist billige Polemik und ich erspare mir weiter Kommentare dazu.

    Der Film gefällt mir nicht nur - er erschüttert mich in einer Weise, die ich so nicht erwartet hätte. Die Autoren haben es sich herausgenommen, nicht in erster auf die Opfer zu schauen, denen das ewig-böse Deutsche gegenüber steht. Der Film nimmt es sich überraschend ernsthaft heraus, Menschen in einer Zeit zu zeigen, die jede bisher da gewesene Dimension von Bösartigkeit gesprengt hat. Der Film zeigt dabei, dass diese deutschen Menschen nicht einfach holzschnittartige Tötungsmaschinen waren. Es waren Individuen, die auf sehr unterschiedliche Weise Teil der deutschen Gesellschaft waren – einer Gesellschaft, die das Nazi-Regime ermöglicht hat. Diese Menschen waren von dem, was nach 1933 an Aktionen folgte zunächst begeistert, dann als Grauen folgte, überrascht und schließlich überfordert – und gelähmt, was weitere Reaktionen betraf.

    Diesen Mechanismus zeigt der Film auf – nicht als Entschuldigung für Untätigkeit, aber zunächst als Erklärung für das, was 1945 vergessen und verdrängt wurde. Dabei lässt der Film keinen Aspekt aus. „Keine Führergeilheit, keinen schrotigen Antisemitismus, keine Gewalt“ schreiben Sie, zeige der Film und auch keine nationalsozialistische „Charakterbildung“. Sorry, aber sie haben entweder nur Ausschnitte gesehen oder bestimmte Phasen des Films verschlafen. Nur dass der Film den 5.000sten Aufguss des Reichsparteitages oder marodierender Horden während der Pogrome auslässt, macht den Film nicht schlechter. Der Film fokussiert nicht den überzeugten „Parteigenossen“ oder radikale Schlägertruppen, davon kann sich (fast) jeder ohne Schmerz distanzieren. Der Film stellt den „unschuldigen“ Mittelstand in seiner Zerrissenheit vor und lässt dabei keineswegs die Gräueltaten der Reichswehr aus. Der Film lässt zur besten Familiensendezeit auch das „Ficken“ (s.o. in ihrem Artikel) nicht aus: mutig und wichtig, zumal wir alle seit Wilhelm Reich wissen, zu was die versteckte Vermischung von Macht und verdrängter Sexualität auf gesellschaftlicher Ebene bedeutet.

    Dieser Film öffnet die Augen für das Alltagsleben unserer Eltern und Großeltern, ohne dabei das Schicksal der Opfer zu ignorieren oder zu beschönigen. Vielleicht erleichtert der weitgehende Verzicht auf einfache und billige Schwarz-Weiß-Malerei von OPFER und BÖSE und der Blick auf Individuen mit ihren Widersprüchen und Entwicklungen die Auseinandersetzung mit den Menschen der damaligen Zeit (unseren Eltern und Großeltern). Im besten Falle können wir dann gemeinsam über das trauern, was vor 70 Jahren geschehen ist - und so ein wirkliches Verständnis dafür zu entwickeln, wie sich solche Regime in Zukunft verhindern lassen.

  • B
    Beutedeutsche

    Als gebuertige Pole und ein Halbjude dazu bin ich nach Deutschland in 1984 als schon ein 40-jaehriger gekommen. Ich hatte keine Beruehrungsaengste, viele Fachfreunde als Wissenschaftler, also alles ging OK. Zuerst. Danach jedoch habe ich bemerkt, dass meine ganze Geschichtskenntnisse, die die aus dem Schicksal meiner Familie engepraegt bekommen habe, sind offensichtlich falsch! Ich habe gelernt, dass hierzulande in 1930-ger Jahren eine Horde der genauer nicht bekannten "Nazis" das Land ueberfallen hatte, unter der Fuehrung einen gewissen Hitler. Woher diese "Nazis" stammten, wusste man nicht, vielleicht aus dem All? Auf jedem Fall, unter dieser Nazis has das deutsche Volk furchtbar gelitten, angeblich waren auch die Minderheiten (z.B.Juden)in Mitleidenschaft gezogen. Die Nazis haben dann gezwungen, die Deutschen ein Krieg zu fuehren, und nach dem verlorenem Krieg haben alle wieder (im All vielleicht?) verschwunden. Das alles habe ich hier gelernt... In diesem Sinne, viel Spass bei der Glotze!

  • R
    rotbart

    Tarantino als Vorbild? Für ein ernstes Thema auch noch? Seine unfassbar überschätzten Filme sind billigste, effekthascherische, kliescheebeladene Comics.

  • M
    Moddel

    Die Kritik ist übertrieben und einfach nur verkrampft. Sorry, aber manchmal ist die taz so dermaßen unfair und engstirnig. Da fragt man sich, warum man sich soetwas wie diese Kritik überhaupt antut.

  • E
    Emeritus

    Ein Heimatfilm der anderen Art. Könnte auch von Vilsmaier sein.

  • BB
    Balduin Bandwurm

    @Hoffmann

     

    Niemand "musste" zur SS, auch ihr Großvater nicht! Geschichte erste Klasse!

  • BB
    Balduin Bandwurm

    Ich bin froh über diesen Kommentar. Denn ich habe mir viel von dieser Trilogie erwartet. Was bisher zu sehen war, ist die Wiederbelebung des Mythos von der deutschen Wehrmacht: Ja, der schneidige Held führt den Kommissarserlass aus, aber höchst widerstrebend. Die alten Russen treibt man ins Minenfeld, aber ja nur um selbst zu überleben über den unmenschlichen Umgang mit Partisanen und die Vergeltungsmaßnahmen der Wehrmacht wird geschwiegen. Und dann der Holocaust, der kommt so beiläufig daher wie ihn "Unsere Mütter und unsere Väter gerne gehabt hätten" Als die Juden aus ihren Häuser getrieben werden, stehen die Helden weit abseits. Sie können sich gar nicht erklären was da geschieht, aber wer sind die wahren Übeltäter: Ukrainische Trawniki, die im Sommer 1941 und soweit im Norden niemals im Einsatz waren. Angeführt von einem durch und durch bösen SS Obersturmbannführer, der Untermenschen auf Untermenschen einprügeln lässt. Wichtig dabei: die Wehrmacht bleibt mal wieder sauber und unschuldig, stellt sich sogar gegen die SS. Dass der Überfall auf der die Sowjetunion auch 1941 so gar nicht zum Bild der von preußischer Offizierstugend durchtränkten Wehrmacht passen mag, aber doch alle dem Führer nachliefen, davon kein Wort. Dass die Wehrmacht in Vergeltungsaktionen ganze Dörfer ausrottete, davon kein Wort. Schuld sind immer die anderen, so heißt übrigens der Film der heute Abend zu selben Zeit auf der ARD kommt. ;-)

  • H
    Heiko

    Das Krieg schlecht ist weiß jeder.

