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Kommentar GreenwashingAidas Freunde

Hermannus Pfeiffer
Kommentar von Hermannus Pfeiffer

Die Kreuzfahrtindustrie braucht politische Vorgaben zu Umweltauflagen. Vorbild ist die Frachtschifffahrt.

K ann man den Teufel mit dem Belzebub austreiben? Einen Versuch wagen die „Freunde des Meeres“. Freundin ist eine frühere Greenpeace-Aktivistin und Ex-SPD-Umweltlandesministerin – nun in Diensten der Reederei Aida. Freund ist der grüne Umweltsenator einer Stadt, die in enger wirtschaftlicher Verbundenheit mit der Reederei Aida dahindümpelt. Freund ist auch ein Theaterdirektor und früherer Präsident eines Hamburger Fußballvereins mit Rebellen-Image, der für die Reederei Aida die bunten Unterhaltungsprogramme an Bord der (Alp-)Traumschiffe managt.

Diese drei „Freunde“ bilden nun mit anderen C-Promis den Rahmen für Aida-Chef Michael Ungerer. Der Kreuzfahrer hat für sie eigens eine Bürgerinitiative gegründet: die „Freunde des Meeres“.

Die PR-Band „Ungerer and Friends“ spielt groß auf. Was nützt es schon, an den eigenen paar Kreuzfahrtschiffen herumzudoktern, wo die Freunde doch gleich das sensible Ökosystem Meer „national und international“ schützen wollen und erhalten. Oder andersherum? Egal. Damit viele Freunde zusammenkommen, ist die Mitgliedschaft in der neuen Bürgerinitiative kostenlos, ja kostenlos. Teuflischer Plan. Dabei wusste doch schon die Großmutter an der Küste, hier in hochdeutscher Fassung: „Was nichts kostet, ist nichts.“

Nun mag man Ungerer und seinen Freunden bis zu einem bestimmten ökonomischen Punkt ihr Engagement abnehmen. Doch ohne Politik kann es nicht ausreichen. Ausgerechnet die Frachtschifffahrt hat belegt, wie schnell sich eine Industrie auf harte Umweltauflagen umstellen kann, wenn Parlamente und Regierungen – hier zunächst in den USA – Küsten und Häfen schützen. Gegen die maritime Urlaubsindustrie wäre Landstrom in Hamburg ein guter Anfang.

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Hermannus Pfeiffer
Autor
Soziologe und promovierter Wirtschaftswissenschaftler. Spezialgebiete: Banken/Versicherungen/Finanzmärkte und maritime Industrie. Arbeitet seit 1995 als freier Wirtschaftspublizist in Hamburg. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, zuletzt „Gewinn ist nicht genug! 21 Mythen über die Wirtschaft, die uns teuer zu stehen kommen“, Rowohlt Verlag, Reinbek 2021.
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4 Kommentare

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  • BB
    Butter bei die Fische (2)

    Zwar gibt es bis heute keine effektive Schadstoffvermeidungs- und Rußfilterkombination für die Schiffsmotoren - aber das heisst ja nicht, dass man nicht trotzdem fordern kann, sie einzubauen! Und wer es nicht tut, der ist dann der "Umweltteufel". Das - im Gegensatz zur Frachtschiffahrt und den meisten Fährschiffen - schadstoffarmer Marinediesel verwendet und an neuen Motoren für Flüssiggas gearbeitet wird - egal, schnurzpiepe und einerlei. Fakten verwirren ja nur und halten den Erleuchteten von seinem Gottespfad des gerechten Zornes ab. Oder andersherum? Egal.

     

    Folgen wir lieber dem Autor noch ein bisschen bei seinem wirren Gedankengang, wonach es nur in engen Grenzen glaubwürdig sei, dass jemand das Ökosystem Meer schützen und erhalten möchte, bloß weil es seine alleinige Wirtschaftsgrundlage darstellt und in seinem Betrieb ein paar tausend Arbeitsplätze sichert. Ist ja albern, oder? Und schon gar kein Grund, der Politik ein paar Schritte voraus zu sein, gerade beim Thema Landstrom. Da bremsen die Hafenstädte nämlich ganz gewaltig, denn ohne Dreck von den Schffen keine (zukünftigen) saftigen Aufschläge auf die Hafengebühren, wenn die Luftreinhalterichtlinie erstmal durch ist bei der EU-Kommission.

     

    Der Beitrag erschien übrigens schon am 12. August im "Neuen Deutschland". Aber für die taz hat der Verfasser den letzen Absatz nochmal umgeschrieben, damit der NABU ungeschoren bleibt. Man weiss ja, welchem Leserklientel man welchen Honig um den Bart schmieren muss.

     

    - erstmals gepostet: 20. August - Repost: 21. August

  • BB
    Butter bei die Fische (1)

    Kann man eine Glosse schreiben, wenn man vom Thema offensichtlich keine Ahnung hat? Man kann, der C-Schreiberling H. Pfeiffer und die taz machen es vor.

