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Die Politik und die Haasenburg GmbHMacht das Ding zu!

Die Jugendhilfeeinrichtung Haasenburg GmbH gerät in Bedrängnis. Jetzt unterbricht der Brandenburger Landtag sogar seine Sommerpause.

Eigentlich ist jetzt schon Sommerpause im Brandenburger Landtag: Wegen der Haasenburg muss sie unterbrochen werden. Bild: dpa

BERLIN taz | Diesmal ließ die Reaktion nicht lange auf sich warten. Am Sonntag, einen Tag nachdem die taz erstmals in einer großen Reportage umfassend aus internen Dokumenten der Jugendhilfeeinrichtung Haasenburg GmbH zitierte, meldete sich die Linke-Fraktion im Brandenburger Landtag und forderte Aufklärung.

Auf Bundesebene hielten sich die Parlamentarier der Partei zuvor bedeckt – aus Rücksicht auf die Brandenburger Genossen in Regierungsverantwortung und gänzlich anders als ihre Hamburger Kollegen, die schon länger Missstände in der Haasenburg GmbH auch öffentlich beklagen.

Falls die Vorwürfe zuträfen, erklärte der Brandenburger Linksfraktionschef Christian Görke, sei das ein Fall für die Heimaufsicht des Landes und für die Staatsanwaltschaft.

Zu diesem Zeitpunkt war den politisch Zuständigen vielleicht noch nicht klar, dass die Staatsanwaltschaft längst eine Ahnung von den Missständen bekommen haben musste. Mehrere Betroffene hatten nach ihren Erfahrungen in der Haasenburg GmbH Polizei und Staatsanwaltschaft um Hilfe gebeten.

Doch niemand befand ihre Aussagen als hinreichend für eine Anklage. Gestern nun teilte die Staatsanwaltschaft Cottbus mit, dass zwei Strafanzeigen eingegangen sind. Eine habe ein ehemaliger Bewohner des Kinder- und Jugendheims eingereicht. Die zweite Anzeige sei allgemein formuliert und beziehe sich auf mehrere Vorwürfe zur Haasenburg GmbH.

Diesen Text lesen Sie in der taz.am wochenende vom 22./23. Juni 2013. Darin außerdem: „Das ist die Lösung!" Es gibt viele Ideen für eine bessere Welt. Man muss sie nur suchen – und aufschreiben. Ein Spezial der taz und 21 weiterer Zeitungen. Die Transsexuelle Jane Thomas und ihre älteste Tochter über die CSU und Familie. Und: Der Gezi-Park ist geräumt, aber der Protest geht schweigend weiter. Aus alten Feinden sind neue Freunde geworden. Unterwegs mit den Fußballfans von Besiktas Istanbul. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Die Staatsanwaltschaft hatte bei der taz vergeblich Unterlagen angefordert, die Informanten der taz gegeben hatten und die nicht an die Anklagebehörde übergeben werden sollen. Auch das Ministerium schloss sich der Forderung an und beklagte zudem, dass sich auf eine eilends eingerichtete Hotline niemand gemeldet habe. Selbst die Brandenburger Grünen fragten nach, warum die taz die Informationen nicht weitergibt, statt nach einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu rufen.

Die Haasenburg GmbH, das Landesjugendamt und das Brandenburgische Bildungsministerium antworteten monoton, die taz würde keine Neuigkeiten berichten. Die Zustände seien behoben: Fixierliegen seien 2010 abgeschafft worden, Postkontrollen gebe es nur bei Verdacht.

Kein Wort zu den Antiaggressionsmaßnahmen und Psychopharmaka oder dem Erziehungsgedanken der Haasenburg, der einen unaufgeklärten und autoritätshörigen Charakter anstrebt.

Nicht reformierbar

Eine solche Firma sei nicht durch Auflagen reformierbar, sagt Christian Sachse, Politikwissenschaftler und Theologe, der sich bestens mit Jugendwerkhöfen in der DDR auskennt und mehrere Studien darüber und über die Folgen für die Opfer erstellt hat.