    Aber mich nervt es, das immer nur Deutsche die Bösen sein sollen. England hat über 400 Jahre sein Kolonialreich gehabt und hat so Millioen Menschen über einen sehr langen Zeitraum ausgebeutet. Aber darüber spricht kein Mensch.

    Ebenso das spanische, niederländische, portugisische, französiche und belgische Kolonialreich.

    Diese Einseitigkeit stößt mich ab.

  • L
    Lebensfremd

    Wessen Väter, wessen Mütter?

     

    Manche sind nicht in der Lage, zu erkennen, dass auch früher mehr als die Hälfte der Bevölkerung, gar keine Zeitung gelesen hat.

     

    Der normal Dumme macht sich offenbar auch keine Vorstellung davon, wieviele der Eingezogenen überhaupt und wann an vorderster Front kämpfend zum Einsatz kamen.

     

    Wer schlau ist, vermeidet die "Feindberührung".

     

    Auch z.Z. der Bundeswehr mit Wehrpflicht wurde wer -von Grundausbildung abgesehen - zum Kampf zu Fuß und mit dem Gewehr ausgebildet?

     

    Es waren zuallermeist die armen Kollegen von der Sonderschule.

     

    Und bei einem jüdischen Bevölkerungsanteil von 1%, von denen wiederum die Hälfte es bis 39 schaffte, das Land zu verlassen, soll ein jeder was, gewußt haben?

     

    Was meint man wohl, wie das Alltagsleben all jener ausgesehen hat, deren Leben weitgehend aus harter Arbeit bestand.

  • JK
    Jörg Krauß

    Mir fehlt in solchen Filmen immer die "übergeordnete Komponente" der Verwicklungen über Jahre, wie die marktadikale Ausrichtung der Regierungen, der Wirtschaft, der Industrie und des Geldhandels im damaligen europäischen Raum auf diesen Krieg hingearbeitet hat. Auch dieser Film versucht eher über folkloristische Elemente schicksalhaft zu erklären, wie unsere Großeltern mit der tatsächlichen Realität umzugehen hatten. Die Zeit von Ende 1918 bis 1939-45 war ja geprägt vom Börsencrash, milionenfachen Arbeitslosigkeiten und Hungersnöten, die eben nicht vom Volke selbst primär zu verantworten waren. Hier würde ich mir etwas mehr "Bildungsfernsehen" wünschen im Sinne der Verantwortung der oben genannten Protagonisten, wie ganze Völker über Jahrzehnte in diesen wohl ebenso geldpolitisch angerührten Wahnsinn getrieben wurden.

  • J
    johannes

    Gute Kritik. Ich war bereits nach 10 Minuten von der gekünstelten, tw peinlichen und unfreiwillig komischen Handlung, der miesen Schauspielerführung und dem klischeehaften und emotional unglaubwürdigen Drehbuch genervt. Wir können es einfach nicht, schon richtig. Spielberg für Arme - und das liegt nicht am Budget.

  • H
    hoffmann

    Ja, die Wahrheit hören hier viele Leute nicht gerne.

    In die SS wurden nur Freiwillige aufgenommen? Vlt am Anfang des Kriegs aber nicht mehr 1944. Da wurde eben befohlen sich "freiwillig" zu melden.

    Im Übrigen habe ich nicht nur schwarz auf weiß was meine Großväter getan haben u. wo sie im Einsatz waren oder bis 44 gearbeitet haben. Im Übrigen hätten die Polen meine Vorfahren schon 45 vertrieben wenn sie etwas Schlimmes getan hätten. Vom ihrem Landgut sind sie aber erst 1947 während die anderen Deutschen dort gleich 1945 vertrieben wurden. Angekommen in Dtl sind sie aber erst 1949 weil sie noch über 2 Jahre Zwangsarbeit in einem ehemaligem Rittergut ableisten mußten, inkl meinem 9 jährigem Vater. Aber das paßt dann wohl auch nicht in das Weltbild das hier viele haben.

    1990 erfolgte auch ein Besuch bei den damaligen polnischen Nachbarn die auch nur Gutes erzählt haben u. gerne noch mit meinen Großeltern gesprochen hätten u. bedauert haben daß sie schon gestorben waren.

     

    Wer nicht weiß wofür man Kriegsverdienstkreuze erhielt sollte sich mal informieren. Meinen Großvater der gelernter Schuhmacher war war nach 45 bis zur Rente ununterbrochen bei der franz. Armee in seinem Beruf angestellt. Bis zu seinem Tod hat er Kriegskameraden u. Arbeitskollegen im Elsaß besucht. Aber das paßt auch nicht ins Weltbild vieler.

     

    Der Film berichtete natürlich auch von einigen 10.000 Wehrmachtsangehörigen von 10 Mio die wie Teile der SS schlimme Dinge getan haben. Natürlich wußten viele daß Unrechtes getan wurde, aber man hatte nicht die Wahl.

    Leute die tatsächl. etwas dagegen unternahmen, wie Stauffenberg, hatten den Tod zu erwarten. Nicht nur seine Familie kam ins KZ sondern auch entfernteste Verwandte, die Enteignung war noch das Harmloseste.

     

    Übrigens hat die NSDAP auch nie mehr als 43% bei Wahlen erreicht. Bei der letzten freien Wahl vorm Putsch im März 33 kam die NSDAP sogar nur auf 33% der Stimmen.

