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Merkel besucht KZ-Gedenkstätte Dachau„Geschmacklos und unmöglich“

Renate Künast kritisiert den Besuch der Kanzlerin in Dachau zwischen zwei Wahlkampfauftritten. Die frühere Chefin des Zentralrats der Juden verteidigt Merkel.

Kurz vor der Wahl wird der Ton härter: Renate Künast und Angela Merkel. Bild: reuters

DACHAU dpa/taz | Grünen-Fraktionschefin Renate Künast hat den geplanten Besuch von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in der KZ-Gedenkstätte Dachau kritisiert, weil der Termin zwischen zwei Wahlkampfauftritte gelegt wurde. „Wer es ernst mit dem Gedenken an einem solchen Ort des Grauens meint, der macht einen solchen Besuch garantiert nicht im Wahlkampf“, sagte Künast der Leipziger Volkszeitung.

Sie nannte es eine „geschmacklose und unmögliche Kombination“, dass Merkel direkt nach ihrem Besuch in dem ehemaligen Konzentrationslager am Dienstagabend eine Wahlkampfrede in Dachau halten will.

Die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und frühere Chefin des Zentrats der Juden, Charlotte Knobloch, verteidigte Merkel dagegen: Es sei „lobenswert, dass die Kanzlerin die Gelegenheit ihres Besuchs in der Region wahrnimmt, um die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers zu besuchen“.

Merkel wird nach Angaben der Gedenkstätten-Leitung einen Kranz an einem Mahnmal in der KZ-Gedenkstätte ablege und mit Überlebenden des ehemaligen Konzentrationslagers zusammentreffen. Erstmals besuche ein amtierender Regierungschef die Gedenkstätte.

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21 Kommentare

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  • S
    Super

    Also wenn Holocausts-Überlebende mit dem Termin kein Problem haben (zumindest habe ich nix andes gehört/gelesen) dann sollte dies Frau Künast erst recht nicht haben.

  • "Geschmacklos und unmöglich"

     

    Ich dachte, sie meinte die Erinnerungslücken von Dany, Volker und das Grünen-Vorstandes, oder die Millionen von Joschka. Ich sehe mich getäuscht.

  • N
    Nachdenklicher

    Komisch, eine Vertreterin des Z.d.J. hat kein Problem, ebenso Überlebende, aber Frau Künast möchte offenbar jüdischer als die betroffenen Juden sein (oder katholischer als der Papst). Nun gut, der erhobene Zeigefinger ist ja ihr Markenzeichen.

  • Ob Mit Einladung oder ohne, ob im Wahlkampf oder wann immer: Hier Motivforschung zu betreiben oder unedle Motive zu unterstellen ist geschmacklos, Die Gewissensprüfung wurde abgeschafft.

  • G
    Genoveva

    Die Künast soll sich um ihre eigenen Sachen kümmern. Diese Frau verbreitet nichts als Unmut,.

    Gedenkstättenbesuchsverbot im Wahlkamf? Gehts eigentlich noch? Sie hätte sich Frau Merkel mal besser gleich angeschlossen!

  • AU
    Andreas Urstadt

    Hintergrund von anderen Zeitungen besser recherchiert. Merkel hatte letztes Jahr eine Einladung eines Holocaustueberlebenden bekommen. Den Termin legte aber Merkel ausgerechnet in den Wahlkampf und das geht nicht. Viel besser und angemessener waere, wenn alle Kandidaten dann gemeinsam auftreten.

     

    (warum unterschlaegt die taz die Einladung)!

  • Frau Merkel wird keinen Kranz niederlegen, das machen andere für sie.

    Sie wird allenfalls an der Schleife zupfen, betroffen gucken, und ansonsten Wahlkampf machen.

    Sie nutzt eben alles zu ihrem Vorteil, da gibt es keine Grenzen, schon gar keine des guten Geschmacks. Und Empathie kennt sie nicht.

  • AU
    Andreas Urstadt

    Kranzniederlegung im Wahlkampf durch Matthias Schmidt SPD am Denkmal der Maueropfer...

     

    Es gilt dasselbe. Opfer staatlicher Gewalt inkl Nazi/Stasiopfer werden von Deutschland haengen gelassen. Die Kraenze sind ne Schande, falsche Karten.

    • N
      Nachdenklicher
      @Andreas Urstadt:

      Nun, ein Kranz ist besser als das Mahnmal zu bespucken, wie dies z.B. bei dem Mahnmal für die Opfer des Stalinismus geschah, als eine bestimmte linksstehende Gruppierung vorbei ging.

  • R
    rusti

    Bei dieser EX- Agitations- u. Propagandasekretärin wird mir nur noch speiübel. Diesen "Besuch" hätte sie sich kurz vor Toreschluß auch sparen können. Wie scheinheilig es wirkt, merkt wohl jeder Michel.

  • AU
    Andreas Urstadt

    Die Frau ist mit dem Besuch eine Schande. In der NSA Sache macht sie eigentlich keinen Fehler. Hier ist er total.