    In vergeblicher Vortäuschung der "eigentliche" (und irgendwie auch kritisch-linke) Robin Hood der Öko-Bewegung zu sein, radebrecht sich da einer Einen ab, der eigentlich doch ausser kruden Allgemeinplätzchen aus der untersten Reihe des Regals mit der Aufschrift "Verschwörungstheorien für Anfänger" recht wenig beizutragen hat.

     

    Sind halt irgendwie alle doof, der Reeder, seine Angestellten und überhaupt alle, die im Bereich "Kreuzfahrtindustrie" (0,5 % der Weltschiffahrt) arbeiten. Naja, und die, die fahren, die selbstverständlich auch. Bekommen "vom Chef" eine "Bürgerinitiative gegründet" (da kennt sich ja einer offensichtlich ganz toll aus mit dem Prozedere einer Vereinsgründung) - und dann machen sie nicht mal eine "Goldgrube" aus der Sache? "Pfui Teufel auch!", mag sich der Autor denken. Indes es gibt, wie bei jedem gemeinnützig anerkannten Verein, auch hier eine Satzung und eine Beitragsordnung. Die überläßt es im wesentlichen dem einzelnen Mitglied, wie hoch sein Beitrag sein soll, die Untergrenze liegt bei einem sozialverträglichen Euro pro Monat. So wird niemand von der Teilnahme sozial ausgegrenzt. Egal. Logik ist dem Pamphlet und seinem Verfasser ja ohnehin ein zu schwerer Ballast.

  • BB
    Butter bei die Fische (2)

    Folgen wir lieber dem Autor noch ein bisschen bei seinem wirren Gedankengang, wonach es nur in engen Grenzen glaubwürdig sei, dass jemand das Ökosystem Meer schützen und erhalten möchte, bloß weil es seine alleinige Wirtschaftsgrundlage darstellt und in seinem Betrieb ein paar tausend Arbeitsplätze sichert. Ist ja albern, oder? Und schon gar kein Grund, der Politik ein paar Schritte voraus zu sein, gerade beim Thema Landstrom. Da bremsen die Hafenstädte nämlich ganz gewaltig, denn ohne Dreck von den Schffen keine (zukünftigen) saftigen Aufschläge auf die Hafengebühren, wenn die Luftreinhalterichtlinie erstmal durch ist bei der EU-Kommission.

     

    Der Beitrag erschien übrigens schon am 12. August im "Neuen Deutschland". Aber für die taz hat der Verfasser den letzen Absatz nochmal umgeschrieben, damit der NABU ungeschoren bleibt. Man weiss ja, welchem Leserklientel man welchen Honig um den Bart schmieren muss.

  • BB
    Butter bei die Fische (1)

    Kann man eine Glosse schreiben, wenn man vom Thema offensichtlich keine Ahnung hat? Man kann, der C-Schreiberling H. Pfeiffer und die taz machen es vor.

    In vergeblicher Vortäuschung der "eigentliche" (und irgendwie auch kritisch-linke) Robin Hood der Öko-Bewegung zu sein, radebrecht sich da einer Einen ab, der eigentlich doch ausser kruden Allgemeinplätzchen aus der untersten Reihe des Regals mit der Aufschrift "Verschwörungstheorien für Anfänger" recht wenig beizutragen hat.

     

    Sind halt irgendwie alle doof, der Reeder, seine Angestellten und überhaupt alle, die im Bereich "Kreuzfahrtindustrie" (0,5 % der Weltschiffahrt) arbeiten. Naja, und die, die fahren, die selbstverständlich auch. Bekommen "vom Chef" eine "Bürgerinitiative gegründet" (da kennt sich ja einer offensichtlich ganz toll aus mit dem Prozedere einer Vereinsgründung) - und dann machen sie nicht mal eine "Goldgrube" aus der Sache? "Pfui Teufel auch!", mag sich der Autor denken. Indes es gibt, wie bei jedem gemeinnützig anerkannten Verein, auch hier eine Satzung und eine Beitragsordnung. Die überläßt es im wesentlichen dem einzelnen Mitglied, wie hoch sein Beitrag sein soll, die Untergrenze liegt bei einem sozialverträglichen Euro pro Monat. So wird niemand von der Teilnahme sozial ausgegrenzt. Egal. Logik ist dem Pamphlet und seinem Verfasser ja ohnehin ein zu schwerer Ballast. Zwar gibt es bis heute keine effektive Schadstoffvermeidungs- und Rußfilterkombination für die Schiffsmotoren - aber das heisst ja nicht, dass man nicht trotzdem fordern kann, sie einzubauen! Und wer es nicht tut, der ist dann der "Umweltteufel". Das - im Gegensatz zur Frachtschiffahrt und den meisten Fährschiffen - schadstoffarmer Marinediesel verwendet und an neuen Motoren für Flüssiggas gearbeitet wird - egal, schnurzpiepe und einerlei. Fakten verwirren ja nur und halten den Erleuchteten von seinem Gottespfad des gerechten Zornes ab. Oder andersherum? Egal.