    Daß das mit dem Putsch am 24.3.33 geklappt hat war nur den liberal-konservativen Stimmen zu verdanken. Leute wie Otto Wels u. die SPD haben sich dagegen gewehrt auch wenn sie wußten daß sie dafür im KZ landen können.

     

    Das Massensterben deutscher Kriegsgefangenen in US-Lagern (bis zu 1 Mio) weil ihnen Nahrung u. Unterbringung verweigert wurde sollte mittlerweile eigentlich jedem bekannt sein. Darüber gibts auch Dokus, man muß nur nach Rheinwiesenlager suchen. Die Erzählungen meines Großvaters decken sich damit.

    Für die Mißhandlungen an SS-Angehörigen muß man nur googlen.

     

    Leute, informiert euch über eure Großväter u. laßt euch nicht blind Bären aufbinden!

  • D
    Dirk

    Diese Filmkritik ist einfach nicht angemessen.

    Zumindest ist der Film so authentisch, dass meine Großmutter als Zeitzeugin es nicht erträgt ihn anzusehen.

    Der Hinweis auf Tarantino ist völliger Unsinn, niemand will es noch blutiger.

    Der Film ist handwerklich sehr gut gemacht, und inhaltlich vielseitig. Keiner der Protagonisten (bis auf Viktor auf der Flucht) hat ein reines Gewissen, und darum geht es.

    Es ist nicht in Ordnung, pauschal Dinge schlecht zu reden.

    Schade, kein TAZ-Niveau.

  • AN
    Arno Nym

    Der bekennend antifaschistischen Garde ist es niemals recht, wenn das Ergebnis eines Machwerks welcher Art auch immer nicht die unauslöschliche Kollektivschuld der Deutschen ist, mit der sich die eigene Deutungshoheit über die Vergangenheit begründen lässt.

    Und dabei ist es egal, ob es diese Schuld gibt oder nicht.

    Was nicht zwingend zum ideologisch gewünschten Ergebnis führt, verdient nur eine schlechte Note.

    Das ist billig.

  • S
    SunJohann

    „Rosamunde Pilcher zieht in den Krieg.“ Für mich die beste Rezension, anderswo einem genialen Leserkommentar entnommen, genial formuliert, auf den Punkt gebracht! Und was Schirrmacher anbetrifft, der zum völkischen Gemeinschaftsempfang aufrief, der hat einfach nur einen Knall! Ist aber eine lustige Person, so im ganzen gesehen, aus der Ferne. Schirrmacher schreibt mit einer korrekten Gänsefeder immer so feinsinnige Schenkelklopfer.

  • S
    super

    von Manuel:

    "Dass man in die Waffen-SS eingezogen werden konnte. Falsch. Man wurde in die Wehrmacht eingezogen, richtig, nicht so aber in die Waffen-SS. Die Waffen-SS war eine Eliteeinheit, eine nationalsozialistische Parteieinheit, in die man aktiv hatte eintreten müssen."

     

    Quatsch, natürlich konnte man in die Waffen-SS eingezogen werden.

    Gerade 1944/1945 wurden entweder Wehrmachtsverbände zur Waffen-SS umgegliedert. Und sogenannte Volksdeutsche aus Rumänien, Ungarn etc pp wurden sowieso fast ausschliesslich zur Waffen-SS eingezogen.

  • JA
    Juergen Arne Klein

    Ich weiss ja nicht, was Filmkritiker so alles wissen aber "Der Turm" von Christian Schwochow (Nach dem ebenso langweiligen und anbiedernden Roman von Uwe Tellkamp) war - mit Verlaub - der letzte Husten.

     

    Die Figuren haben ja im Roman schon nicht funktioniert und die Annahme, sie wären im Film zu retten, wenn man sie nur mit

    Schauspielern aus DRESDEN besetzt - egal wie schlecht diese sich selbst und ihre erbärmlichen Figuren spielen - war ebenso absurd wie naiv.

     

    Der deutsche Film krankt nicht an seinen Klischees sondern am fehlenden Mut, diese Klischees auch konsequent in Szene zu setzen.

     

    Und der Ruf nach einem 'Führer' pardon 'Tarantino' ist albern, man sollte lieber die Entscheider der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten mehr an ihren Erfolgen oder Misserfolgen messen und ab und zu mal feuern.

  • N
    neubau

    Dass mein Großvater im Krieg war und was dies bedeutet, war mir immer klar - ich habe das Glück, dass er nie viel beschönt hat. Er war grundehrlich.

     

    Ich bin überzeugt, dass Soldaten nach Tucholsky Mörder sind. Es ist einerseits schwer, damit umzugehen, dass der eigene Großvater einer war - andererseits, und das ist der Ausweg aus dieser Schuld, konnte er die folgenden Generationen der Familie durch seine grausamen Erlebnisse und seine Einsicht zu Pazifisten erziehen.

     

    Dass im Krieg irgendwer nur "Schuhe repariert" hat, glaube ich vielleicht einem jüdischen Schuhmacher, der rechtzeitig emigrieren konnte. Einem deutschen Soldaten würde ich das nicht abnehmen!

     

    Zum Film: deutscher Film vor 1933 war stark von Menschen geprägt, die nach 1933 das Land verlassen mussten - einige auch durch die Schornsteine. In der Nachwirkung ist deutscher Nachkriegsfilm nie wieder auf das Vorkriegsniveau gelangt, da die Filmemacher entweder tot oder im Ausland waren; mir blutet das Herz, wenn ich daran denke, welchen menschen- und kulturvernichtenden, überaus zähen und dauerhaften Einfluss dieses Tätervolk in nur 12 Jahren (+ Vorgeschichte) hatte!

  • HS
    Heute schon abGEZockt?

    Egal ob Made in Germany oder aus den VSA, mit Niveau oder auch nicht, solange die Zwangsabgabe die Kassen ordentlich füllt und die Hartz-4 Generation versorgt ist, wird es gesendet.