Bei taz-Lesern war die Meinung einhellig: Macht das Ding zu. Eine Onlinepetition hatte in drei Tagen rund 4.000 Unterzeichner – bevor sie durch eine juristische Verfügung der Haasenburg GmbH eingestellt wurde. In der Petition begründet eine Frau ihre Unterschrift so: „Weil ich eine betroffene Mutti bin und meine Tochter bis heute an dem Erlebten in der Haasenburg zu leiden hat. Sie kam dorthin mit einem Trauma und hat jetzt ein schlimmeres Trauma als vorher.“

Bis Ende des Monats müssen die Brandenburger Parlamentarier nun ihre Sommerferien unterbrechen. Der Grund: Eine Sondersitzung des Familienausschusses ist einberufen. Im Antrag steht, dass „das Vertrauen in die Behörden des Landes gefährdet“ sei.

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31 Kommentare

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  • J
    Josef

    Ach Ben, Sie sorgen sich um die Existenz der "114 Mitarbeiter" und nicht um die Existenz der vielen Kinder und Jugendlichen, welchen aufgrund unvorstellbaren Leids die Zukunft genommen wurde und wird. Womöglich sind Sie einer von den (langjährigen) Mitarbeitern, die hoffentlich bald mit Kindern und Jugendlichen nicht mehr arbeiten dürfen.

  • SG
    Schmidt Georg

    also, war ich mit meinem Kind bei der Kinderpsychologin, mein Kind war ziemlich wild, die Vorstellung dauerte c 40min, Aufnahme der Personalien usw, das Kind sass an einem kleinen Tisch und malte, nach c 25min sagte es: Papa, ich will heim , hier ist es langweilig ! die Psychologin schaute verwundert: na, Ihr Kind ist aber ganz schön nervös ! warum? es hat jetzt 30min gemalt und was soll es jetzt machen, still dasitzen oder was ? der zweite Termin: das Kind musste in ein Zimmer zu einem Gespräch ! ich sass draussen, nach einer halben Stunde kam das Kind wieder.ich habe niemanden sonst gesehen-ich fand das alles höchst merkwürdig und teilte den Leuten mit, dass ich so eine Art der Behandlung nicht als wünschenswert empfand und damit tschüss!

  • SG
    Schmidt Georg

    lieber hardy, HB und HH hatten selber Heime, die machte man zu! warum? weil es weniger arbeitsintensiv und billiger ist, die Kinder gesammelt in einem Heim unterzubringen-es geht den Kommunen in dem Fall nicht ums Wohl der Kinder, sondern einfach um Einsparungen, vor längerer Zeit war schon mal ein Bericht über kommunale Heime für diese Kinder, ziemlich demokratisch udn offen, das Konzept hat man in die Tonne getreten, auch die Segeltörns, ich sags mal so, als man sah, dass all diese Konzepte nix brachten-auser Arbeit und Geldkosten, hat man sich einfach für die einfachste Möglcihkeit entschieden, die Kinder kommen vom Regen in die Traufe, was glaubst du, wenn man hundert Kinder zusammen in einem Heim hat, was da passiert ? ne, also, Junge, ich kenn die Situation am eigenen Leib, wie schlimm muss es sein, wenn Kinder am hellichten Tag aus dem Heim ausbüchsen und mühsam eingefangen werden, weil die Kinder einfach wieder heim wollen-ich denke-du hast keine Ahnung-sorry-die komplette Überwachung-Kontrolle ist grauenhaft-die komplette Ausschaltung der eigenen Persönlichkeit durch Erzieher ist ungefähr das Schlimmste, was einen Menschen passieren kann, die Degratieren zu einem Gegenstand, den man hin und her schiebt, erzeugt erst Aufruhr-dann Gleichgültigkeit, so hart wies ist, wenn das Kind wählen dürfte-was welche Möglcihkeit würde es nehmen, das zerrüttete zuhause oder das Heim?