     

    Opfer staatl Gewalt (inkl Stasi/Naziopfer) werden haengen gelassen (vgl hamburger Inst f SozForschung). Dazu werden auch Mobbingopfer gezaehlt, da die Behandlung genauso ist, naemlich als haetten sie ueberhaupt keinen dt Pass. Merkel kennt die Forschung u a durch Mitteilung von Zentren fuer Folteropfer.

     

    Anstatt die abwimmelnden Behoerden im luftleeren Raum zu verorten, sollten diese in den Gedenkstaetten untergebracht werden, KZs, Stasibehoerde Normannenstr Berlin und es von den Orten wagen, die Opfer haengen zu lassen.

     

    Was Merkel macht, ist eine Disqualifikation als Kandidatin. Es sei denn, sie wollte von dort aus einen neuen Umgang verkuenden. Merkel beginnt offen Foul zu spielen.

     

    Sie verteilt falsche Landkarten.

  • WM
    Wie man's macht

    Noch größer wäre der Aufschrei wohl gewesen, wenn Sie in Dachau gewesen wäre OHNE das KZ zu besuchen.

  • F
    Fuzzy

    Frau Künasts grünentypische, reflexartige, oberlehrerhafte, öffentliche Empörung ist auch Nichts anderes als pressewirksames Wahlkampfgetöse und der Versuch noch mal die ein oder andere Schlagzeile zu bekommen und weitere Berufsempörte zur Wahl zu mobilisieren. Dass wars dann auch. Ferner wird Merkels Besuch im ehemaligen KZ wohl kaum eine Wählerstimme gebracht haben, insofern ist mal wieder viel Wind um Nichts aus der grünen Ecke, hauptsache empört und oberlehrerhaft den Zeigefinger zur moralischen Zurechtweisung ehoben. Speziell in diesem Kontext einfach abstoßend.

  • L
    Lupo

    Eine Partei, die pädophile Aktivitäten ihrer Anhängern im Wahlkampf unter den Teppich kehrt sollte sich Kritik am Wahlkampf anderer wohl überlegen...

  • Künast ist einfach nur grün vor Neid.

    Weil sie nämlich nie nicht niemals BundeskanzlerIn sein wird.

    Und das ist auch gut so!

  • entschuldigung, aber während des wahlkampfes pressewirksam eine mahnstätte des nationalsozialismus aufzusuchen, während sie postwenden noch die totalüberwachung für beendet erklärt ist extrem zynisch und ruft bei mir im rahmen dieses kontextes einfach nur ekel hervor!

  • KG
    Kein Gast

    Die sollte den Ball flach haltrn, die arbeitet genug daran mit, dass die Katastrophe sich wiederholt, nur eben nicht exakt, denn da hat ja K. ein cr dran.

     

    Da muss einem schon schlecht werden.

  • G
    Gast

    Nur die Grünen sind wieder die Guten. Pädophilie wird weiter totgeschwiegen, auch hier in der TAZ. Cohn-Bendit ist immer noch ein Ehrenmann. Ebenso Fischer mit seiner schlagenden Vegangenheit. Wenn ich mir die Vorkommnisse in Göttingen anschaue, wo angebliche Antifaschisten gemeinsam mit den jungen Grünen offensiv den Wahlkampf einer offiziell zugelassenen Partei (ich wähle diese nicht) aktiv behindern, dann kann einen das nur anwidern. Na gut, auch Trittin ist ja in diesen Dingen nicht unbeleckt und scheint das zu unterstützen. Manche Grüne sind soweit links, dass sie rechts wieder rauskommen.

    • @Gast:

      Ist ihnen die umfangreiche Medienberichterstattung zur Aufarbeitung der grünen Pädophilievergangenheit entgangen?

       

      Auf eine Einschätzung der Vorgänge in Göttingen warte ich allerdings auch noch.

  • A
    Aaron

    Ich finde ob das geschmacklos ist, hängt vor allem davon ab, ob es so ne schicke Veranstaltung mit Fototermin und betroffen gucken wird, oder ob es zum Zweck des persönlichen Gedenkens (ein besserer Ausdruck fiel mir grade nicht ein) geschieht.

    Da es öffentlich angekündigt wird und außerdem ein Kranz niedergelegt werden soll, nehme ich leider stark an ersteres.

    Sowas find ich dann wirklich widerlich.

    Wie gesagt: Ohne Fotos und Öffentlichkeit sehr lobenswert, wenn sich Politiker dieses dunkle Kapitel in erinnerung rufen, mit Fototermin und dem ganzen Pipapo verkommt das ganze leider dann doch zur Wahlkampfveranstaltung, alleine schon, weil Frau Merkel die ganze Zeit zu konzentriert darauf ist, auf ihre Körperhaltung, Mimik, etc. zu achten (so kurz vor der Wahl will mensch ja sicher kein unpassendes Foto in eine KZ-Gedenkstätte), als dass sie sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen könnte.

  • HS
    Honi soit qui mal y pense

    Entlarvt Künast nicht ihr eigenes Denken.

    Und wenn schon Wahlkampf - Kasperletheater für die Wähler ist, warum nicht die ganz große Betroffenheitsinszenierung.