  • S
    susi

    Jan "Hollywood" Feddersen hat keine Ahnung. Was soll hier der Verweis auf Tarantino? Tarantino - so genial er auch ist - steht nun einmal für ein völlig anderes Genre: martialische Pulp-Szenen, viel Gewalt, mächtiger Soundtrack. So etwas ist bei UMUV jedoch nicht gewollt und wäre auch fehl am Platze. Kann es sein, dass Feddersen hier ein wenig überfordert ist?

  • K
    kris

    Mich hat der Film, gerade im zweiten Teil, schon sehr bewegt. Tom Schilling spielt brillant! Auch die anderen Hauptfiguren haben mich absolut überzeugt. Den Einwurf zu den Klischees kann ich teilweise nachvollziehen, allerdings sind diese auch in Ihrem Kopf, Herr Feddersen (Wie ficken Nazis? Hallo?), und viele stimmen leider oft auch, darum würde ich das nicht so negativ sehen wie Sie. Tarantino ist ein brillanter Meister, keine Frage, aber ernst nehmen konnte ich "inglourious basterds" nicht. Sie? Vielleicht sollte man auch als Kritiker die Figuren erstmal an sich heran lassen und mehr auf die Augen schauen als auf das spritzende Blut.

     

    PS: Revisionistische Kommentare in der TAZ sind bitter (siehe "Deutsche Opfer"!). Gute Genesung!

  • M
    Migräne

    Der dusselige, deutsch-tumb-pathetische Filmtitel hat mich zum Glück vom Anschauen abgehalten. Wenn ich schon "unsere" lese, wird mir übel.

  • S
    Synoptiker

    Die ersten Reaktionen auf das deutsche Kriegs-Epos zeigen, wie so häufig, die altbekannten Gleichungen: Auch die anderen waren schlecht, grausam und haben getötet. Viele Deutsche waren einfach nur Berufssoldaten, die ihre Pflicht taten. Die Wehrmacht war sauber und edel gegenüber der Zivilbevölkerung, usw.usw.

    Was bisher fehlt: Die Nazi-Geilheit der Mehrheit der Deutschen, vor allem vor dem Krieg und auch noch 1940- bis Stalingrad. Es fehlt der alltägliche Antisemitismus, das Verschmelzen von Großdeutschem Rundfunk und Volk, die deutsche Kultur des Weg-Sehens, das Einverleiben des jüdischen Vermögens, Eigentums der Wohnungen. Halbwegs gelungen das fortschreitende Zerplatzen der Träume, der Illusionen der Karrieren und das langsame Erwachen ...

    Der Autor dieses Beitrages hat recht, in der Feststellung, wir Deutschen können es nicht. Das ZDF hätte die Produktion einer Fremdfirma übertragen sollen. Ich möchte auch keiner kultischen Stilisierung "Stalingrad der Deutschen ewiges Schicksal" beiwohnen. Und ich möchte bei diesem Film auch keine Schauspieler, die zu "Helden" hochgejubelt werden, dazu ist der Stoff nicht geeignet. Jeder Schauspieler sollte es als Ehre ansehen, hier mitgewirkt zu haben. Das genügt, und es würde auch den Mill. Opfern gerecht werden.

  • B
    Branko

    Schön, daß es auch einmal jemand wagt, die offensichtlichen Schwächen dieses unisono mit orgastischen Vorschußlorbeeren überhäuften (nicht gänzlich schlechten) Werkes anzusprechen.

     

    Auch mich nervte schon im Teil 1:

    Was soll diese ganze Vögelei?

    Ach ja... Hollywood Regeln 1 & 2:

    hübsche Menschen und Sex sind unausweichliche Pflicht - das nennt man dann "künstlerisch independent"....oder so.

     

    Der Film versucht ja zu recht der heutigen Gesellschaft Brücken in die damalige zu bauen, in dem er moderne Charaktere agieren lässt.

    Leider wird aber so das Bild des "typischen Durchschnittsdeutschen" dieser Zeit leider etwas zu stark entrückt und auch die Freunde, ihre Konstellation und letzlich die Grundlage des Filmes erhalten dadurch einen gewissen Nachgeschmack von Unglaubwürdigkeit und willkürlicher Konstruktion.

     

    Es sind gute Ansätze zu erkennen:

    Ein deutscher "Vorzeigesoldat", der den Glauben an den Endsieg vorzeitig verliert, ein "Feigling", der durch den Krieg zum Soldaten gebrochen wird, eine Frau, die die Situation an der Heimatfront erzählen soll, eine Krankenschwester, die als Anlaufpunkt die Personen immer mal wieder zusammentreibt - den Krieg an der Ostfront aber dann doch sehr überschaubar, kleinstrukturell, dörflich wirken lässt... und, ach ja... wäre auch "nett", wenn jemand diesen Abschnitt der deutschen Geschichte aus Sicht der Juden erzählt.

    Vor allem mangels Zeit, eine ausführlich Vorgeschichte der Charaktere zu erzählen wirkt Viktor künstlich an diese Clique drankonstruiert.

     

    Der Rest ist in dem Dilemma,

    in dem sich jeder Film befindet,

    der dunkle Kapitel Menscheitsgeschichte aufarbeiten will:

    Die Mehrheit der Menschen sind nur über einen Film zu erreichen.

    Für die Leinwand, insbesondere den Fernsehschirm, ist die Realität aber unzeigbar.

     

    Einfach nur mehr Blut à la Tarantino kommt da auch nicht wirklich weiter dran. Spielberg hat mit der Normandielandungsszene in "Saving Private Ryan" einen Schritt in diese Richtung geschafft, musste aber zwangsläufig auch weit hinter der Realität zurückbleiben - weil die Realität einem Publikum schlichtweg nicht zumutbar ist.

     

    Bleibt auf Hollywood Regel 3 zu warten:

    Ein Happy-End ist unausweichlich Pflicht - was an der realen Geschichte vorbeigehen würde.

     

    Ich befürchte allerdings auch, daß mit dem dritten Teil die subjektiven, deutschen Erinnerungen an den Krieg untermauert werden, in dem die Flächenbombardements auf deutsche Städte und das Nachkriegselend im Vergleich zu den Taten im Russlandfeldzug und dem Holocaust zu stark in den Vordergrund rücken.