  • B
    Boing

    Insgesamt ist die Geschlossene Unterbringung für Jugendliche abzulehnen! Die Frage stellt sich aber nach pädagogischer, sinnvoller Arbeit mit diesen "Kidz". Diese müsste bezahlt werden wollen und kostet nunmal Geld! Ich höre hier viele empörte Stimmen und kann alle gut verstehen. Und das Konzept der Haasenburg ist auch nicht gut! Und der Tagessatz einer solchen EInrichtung ist noch viel zu niedrig! Hier wäre es mal angebracht zu berichten, was ein Tag Hahnöversand kostet! Wer bereit ist, FRÜH richtig geld in die Jugendlichen und die Arbeit mit ihnen zu investieren, spart in der Zukunft! Doch leider gilt hier immernoch der Grundsatz, dass Menschen die nichts einbringen, ja auch nichts wert sind, und die, die mit ihnen Arbeiten keiner Profession folgen, sondern nur Kaffee trinken (und für einen "leichten" job ja auch nur studiert haben)!

     

    Und die Aussage von Kinderklauern und so... warten wir doch ab, bis wieder eine Tat passiert, die richtig in der Öffentlichkeit einschlägt, dann heißt es wieder: warum hat da denn vorher nicht jemand richtig durchgegriffen, warum hat da niemand was gemacht? Medienhetze, Meinungsbildung(Ohne Selbstinformation) betreiben und nie die politisch verantwortlichen(denn sie bestimmen über das Geld, welches dieser Arbeit zur Verfügung steht!)zu benennen, das geht ja schnell und gut!

    Die Professionelle Arbeit mit Jugendlichen fällt halt nicht umsonst vom Himmel, und ich lade jeden Menschen gerne ein, einen Tag bei mir mitzumachen, der der Meinung ist, dass das alles ganz einfach sei, ja fast jeder kann, der gut mit Kindern und so...

    Sobald es um Geld geht, wird doch eh zurückgerudert!!

  • H
    hardy

    @ Schmidt Georg

     

    "Kinder aus der gewohnten Umgebung zu reissen und irgendwohin verfrachten-geht NICHT !"

     

    echt? und wenn es die umgebung, die clique, die peer group es ist, die die ursache dafür bildet, was den jugendliche (nicht das "kind", obwohl selbst kinder mittlerweile ausser rand und band geraten) jugendlichen dazu bringt, zu klauen, andere zusammenzuschlagen?

     

    auch zuhause lassen? wo der alte sich die hucke gibt und die mama das geld dafür auf der straße verdient???

     

    auf was für einem planeten lebst du eigentlich???

  • SG
    Schmidt Georg

    lieber hardy- Frau hin-Frau her- Kinder aus der gewohnten Umgebung zu reissen und irgendwohin verfrachten-geht NICHT !

  • SG
    Schmidt Georg

    aus den Augen-aus dem Sinn! sagen wir HH hat X Kinder, die unter diese Rubrik fallen, normalerweise müsste nun HH eine gesicherte Unterkunft stellen- müsste Betreuer einstellen-Ärzte-Psychologen usw, die Gebäude müssten unterhalten werden-Heizung und all das zeugs, also schaut man sich um und siehe da, es gibt eine GmbH, die einen alles abnimmt-man braucht nur noch ein Gutachten und das Kind ist weit-weit-man zahlt eine gewisse Summe, aber das sind doch Steuergelder-man ist nun unbesorgt-der Vorstand dieser GmbH, da sitzen hochkarätige Leute-honorige Herrschaften usw usw-also aus den Augen-aus dem Sinn!

  • H
    hardy

    @arne

     

    ich "verteidige" rein gar nichts, wenn in dem laden tatsächlich die mißstände überwiegen, bin ich der erste, der sagt, macht ihn zu.

     

    in einer früheren post habe ich auf die "die geprügelte generation" von frau müller-münch hingewiesen (google bitte selbst), das ich für das wichtigste buch der letzten jahre halte, ohne daß man die republik der angsthasen, in der wir leben, gar nicht verstehen kann: alle haben immer noch angst geschlagen zu werden ...

     

    ich sage nur: wir hatten vor jahren eine ähnliche situation, die ich auf meinem blog ausführlich erzähle. ich weiss, wie falsche betroffenheit und ahnungslosigkeit zu einer falscheinschätzung de _realität_ (deal with it) führen können, welche folgen das haben kann für menschen, die ihr herzblut in diese arbeit stecken.

     

    komm also mal auf den teppich und versuche mal jenseits deiner betroffenheit zu verstehen, was da draussen passiert und einer einfach den job machen muss. die einen besser, die anderen schlechter.

