: Poker um Kunst
KONTROVERSE Auf Kampnagel wird die Zukunft der Kunstsammlung Falckenberg diskutiert. Deichtorhallen-Chef Dirk Luckow möchte, dass die Stadt sie für ihn kauft. Kultursenatorin zögert
Sich als Kulturstadt zu profilieren ist bisweilen nicht leicht. Architektonisch gelingt das in Hamburg allerdings durchaus, wie die 1997 eröffnete, von Oswald Mathias Ungers entworfene Galerie der Gegenwart der Kunsthalle oder die derzeit entstehende spektakuläre Elbphilharmonie zeigen.
Die Budgets für die Bespielung solch schöner Orte sind in dieser Stadt allerdings traditionell schmal: Die so formschön quadratische Galerie der Gegenwart war von Anfang an unterfinanziert, und die Mittel des Elbphilharmonie-Intendanten Christoph Lieben-Seutter für Programmatisches gehören dringend durch Sponsorengelder aufgebessert. Und während etwa für die Installation der privaten Schiffssammlung des Ex-Springer-Vorstandschefs Peter Tamm im historischen Kaispeicher B in der Hafencity 30 städtische Millionen flossen, geriert sich die Stadt anderswo zögerlich. Genau derselbe Betrag – 30 Millionen – wäre nämlich nötig, um dem Kunstsammler Harald Falckenberg seine 1.900 hochkarätigen Werke moderner Kunst abzukaufen und sie in städtische Hände zu geben.
Auf 60 Millionen hat Falckenberg seine derzeit in den Harburger Phoenix-Hallen präsentierte Sammlung geschätzt, 30 davon will er spenden. Um den verbleibenden Betrag pokern Stadt und Sammler seit geraumer Zeit – delikate Zwischenstationen inklusive: Kunsthallen-Chef Hubertus Gaßner etwa hat angesichts seines schmalen Etats bereits abgewinkt; bleiben die Deichtorhallen, deren seit Herbst 2009 amtierender Direktor Dirk Luckow extrem interessiert ist: Die mögliche Einverleibung der Sammlung war für ihn Hauptgrund, das Haus mit dem schmalen Budget leiten zu wollen. Denn die Deichtorhallen haben keine eigene Sammlung und würden mit Falckenbergs Preziosen im Rücken beträchtlich aufgewertet. Doch die Stadt zögert, zumal Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) weiß, dass Falckenberg die Sammlung gern abgeben möchte; vermutlich hofft man den Sammler im Preis noch drücken können. Ein Spiel auf Zeit.
Wie lange das noch so bleiben könnte und ob sich bereits Licht am Horizont zeigt, werden auf einer Veranstaltung des Kulturforums Hamburg der Sammler Harald Falckenberg und Deichtorhallen-Dirk Luckow diskutieren. Und wer weiß, vielleicht sind ja sogar sensationelle Neuigkeiten zu erwarten. PS
■ Di, 12. 1., 19.30 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20
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