     

    Wären damit - wie im Vorfeld groß rumposaunt - neue gesellschaftliche Erkenntnisgewinne erzielt worden,

    oder ist dieser Dreiteiler dann doch wieder nur ein weiteres "'nettes' Vertelleken vom Kriech"?

     

    Ich befürchte, leider ja.

  • B
    bempo

    Es geht auch anders, zum Beispiel beim hervorragenden Mehrteiler Tadelöser & Wolff...

  • 1
    1Cineast

    Zugegeben, diese ZDF-Produktion ist schlecht gemacht, aber auch diese TAZ-„Filmkritik“ ist garadezu unterirdisch geschrieben.

    Und nein, auch Deutsche haben diese Zeit gut verfilmt;

    mindestens zwei herausragende deutsche Filme zu diesem Thema fallen mir hier gleich ein, die Trilogie “Heimat“ von Edgar Reitz und „Aimée & Jaguar“ von Max Färberböck.

    Aber ein Jan Feddersen hat sie wohl nie gesehen...

     

    Ich empfehle darüber hinaus Filme von Weltformat, wie die von Andrzej Wajda: „Lotna“, Katyn“ und „Ivans Kindheit“ von Andrei Tarkowski.

  • O
    okudera

    Pauschalkritik an deutschen Filmen zu üben ist billig. Die amerikanische Holocaust-Serie hat nicht wegen ihrer künstlerischen Qualität überzeugt, die war furchtbar, sondern weil es noch 1978 ein Tabubruch war, die Verbrechen Deutscher zu zeigen.

    Gemessen an vielen Schmonzetten, Dresden u.a., finde ich den Film berührend. Klischees werden immer bedient, es sei denn man spielt damit wie Quentin, aber wenn frau ihren Körper verkauft, ist es vorstellbar, dass der Sex genauso abläuft. Es ist mir auch ein Rätsel, wie man es schafft, kein einziges positives Wort zu den Darstellern zu finden. Vielleicht stand das Urteil schon vorher fest??

  • RS
    Reiner Springmann

    Ein Artikel, der mir aus der Seele spricht. Die öffentliche Aufmerksamkeit, die dieser Film bekommt ist etwas überzeichnet, mir fallen auf Anhieb mindestens 3 Filme ein, denen es besser gelingt punktuell einen Bereich dieser schrecklichen Zeit zu beleuchten. Z.B. Schindlers Liste, draussen vor der Tür, inglorious bastards, usw.Das ganze Grauen in einem Film zu zeigen, auch wenn er noch so lange dauert, ist unmöglich. Es ist wichtig nicht zu vergessen, ohne Frage, aber dazu braucht man diesen Film nicht.

  • PH
    Peter H.

    Mich hat der Film sehr emotionalisiert und wirklich gepackt. Dabei kuck ich mir ansonsten auch gerne mal einen Tarentino an. Letzteren habe ich hier aber eigentlich gar nicht vermisst. Den Vorschlag des Autoren dieses Artikels, den Film ein wenig mit Tarentino zu würzen finde ich dann auch schon wirklich sehr lustig. Was meint er denn jetzt auch damit? Mehr Blut, oder das Einstreuen einer am Ende doch eher heiteren Rachegeschichte? Ich glaube, da müssen wir dann doch ehrlich sein und sagen: Das können wir nicht! Die Idee, sich dem Filmstoff mit deftiger Ironie bzw. Sarkasmus anzunehmen, wäre ich auch so frei, z. B. unseren österreichischen Brüdern zu überlassen. Die haben sowas im Blut und könnten das. Ich denke wir dürfen auf diese detailgetreue filmische Aufarbeitung unserer wirklich dunklen Vergangenheit schon stolz sein. Das wäre doch auch ein Anfang und dann kommt auch irgendwann das Lachen wieder.

  • DO
    Deutsche Opfer

    Und ewig grüßt das Murmeltier ...

    Die deutschen Mainstreammedien versorgen uns täglich mit unserer Vergangenheit. Und natürlich sind wir dabei immer die Bösen. Dabei soll uns immer eingeredet werden, daß wir an allem Schuld sind. Vergessen werden sollen dabei die Verbrechen der anderen so wie der Genozid in Dresden.

    Wer gedenkt de deutschen Opfer?

  • RB
    Rainer Baumann

    Der Film ist schwach, die Kritik absolut zutreffend.

    An Hoffmann: Träum weiter, Junge. Und lies mal ein paar Bücher über dieses Thema, bevor Du hier große Töne spukst. Die Nazis gab es auch im kleinsten Dorf.

  • G
    groschenroman

    Herr Federsen, Ihre Kritik geht daneben. Der Film zeigt seine Hauptfiguren in Entscheidungssituationen verschiedenster Art: Die Krankenschwester, die ohne Not eine Jüdin dem Holocaust zuführt. Soldaten, die Zivilisten aufgreifen um sie durch ein Minenfeld vor sich her zu treiben. ... Die Figuren haben die Wahl und entscheiden über Ihre Handlungsweisen. Sie machen sich durch ihre Entscheidungen schuldig. Nicht das "Schicksal" ... Diese Situation sind für mich schlüssig und emotinal nachvollziehbar. Die verbindenden Szenen mögen klischeehaft sein, ist mir aber nicht aufgefallen.

    Grüsse

  • M
    Manuel

    P.S.: Und dass die Menschen auf dem Lande besseres zu tun gehabt hätten, als „Führergeil zu sein“ und Hitler „wie einen Popstar kreischend zu bewundern“ stimmt so ebenfalls nicht (Ihre doch recht umgangssprachliche Wortwahl hier mal außer Acht gelassen). Man muss sich dafür nur mal, zum Beispiel für das sehr beschauliche Sauerland aus dem ich stamme, die Wahlergebnisse der NSDAP der Reichstagswahl 1933 ansehen, um zu einem gänzlich anderen Ergebnis zu kommen. Da muss man der schäbigen Wahrheit schon ins Gesicht blicken...

  • C
    Christian

    Hoffmann, es ist leider eine deutsche Eigenart, miese Filme zu machen. Und dafür braucht es heikle Themen wie die NS-Zeit nicht.