     

    ich jedenfalls habe keine ahnung, wie es dort wirklich ist, ich maße mir das urteil nicht an.

  • H
    hardy

    lieber schmidt georg,

     

    "überlegen"

     

    ich sag mal so, meine frau, das im grunde liebenswerteste (sic! den job mache ich) wesen auf dem planeten, kann ziemlich furchteinflößend sein.

     

    die polizisten, die sie gelegentlich in kursen auf solche situationen ausbilden, zollen schon mal gerne respekt.

     

    mach dir also keine gedanken. die ist kein weichei.

     

    die andere hälfte: die kinder lieben sie dafür, daß sie mit ihnen möbel baut und ihnen so das nötige gefühl von selbstwert vermittelt, etwas selbst gemacht zu haben.

     

    zur not würden sie ihr beispringen.

     

    sie ist in dem laden, in dem sie arbeitet laut urteil der kinder die beliebteste mitarbeiterin laut anonymer umfrage letzte woche. eins mt drei sternchen.

     

    verstehst du langsam die ambiguität dessen, was da passiert? und wie vorschnell hier geurteilt wird?

     

    es gibt situationen, in denen man "HALT!" sagen muss. sie würde es tun, wenn ein mitarbeiter unsachgemäß und kontraproduktiv mit den kids umgehen würde, sie hat das immer getan. aber sie kann auch einen rasendenden elefanten im lauf stoppen.

     

    sagt lieber den leuten, die diese irklich furchtbare arbeit _für euch_ machen müssen, ihr macht sie ja nicht, danke, statt unwissen den stab über sie zu brechen.

  • B
    Ben

    @Georg Schmidt:

    Sie haben keine Ahnung und schwingen die Stimmungskeule! Sowohl verschiedene Jugendämter, als auch LJA Brandenburg sind aktuell in den Heimen der Haasenburg! Dort werden die Vorwürfe sachlich bearbeitet, Akten gesichtet und mit den Kids gesprochen - und die Megastory fällt mehr und mehr in sich zusammen!

     

    Hier kommentieren so einige die scheinbar selbst ein Interesse haben die Konkurrenz los zu werden - dabei läufts in deren eigenen Einrichtungen scheinbar ganz mies, sonst würden die Jugendämter sich ja nicht für die HB entscheiden, zumal die nun wirklich die teuerste Lösung für die Jugendämter ist!

  • JM
    Johann Mierwor

    Na sowas auch? Ich dachte immer, solche Fälle von Missachtung der Persönlichkeit von Kindern und Jugendlichen gab es nur in dem "STASI-verseuchten Land" DDR, in dem die Jugendwerkhöfe dieses schändliche Handwerk betrieben haben.

  • P
    Pano

    So geht guter Journalismus. Missstände aufdecken und so lange dran bleiben bis sie völlig aufgeklärt sind. Genau das unterscheidet nämlich von den Aufregerberichten. Bleibt dran und wir werden hoffentlich sehen ob und dass Ihr richtig liegt.

  • SG
    Schmidt Georg

    erstaunlcih, oder hab ich was überlesen, dass keiner der zuständigen Beamten scheinbar in den letzten Tagen eine Dienstreise dahin gemacht hat, ses wird viel telefoniert und Sitzungen abgehalten, aber den Weg zu diesem heim hat scheinbar noch keiner gefunden!

  • SG
    Schmidt Georg

    lieber Hardy, da führt deine Frau fröhliche Ringkämpfe mit euren Kindern auf, was passiert wenn die Kinder deiner Frau körperlich überlegen sind/werden, gehts dann andersrum oder greift ihr zu Schusswaffen!?

