SWB-Bilanz: Kein Gewinn im Kerngeschäft

BILANZ Die SWB macht wieder Gewinn, allerdings nicht mit der Erzeugung von Strom. Denn das Angebot aus Wind- und Solaranlagen verdirbt ihr den Preis.

Schon vor 25 Jahren Gegenstand der Debatte: das SWB-Kohlekraftwerk in Hastedt. Bild: SWB

Die SWB macht wieder Gewinn: 30 Millionen Euro hat der Bremer Energieversorger 2012 nach Abzug der Steuern eingestrichen – vor allem durch die Wärmeproduktion und die regulierte Bewirtschaftung der Netze. Nur ein Bereich ist laut SWB nicht profitabel: die Stromerzeugung.

Denn derzeit herrscht ein Überangebot auf dem deutschen Strommarkt. Wenn der Wind weht oder die Sonne scheint, drängt Strom aus Solar oder Windkraftwerken auf den Markt. Der muss eingespeist werden und verdrängt den Kohlestrom. Das drückt die Großhandelspreise. Grundversorger wie die SWB müssen aber die Stromversorgung sicherstellen, auch bei Windstille. Immer noch setzt die SWB dabei hauptsächlich auf Kohlekraftwerke. Die aber sind nicht so flexibel und können nicht schnell runtergefahren werden, wenn sie gerade nicht gebraucht werden. Über eine „Vorhaltepauschale“, müsse die Politik sich deshalb Gedanken machen, so der SWB-Vorstandvorsitzender Torsten Köhne.

Die grüne Energiepolitikerin Anne Schierenbeck kann die Einschätzung der SWB nicht teilen: „Abgeschriebene Kohlekraftwerke können immer noch mit Gewinn betrieben werden.“ Das gelte besonders für Braunkohle-Kraftwerke. Die stoßen zwar viel CO2 aus, Emissions-Zertifikate aber seien derzeit sehr günstig. Für Schierenbeck ist klar: „So langsam muss die SWB sich ein anderes Geschäftsmodell überlegen, was nicht auf Kohle setzt.“

Und tatsächlich: Abhilfe schaffen soll nun das neue Gas und Dampfturbinen-Kraftwerk in Bremen-Nord. Das ist besonders flexibel, die Stromerzeugung kann je nach Bedarf hoch oder runterfahren. 450 Millionen Euro investiert die SWB, nächstes Jahr soll das Kraftwerk fertig sein und könnte 1,3 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr produzieren. Nur: Auch das Gaskraftwerk wird vorerst nicht profitabel laufen. Das schmerzt weniger die SWB als deren Investitionspartner, kommunale Energieunternehmen aus Niedersachsen und NRW. Denn die SWB wird ihren Anteil des dort produzierten Stroms an die Deutsche Bahn verkaufen. Damit fährt sie wohl ganz gut.

Auch die Renovierung des Kohlekraftwerks Block 6 im Überseehafen soll im Herbst abgeschlossen sein und ermöglicht eine bessere „Anlagenflexibilität“ und Steigerung der Effizienz – ein Schritt den Schierenbeck schon bei seiner Ankündigung stark kritisierte. Sie fordert, statt einer Renovierung das Geld lieber in neue umweltfreundliche Kraftwerke zu investieren.

Die SWB selbst sucht die Nähe zu den Grünen – zumindest im Logo schleicht sich die Farbe neuerdings ein und SWB-Chef Köhne betont, dass der Konzern mit 12.000 KundInnen im Ökostrom-Segment Marktführer in Bremen sei. Insgesamt hält die SWB im Land einen Anteil von 84 Prozent des Strommarktes. Investiert werden soll dieses Jahr noch in mehr Windkraftanlagen, 10 Megawatt sollen hinzukommen. Stolz ist SWB-Chef Köhne auch auf das Solarkataster in Bremerhaven: Immerhin 65 private Solaranlagen wurden dadurch realisiert.

„Wenn die SWB in erneuerbare Energien investiert“, sagt die Grüne Schierenbeck, „dann müssen wir das als Bremer begrüßen.“ Allerdings: „Besonders vorangehend sind sie nicht.“

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