     

    Einen Film, der vielleicht kein Meisterwerk, aber doch gut ist und der dabei sogar das besagte heikle Thema berührt, hat der Artikel allerdings unterschlagen: Comedian Harmonists. Der entwickelt zeitweise sogar etwas, das der deutsche Film mal so gar nicht kann, nicht einmal die deutschen Komödien: Unbeschwertheit.

  • T
    Ted

    hoffmann: Solche kleinen Geschichtchen wurden nach dem Krieg im Bündel verzapft. Natürlich war jeder nur ein ganz kleiner Fisch und hat Schuhe geputzt. Oder gar ein Freiheitskämpfer im Stillen (Todesrichter Filbinger).

     

    Und das mit den 100.000 Menschen, die von Amerikanern als Versuchskaninchen umgebracht worden seien, also wirklich. "Man hat gehört", gehts noch halbwegs zivilisiert und ehrlich. Solche Relativierungen sind an Primitivität nicht zu überbieten. Aber typisch für manche Kreise. Es fehlt noch, dass Hitler eigentlich garkeine Schuld am Krieg hatte, alle Zahlen gefälscht sind und überhaupt den Deutschen völlig unschuldig ein Schuldkomplex angedichtet werden soll.

    Sie sollten Ihre Geschichten nochmal überarbeiten; sie klingen weltfremd und unglaubwürdig. So wird das nix mit der Propaganda.

     

    Schuhputzer, Meag-LOL

  • B
    Bitbändiger

    "Denn an der Story selbst kann es nicht liegen. Sie verhält sich zu „Holocaust“ des Jahres 1979 wie die hohe Kunst der Werkhallen Hollywoods zur filmästhetischen Sondermülldeponie Made in Germany."

     

    Geht's noch? "Hohe Kunst" aus Werkhallen, in denen vor allem geballert, gebombt, geprügelt, gestuntet, dummgeschwätzt, von überlegenen amerikanischen Helden die Welt gerettet wird? Deren "Weltstars" als "Talent" weitgehend auszeichnet, angelsächsische Muttersprachler zu sein?

     

    Zugegeben: Vereinzelt gibt es auch gute US-Filme. Und leider häufig gibt es auch deutsche Filme, die den präkariatsorientierten und somit quotenträchtigen US-Schrott nachäffen (und deshalb auf die Hollywoode-Sondermülldeponie gehören).

     

    An "Holocaust" erinnere ich mich nur rudimentär, deutlich aber an ein Unbehagen über die Hollywoodisierung des Themas (wie übrigens auch bei "Roots" zwei Jahre zuvor). "Unsere Mütter, unsere Väter" habe ich übrigens bisher nur aufgezeichnet, trotz gewisser Skepsis, aber wegen guter Kritiken in den anderen Medien. Ich will mich deshalb jetzt nicht aus dem Fenster lehnen. Aber Ihr pauschales "WIR-Können-Es-Nicht"-Gestänkere bei gleichzeitiger Hollywoode-Grlorifizierung, Jan Feddersen, stellt die Verhältnisse auf den Kopf.

  • M
    Manuel

    Na, wenn das so ist, dann bin ich ja beruhigt. NS-Deutschland war gar nicht so schlimm, die Wehrmacht sauber und die „Feinde“ auch nicht besser... Und Hörensagen ist geschichtliche Realität. Traurig, dass sich manche der Fakten nach wie verschließen und die erzählte Vergangenheit ihrer Großeltern als Großes ganzes verallgemeinern. Würde ich genau das tun, dann würde ich zu dem selben Schluss kommen, das ist klar.

     

    Als Historiker, der sich in vielen Arbeiten auch mit diesen Themen hat auseinander setzen müssen, kann man aber nicht von Hörsensagen oder Verallgemeinerung von Einzelschicksalen leben, in der Geschichtswissenschaft kann man sich nicht mal mit Unterhaltungssendungen a la Guido Knopp zufrieden geben. Hier geht es um Forschung und möglichst objektiven Erkenntnisgewinn.

     

    Nach den gerade aufgeführten Erzählungen müsste man zu dem Schluss kommen,

     

    dass die Reichskristallnacht wirkungslos verpufft sei, da „die Deutschen“ (bewusst verallgemeinert) „die Juden“ selbstredend weiter unterstützt und geschätzt hätten. Die „Machtergreifung“ Hitlers sowie seine, zugegebenermaßen sinkenden, dennoch hohen Wahlergebnisse, sind sicher auch vom Himmel gefallen. Es benötigt nur ein wenig Empathie zu verstehen, was die Reichskristallnacht für jüdische Mitbürger bedeutet haben wird, und ein wenig geschichtliches Verständnis, dass ein bedeutender Teil der deutschen Bevölkerung Geschehnissen wie der Reichskristallnacht zumindest wohlwollend gegenüber stand. (Rühmliche Ausnahmen gibt es natürlich auch hier immer wieder). In diesem Zusammenhang sei auch darauf hingewiesen, dass die Forschung immer wieder zu tage gebracht hat, dass die Vorgänge der Shoah den meisten Deutschen schon zur Zeit des Nationalsozialismus bekannt gewesen sein konnte. Aufmerksame Bürger, die lesen und reflektieren konnten, konnten es wissen. Dies bezeugen auch einige Tagebücher der damaligen zeit (zugegebenermaßen kann ich ihnen gerade leider keines nennen, sonst würde ich dies selbstredend tun: seien sie sich aber sicher, dass es sie gibt. Mit ein wenig Recherche wird man schnell darauf stoßen). Die häufig gehörte Ausrede „Das wussten wir ja nicht“ wird in den meisten Fällen eine Schutzbehauptung gewesen sein. Man hat die Augen davor verschlossen.

    Zudem hätte man durch diverse Reden Hitlers, Goebbels etc die Intention und Realitätwerdung ihrer Politik leicht erkennen können/müssen.

     

    Dass man in die Waffen-SS eingezogen werden konnte. Falsch. Man wurde in die Wehrmacht eingezogen, richtig, nicht so aber in die Waffen-SS. Die Waffen-SS war eine Eliteeinheit, eine nationalsozialistische Parteieinheit, in die man aktiv hatte eintreten müssen.