  • SG
    Schmidt Georg

    ach ja, jetzt wissen alles wieder alles- und sollte-ja was sollte man, jetzt ist das Gezeter gross-es ist einfach zum Reisausschwanzen , ja traurig, dass es heute sowas noch gibt-man hat die Kinder, ob nun kriminell oder nicht, in die allerschlechteste Lage gebracht, die es gibt, allein die seelische Belastung-die Endwürdigung-man fährt das Kind in eine komplette fremde Gegend-fremde Leute übernehmen das Kind-es ist grauenhaft-das Wort Heimweh ist vollkommmen unbekannt. wieviel bittere Tränen nachts in die Kopfkissen fliessen-wer zählt sie- wie sagte Mollath-sperrt mich in eine Gefängniss, aber holt mich hier rauss, ich denke manches Kind wird ähnlich denken und gedacht haben-grausam, wo anders kommen solche Kinder in offene Heime, hier kommen sie hinter Stacheldraht und hohen Mauern ! Kontrolle-Zensur-ohne Aussenkontakt, hilfslos dem System ausgeliefert !

  • D
    DrmeddenRasen

    Ich hätte einen Vorschlag: Die Elbphilharmonie umwidmen: Zum einen könnte man da die HSH-Nordbank reinstecken, zum anderen eine dufte Therapieeinrichtung mit bspw. Therapiereiten auf Islandponys im großen Konzertsaal unterbringen. Drei Probleme mit einem Schlag gelöst !

    Ansonsten: Dem hiesigen Thema sollte man sich ausschließlich sachlich nähern. Es taugt nicht für Hetzkampagnen oder Politikpropaganda. Es wäre schön, wenn die taz zurück in die Spur findet.

  • A
    Arne

    Interessant, dass einige der Kommentatoren hier, die Heime für geschlossene Unterbringung wohl gerne verteidigen, schon die Vorwürfe am zusammenbrechen sehen, bevor ein einziger der Vorwürfe überhaupt entkräftet wurde.

     

    Ganz im Gegenteil. Ich habe heute mal in der Lausitzer Rundschau einen Artikel gefunden, der nachweist, dass die Haasenburg schon länger auch in der örtlichen Presse in der Kritik stand:

    http://www.lr-online.de/nachrichten/Tagesthemen-Die-Haasenburg-ein-ungewoehnliches-Geschaeftsmodell;art1065,3770486

     

    Daraus geht hervor, dass die Haasenburg zwar viel Geld dem Betreiber einbringt, aber letztendlich die Kinder später doch in Psychiatrie und Knast landen.

     

    Ein Blick auf die Homepage der Einrichtung ist auch interessant. Da wird in einem Kommentar zur Taz-Berichterstattung behauptet, die Hausordnung sei auf der Homepage zu finden. Wo denn? Ich habe sie nicht gesehen. Ich habe nur ein paar sehr allgemein abgefasste Konzepte gesehen, die jeder in ein paar Stunden zusammenschreiben kann, ohne dass auch nur ein einziges Mal konkret auf etwas eingegangen wird, wie das denn aussieht. Anonymisierte Fallbeispiele wie man sie auf allen anderen Seiten von seriösen Trägern findet, ist da Fehlanzeige. Unter dem Link "Textsammlung taucht nur ein Text auf mit dem Titel „Mildere Maßnahmen sind nicht möglich!“ Es tauchen bei Konzepte Sachen auf wie "Professionelle Deeskalation", zu dem ein Team Mitarbeiter erst schult. Wieso kommen mit Deeskalationstechniken ungeübte Mitarbeiter überhaupt erst mit Menschen zusammen, bei denen es schnell zu Eskalationen kommen kann? Es wird von "engmaschig intensivpädagogisch"en Gruppen geredet. "Engmaschig" kann man sehr leicht als totale Überwachung interpretieren. Und diese Angebote zur "Körperwahrnehmung" können auch, wenn sie nicht von speziell geschulten Physiotherapeuten ausgeführt werden, nach hinten losgehen. Das hört sich schon wieder für jemanden, der pädagogische Konzepte lesen kann verdammt nach Fixierungen o.ä. an.

    Ähnlich fragwürdig ist es überhaupt, wenn man Menschen, die andere Mitbewohner angreifen, also kurzerhand nicht dauernd gruppenfähig sind, dann in Heimen und nicht in individualpädagogischen Lebensgemeinschaften unterbringt, wo sie nur mit dem Betreuer konfrontiert sind.