     

    Und selbst wenn es nur die Wehrmacht gewesen wäre, darf man nicht der Lüge aufsitzen, die Wehrmacht sei sauber gewesen. Das war sie natürlich nicht.

    Dass auch andere Beteiligte im Zweiten Weltkrieg Untaten begangen, ist selbstverständlich und hinlänglich bekannt. Für die angeführten Behauptungen (100.000 Menschenversuche von Amerikanern an Deutschen zum Beispiel) würde ich aber gerne wissenschaftlich fundierte Belegen , und nicht das reine Hörensagen als faktische Wahrheit dargestellt sehen.

    Dass die Menschenverachtenden Menschenversuche auch in ihrer Systematik ihres gleichen suchen (denn auch in der Sowjetunion und im USA der Nachkriegszeit gab es Menschenversuche), sollte auch bekannt sein. Die Systematik der Menschenvernichtung durch die Shoah allemal. So ungern einige dies auch heute noch, oder auch wieder hören, so wahr ist es aber und muss auch, aus gerade diesem Grunde, auch heute noch immer wieder betont werden... Die Menschenvernichtung ist in ihrer ökonomischen und somit systematischen Art und Weise einzigartig.

  • E
    E.Schmiedt

    Lieber hoffmann,

    das sind wirklich beeindruckende Geschichtsklitterungen, die sie hier von sich geben - natürlich würde ich auch meinem Großvater gerne glauben, der an der Front gekämpft hat, natürlich nie was von ermordeten Juden gesehen hat, geschweige denn daran beteiligt war. Ein wahrer Judenfreund sei er gewesen. Nur schade, dass in seinem Fall belegt ist, dass seine Einheit direkt an Erschiessungen beteiligt war.

     

    Psychologisch verstehe ich sie, aber vielleicht sollten sie sich langsam eingestehen, dass ihr Großvater ihnen einen riesengroßen Bären aufbindet, und der Inhalt ihres Beitrag komplett wahrheitswidrig ist, von dem Ammenmärchen, dass die bösen Nazis auf der einen Seite, die deutsche Bevölkerung auf der anderen Seite stand, bis hin zu den "Straflagern", die angeblich Leuten blühten, die nicht mitgemacht haben. Kompletter Unsinn, genau wie die amerikanischen Mengeles.

     

    Aber um die Beteiligung der deutschen Bevölkerung an den NS-Verbrechen schön zu reden, sollten sie vielleicht noch betonen, dass die anderen auch ganz schlimm waren. Das kommt immer gut.

  • MM
    Markus Müller

    Der Film ist richtig gut.Man hat nicht mehr das peinliche Gefühl,dass bestimmte Dinge abgemildert wurden,um die "deutsche Seele" nicht zu verletzen.Will sagen,endlich gelingt es auch in einem Massenmedium wie dem Fernsehen,Tacheles zu reden.

    Und peinlich gespart wurde auch nicht.

    Allein die Ausstattung des Filmes hätte einen Oskar verdient.Wo früher regelmäßig ausgediente russische Panzer zu deutschen Modellen dilettantisch umgebaut wurden,oder Uniformen immer blitzsauber waren(weil man sie anscheinend zurückgeben musste,nach dem Dreh),all das gibt es,Gott sei Dank,nicht mehr.

    Auch hat man endlich begriffen,dass für einen solchen Stoff unverbrauchte Gesichter nötig sind,und Schauspieler,die sich zurücknehmen können.

  • D
    drahtesel

    Feddersen hat Recht, mag Recht haben, sollte allerdings seine Erwartungshaltung zurückschrauben, weil die so tut als wäre anderes zu erwarten.

     

    Der Film läuft im Öffentlichen. Also immer schön behutsam. Es geht dort um Quoten und um Erzählung, aber bei besten Willen nicht, um avangardistische Auseinandersetzung mit der zu Tode historisierten Vergangenheit.

     

    Wer was anderes wünscht sollte dem Vorschlag von Abo folgen und selbiges in die Tag umsetzen und dann versuchen ein Publikum zu finden.

     

    Dass der Film die "Wahrheit" erzählt ist genauso Blödsin wie die Aussage: "NIemand hat vor eine Mauer zu bauen". Insofern ist es doch in ordnung, wenn der Dreiteiler eine erzählerische Perspektive annimmt und den diskurs-weiterwebt. Ich habe zwar die vorherigen Veronica Ferres streifen nicht gesehen, vermute aber das hier tatsächlich eine kleine Entwicklung vorliegt.

     

    Aber lieber Herr Feddersen - ich kann sie verstehen,

    nur ihr Verständnis/Erwartung offenbart Mängel auch wenn ein schreiendes Kind gheört wird, bedeutet es nicht, dass jemand darauf reagiert. Und jetzt fass ich mich lieber mal wieder selbst am Hutzipfel. Bin nämlich selten besser ;D.

  • MC
    Martha Cowalsky

    Hallo Jan Feddersen und alle seine Leser

    Empfehlung: die Kempowski-Verfilmung 'Tadellöser und Wolff', ein Fernsehzweiteiler des ZDF aus den 70ern. Auch Du, liebes ZDF, solltest Dir den mal wieder anschauen! Sehr sehenswert!

  • N
    Nice

    Danke Herr Feddersen,

    es hat mich befriedigt ihren Text zu lesen, gerade nachdem die BILD fett titelte "Waren deutsche Soldaten wirklich so schlimm?". Ich empfand den Titel dieser Ausgabe als empörend und revisionistisch, denn egal was in dieser klamaukigen Fernsehproduktion um 20.15 Uhr gezeigt werden kann, ist nicht vergleichbar mit der "Schlimmheit", der Akribie, den menschenverachtenden Praktiken in jedweder Form, und des Hasses, der deutschen Soldaten. Kein Film kann das Grauen wiedergeben, also ja BILD-Zeitung, sie waren so schlimm, sie ẃaren noch schlimmer. Krass oder?

    Der nächste Schritt wäre dann diese geschmacklose Debatte zu starten wenn es grade keinen Film zum Thema gibt, dann wird mir nur übel.

  • K
    konfettikanonw

    Erstaunlicher als der nicht besonders mutige Film selber ist doch die Rezeption. Offenbar bedarf es eines Spielfilms, damit die Bild-Zeitung auf Seite 1 fragt: "Waren unsere Soldaten wirklich so grausam?"

     

    Klar, waren sie natürlich nicht, und die NPD reibt sich die Hände. Insgesamt dominiert die Opferperspektive - auch im Film sind ja alle einfach irgendwie so reingeraten.

  • H
    Haggi

    Oh, Mann, Herr Feddersen, was für ein schwacher Verriss. Es geht Ihnen anscheinend wirklich nur darum, an dem Film herumzumosern, denn etwas Substantielles enthält Ihre Kritik nicht. Und dann geben Sie auch noch vor, zu wissen, was der Film macht: "Was der Film macht, liegt nicht direkt an uns selbst: In jedem der Zuschauer wird ein eigener, unbewusster Dauerclip wachgerufen – voll mit Familienerinnerungen." Aha, so ist das also. Und woher wissen Sie das? Schließen Sie von sich auf andere? Und es "liegt nicht direkt an uns selbst." Hm, was will der Autor uns damit sagen? Ziemlich wirres Zeug, was Sie da von sich geben!

  • PD
    Peter der Wiener

    Dass die SS-ler derart "bumsen"(!) ist da noch das kleinste Malheur! Dieser unsägliche "Freundschafts"-Kitsch ist inhaltlich wie handwerklich, politisch wie "pädagogisch" das Top-Fiasko (u. ein Tarantino-Verschnitt wäre nur noch das "Krönchen"): Immer noch ist der Nazi-Irrsinn fast reduziert auf den Judenhass/-mord; die fundamentale Herrenmenschen-Mentalität/ Propaganda schimmert bestenfalls von ganz weit hinten; der geplante u. faktisch durchgezogene Raubzug (an Menschen u. Gütern) in West u. Ost kommt verschämt daher,… und nicht zuletzt: der "Farbtopf" suggeriert Realitätsnähe.

    Aber, was ist schon für eine "Eintrittskarte" (antlg. Fernsehgebühr) von (ca.) 0,5 Euro zu erwarten?

    Auf in eine bessere TV-Zukunft! ?

  • H
    hoffmann

    Leider ist es deutsche Eigenart sich mies zu reden - der Film ist gut!

    Diejenigen Soldaten die J.Feddersen gerne im Film sehen würde waren nun mal stark in der Minderheit u. meist nur Berufssoldaten u. Jüngere die mit der HJ groß geworden sind. Allerdings war die Begeisterung mit den ersten richtigen Kriegserlebnissen meist auch Vergangenheit.

     

    Meine Großväter hatten Familie u. Kinder. Keiner hat in der HJ eine Gehirnwäsche erhalten. Keiner hat sich freiwillig zum Krieg gemeldet sondern wurde zwangsverpflichtet.

    Beide Großväter kannten Soldaten die wegen Befehlsverweigerung/eigenmächtiger Urlaubsverlängerung ins Straflager kamen. Bei einem Großvater wars der Bruder, dem man seiner Familie auch noch gedroht hat sie vom Hof zu vertreiben. Noch in den letzten Tagen des Kriegs wurden Deserteure aufgehängt.

    Da sollte doch auch J.Feddersen klar sein daß man sich 10mal überlegt was man tut.

    Das gilt auch im Umgang mit Juden, als gleich zu Beginn nach Hitlers Putsch zu Boykott jüdischer Läden aufgerufen wurde hat die dt. Bevölkerung nicht mitgemacht sondern eben abends an der Hintertür gekauft. Deshalb wurden diese Aktionen der Nazis danach auch unterlassen.

    Leute auf dem Land hatten sowieso andere Sorgen als Führergeil zu sein und wie einen Popstar kreischend zu bewundern.

    Einer meiner Großväter hatte die Möglichkeit sich bis 1944 bei der Eisenbahn zu verdrücken bis er zur SS mußte. Nach der Ausbildung an Minen u. Sprengstoffen hat er sich nach 2-3 Wochen an der Front Amerikanern ergeben können. Gut dabei war daß er auch polnisch sprechen konnte.

    Der andere Großvater hat bei der Wehrmacht die ganze Zeit Schuhe repariert u. Wache geschoben u. dafür das Kriegsverdienstkreuz 2.Kl. erhalten.

    Der Bruder der in der Strafkompanie mußte wurde nach 2 Wochen vermißt gemeldet. Meine Großväter aber hatten großes Glück, nicht nur im Krieg sondern auch in der Gefangenschaft. Auch die Amerikaner haben einige Kameraden wg Kleinigkeiten (z.B. bei Mundraub) umgebracht.

    Von anderen hat man auch gehört daß einige 100.000 Kriegsgefangene an medizinischen Versuchen der Amerikaner gestorben sind. Die Mengeles gabs nicht nur bei den Deutschen.

  • P
    Pete

    Deutsche Filme seit den 1940er Jahren bis heute haben zwei Probleme: Sie sind alle unspannend und vor allem unlebendig. Woran es wohl liegt ?

  • A
    Abo

    Liebe TAZ! Ich lese Euch so gerne. Allerdings lese ich dann doch ab und zu mal eine andere Zeitung, weil ihr meistens eh meiner Meinung seid. Aber noch aus einem anderen Grund. Weil ihr so selten etwas gut findet, vor allem im Bereich Film. Da vergebt ihr nur Zitronen. Es ist schon langweilig geworden. Euer Pessismismus und Eure destruktiven Einschätzungen von allem und jedem nervt! Manchmal sitze ich in meiner Kreuzberger Küche und möchte Euch zurufen: Dann macht IHR es doch besser!So auch geschehen bei obigem Artikel.

  • N
    neubau

    Der Film lief im ZDF - was wird denn erwartet? Die Hälfte der Zuschauer dürfte den Krieg selbst miterlebt haben, und zwar als "unsere Großväter"! Die wollen wir doch nicht verärgern, oder?

  • TH
    Thomas H

    Und ich dachte schon, ich wäre der einzige hier, der das in etwa auch so sieht, wie der Jan Feddersen.

     

    Nun sind wir immerhin schon zu zweit ...