     

    Ob dieses Aufgescheuchtsein im Brandenburger Landtag was bringt, weiß ich nicht. Für eine vernünftige Betreuung müsste angesicht der horrenden Sätze, die dort gezahlt werden, nicht mal mehr Geld da sein, nein, es müssten nur Jugendamtsmitarbeiter existieren, die einfach mal die Maßnahmen für die Kinder und Jugendliche, die sie betreuen müssen, richtig auswählen. Versucht doch mal heruaszubekommen, welche Jugendämter da Kinder und Jugendliche hinschicken. Und warum ausgerechnet dorthin und nicht in andere Maßnahmen?

  • S
    Shibirian

    "Die zweite Anzeige sei allgemein formuliert und beziehe sich auf mehrere Vorwürfe zur Haasenburg GmbH."

     

    Die ist von mir; hatte ich gleich am Tage des erscheinens des Artikels in der Onlinewache gemacht (die Polizei nimmts (soweit ich weiss) auch ernst).

     

    Mal schaun was da noch draus wird. : )

  • D
    duder

    Liebe taz,

     

    ber wieso sollen die der taz übergebenen Unterlagen nicht weitergegeben werden? Ich nehme an, es handelt sich hierbei um den Wunsch / die Bedingung der Quelle.

     

    Wenn das Ziel Aufklärung und die Schließung der Heime ist, müsste eine Weitergabe doch im Interesse der Betroffenen und der Quelle sein. Es handelt sich ja um keine Staatsgeheime, wo die Quelle bei nicht ausreichendem Identitätsschutz für immer in irgendeinem Loch verschwindet…

  • TR
    Tim Reren

    Gut das es die TAZ gibt . Bitte bleiben sie dran!

  • AU
    Andreas Urstadt

    das Schliessen hilft den kids nur partiell, es koennte insgesamt bessere Loesungen geben

     

    die Haasenburg schreibt, dass deren eigener Wunsch waere, dass deren Klientel sogar den Sprung zur Uni schafft, Uni setzt kritisches und selbstaendiges Denken voraus - und so sollte es auch danach bleiben

  • B
    Ben

    Liebe Taz wie lange geht die Hexenjagd noch? Nach dem sich eins ums andere in Luft auflöst reden wir nun über von externen Medizinern verordnete Psychofarmaka? Lächerlich, fragen sie mal im örtlichen Jugendamt wieviele Klienten einer täglichen Medikation unterliegen - diese Pillenverschreiberei ist doch längst usus und hat nix mit der Haasenburg zu tun! Die AA-Misshandlungen sind hochgepusht von ihrer Redakteurin - tagtäglich brechen Rettungssanitäter und Polizisten Knochen wenn sie Menschen im Rausch vor sich selbst und damit auch andere schützen. Was also soll diese ganze Kampagne wirklich bezwecken? Welchen Stuhl in Hamburg zersägen sie gerade und verbichten nebenbei 114 Existenzen von Mitarbeitern! Die TAZ hat 114 Menschen kriminalisiert und an den öffentlichen Pranger gestellt und nun fällt die ganze Megastory in sich zusammen!

     

    Ich bin auf die Rehabilitation gespannt!

  • H
    hardy

    nope, wir sind uns NICHT "einig", liebe taz, ganz und gar nicht. ich sehe - eine woche nach eurem bericht - nicht, daß das heim zu ist und ich persönlich will das auch nicht.

     

    ich will, daß das untersucht wird und sollte sich DANN herausstellen, daß eure vorwürfe objektiv richtig sind, DANN kann dieses internat zugemacht werden.

     

    DANN. und dann ist das auch für mich okay.

     

    bis dahin, viel spaß mit meinen blogeinträgen

     

    http://hinterwaldwelt.blogspot.de/2013/06/die-erregungswellenbloggosphare.html

     

    und

     

    http://hinterwaldwelt.blogspot.de/2013/06/halt-sagen.html

     

    ihr bedient hier, auf eine für mich erschreckende art und weise ein publikum, daß sich in seiner vorurteilgeschwängerten rechthaberein in nichts von dem der BLÖD unterscheidet, nur halt in "links".

     

    eine ähnliche geschichte ist meiner frau vor zwei jahren passiert, habe ich damals in

     

    http://hinterwaldwelt.blogspot.de/2011/07/das-rollkommando-des-lvr.html

     

    geschildert und wo es - damals - endete in

     

    http://hinterwaldwelt.blogspot.de/2011/08/ach-das-ist-zu-schon.html

     

    heute steht das LVR NRW selbst vor gericht, schadensersatzforderungen in millionenhöhe sind anhängig, der mann, der die juristische "verfassung" des LVR schrieb, vertritt das internat.

     

    auch dort wurde von seiten des LVR versucht, das internat bankrott zu machen ... es hat nicht funktioniert, im gegenteil: der laden läuft besser denn je, es wird immer noch eine hervorragende arbeit gemacht.

     

    hört auf mit dieser heulsusennummer und versucht endlich mal in euren kopp zu bekommen, daß es probleme gibt, die nicht mit blumen im haar zu lösen sind. soll etwa meine frau, wenn eines der kinder auf ein anderes mit einem scharfen gegenstand einstechen will, diesen nicht auf den boden werfen und sich auf ihn knien (vorgestern)?

     

    soll sie ihm gut zureden?

     

    steht ann hier: kind in einem horrorinternat tot, weil erzieherin niht eingriff? oder: erzieherin tot?

     

    lasst doch endlich mal die heimaufsicht ihre arbeit machen. oder macht die die schon, kommt zum ergebnis, daß die dinge nicht schön aber notwendig waren ... und ihr erzählt es nicht?

     

    ich bin fasungslos. ich dachte, "wir" wären die "aufklärung", aber "wir" sind wohl keinen deut besser als "die anderen".

  • I
    Irmi

    Ich würde die Unterlagen auch nicht rausrücken, die beweisen können was da mit den Kindern gelaufen ist.

     

    Der Staat soll nicht nur zahlen, damit die Statistik der "Kriminellen" oder schwerst erziehbaren Kinder gut aussieht, sondern sehr viel öfter speziell geschulte Leute unangemeldet in solche Anstalten schicken. Vor allem sollte man untergebrachte Kinder befragen.

     

    Ein normales Kinderheim ist meist ein Trauma für Kinder, aber so eine Anstalt macht Kinder psychisch fertig.

  • GK
    G. Kühnel

    Danke, endlich bewegt sich etwas :)

    Auch wenn die Familienministerin weiter schweigt.

  • C
    Celsus

    Falls es zuträfe, soll es also ein Fall für die Staatsanwaltschaft sein - so Äußerungen aus der LINKEN?

     

    Diese Aussage ist allerdings falsch. Die Staatsanwaltschaft braucht nur einen sogenannten Anfangsverdacht. Ob es hat die Staatsanwaltschaft dann nach ihrer gesetzlichen Aufgabe selber aufzuklären.

     

    Da ein Anfangsverdacht kaum noch von der Hand zu weisen ist, fragt sich, ob die Staatsanwaltschaft gemäß ihrer gesetzlichen Aufgabe nun bereits ermittelt. Falls nicht: Wer hat das verhindert?

  • S
    schnorkie

    Das ist toll - Taz ist dran geblieben. Bitte bleibt weiter dran für die, die sich nicht wehren können.

  • M
    Morgh

    Sehr gut. Da muss man dir Taz loben.

    Die Berichte haben mich erschüttert.

     

    Bin selbst opfer von Gewalt und Machtmissbrauch,und hoffe, dass die Verantwortlichen bestraft und die Betroffenen in die Hände von guten Therapeuten kommen.

     

    Traurig, das so etwas in Deutschland überhaupt möglich ist :(

  • B
    Birgit

    Das Vertrauen der Bürger in die Behörden ist vollständig zerstört, ganz besonders in die Jugendämter. Diese Kinderklaubehörden haben durch ihre machtbesessenen Mitarbeiter, durch unzureichendes Nachforschen unzählige Kinder und Jugendliche traumatisiert.

  • M
    Moloko

    Die Zustände seien behoben: Fixierliegen seien 2010 abgeschafft worden, Postkontrollen gebe es nur bei Verdacht.

     

    Wow! Welche Leistung. Seit 2010 keine Fixierliegen mehr!

    Doppelplusgut.

  • E
    eckbert

    Danke taz :)