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Boykott in NiedersachsenLehrer bleiben zu Hause

Weil Gymnasiallehrer in Niedersachsen ab 2014 eine Pflichtstunde pro Woche mehr unterrichten sollen, streichen Schulen die Klassenfahrten. Schüler und Eltern sehen sich instrumentalisiert, selbst der Lehrergewerkschaft GEW geht das zu weit.

Auf so eine schöne Aussicht müssen niedersächsische SchülerInnen künftig verzichten: Lehrer streichen aus Protest Klassenfahrten Bild: dpa

HANNOVER taz | Keine Klassenfahrten mehr ab dem Sommer 2014, damit drohen immer mehr Gymnasien in Niedersachsen. An gut einem Dutzend Schulen haben die Kollegien aus Protest gegen die von Rot-Grün geplanten Arbeitszeiterhöhungen für Gymnasiallehrer bereits einen Klassenfahrten-Boykott beschlossen.

An der Sophienschule in Hannover geht man gar noch weiter. Dort soll es ab sofort keine Exkursionen, Theaterbesuche oder sonstige Aktivitäten außerhalb des Unterrichts mehr geben. Selbst das traditionelle Weihnachtskonzert soll ausfallen.

Von 23,5 auf 24,5 Stunden pro Woche will Niedersachsens rot-grüne Landesregierung nach ihren Haushaltsplanungen für 2014 die Unterrichtsverpflichtung an den Gymnasien erhöhen. Zudem soll eine ursprünglich ab dem 1. August 2014 vorgesehene Arbeitszeitverkürzung für Lehrer ab 55 Jahren um eine und ab 60 Jahren um zwei Stunden je Woche ausgesetzt werden.

Das hatte 2000 die damalige SPD-Kultusministerin Renate Jürgens-Pieper mit den Lehrergewerkschaften ausgehandelt. Die jetzige rot-grüne Landesregierung hat das kassiert und will mit den freigesetzten Mitteln andere Bildungsmaßnahmen wie den Ausbau des Ganztagsschulangebots oder die Umsetzung der Inklusion vorantreiben.

Sehr zum Unmut der Lehrerschaft. Deren Gewerkschaften sprechen von Wortbruch. Erst Ende August demonstrierten gut 10.000 Lehrer in Hannover gegen die Arbeitszeitpläne. Im Internet fand eine entsprechende Petition in weniger als zwei Wochen mehr als 6.500 Unterzeichner. An den Schulen breite sich der „Aufstand der Basis“ aus, wie es der Philologenverband formuliert, der die Protestmaßnahmen ausdrücklich unterstützt.

Pflichtstunden

An Niedersachsens Grundschulen sind 28 Pflichtstunden pro Woche vorgesehen, an den Gymnasien derzeit noch 23,5 - bundesweit ist das die geringste Unterrichtsverpflichtung.

Die volle vorgesehene Pflichtstundenzahl unterrichten laut niedersächsischem Kultusministerium allerdings nur 30 Prozent der rund 41.000 vollzeitbeschäftigten Lehrer und Lehrerinnen an allen Schulformen. 70 Prozent lassen sich über sogenannte Anrechnungsstunden für Sonderleistungen die Unterrichtungsverpflichtung reduzieren.

Angerechnet und von den Pflichtstunden abgezogen werden etwa Schulleitungstätigkeiten, Aufgaben in der Lehrerausbildung oder hoher Korrekturaufwand.

Zurückhaltender klingt dagegen die Lehrergewerkschaft GEW. Auch hier kritisiert man die geplante Mehrarbeit. Die Arbeitszeiterhöhung und das Streichen der Altersermäßigung seien „völlig daneben und eine politische Fehlentscheidung“, sagt Niedersachsens GEW-Sprecher Richard Lauenstein. Das Boykottieren von Klassenfahrten sieht er aber skeptisch.

„Wir führen hier eine politische Auseinandersetzung und keinen Arbeitskampf, der Druck muss auf die Politiker weitergegeben werden“, sagt er. Lauenstein zweifelt zudem am Erfolg solcher Aktionen. Als etwa Hamburgs Lehrer 2004 mit GEW-Unterstützung ebenfalls in einer Auseinandersetzung um die Arbeitsstunden die Klassenfahrten strichen, habe die Aktion „Lehrer, Schüler und Eltern eher voneinander entfernt als vorangebracht“.

Auch jetzt reagieren Schüler und Eltern mit Unverständnis. „Es ist die Frage, wen ich mit dieser Aktion treffe: Meinen Dienstherrn oder die Schüler“, sagt etwa die Vorsitzende des Landeselternrats, Sabine Hohagen. Beim Landesschülerrat findet man die Boykott-Ankündigungen „absolut ärgerlich“. Er sehe die hohe Belastung von Lehrern, sagt dort Vorstandsmitglied Timon Dzienus.

Er persönlich halte 45 Minuten mehr Unterricht pro Woche aber für tragbar. Das Gefecht darum laufe zwischen Landesregierung, Lehrern und deren Gewerkschaften, erklärt er. Es liege an der Politik, „sich an den Tisch zu setzen und die Probleme zu klären“.

Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) betont unterdessen stets, die Arbeitszeitverlängerung für die rund 19.000 Gymnasiallehrer landesweit sei verantwortbar. An anderer Stelle schaffe man dafür „erhebliches Entlastungspotenzial“, führt ihre Sprecherin an. So wolle man etwa den Etat für Fort- und Weiterbildungen verdreifachen, die Zahl der Schulpsychologen verdoppeln.

Dem Boykott steht man allerdings hilflos gegenüber. „Es ist das gute Recht der Lehrkräfte, ihrem Ärger Luft zu machen“, erklärt die Sprecherin. „Das Streichen von Klassenfahrten geht aber über die legitime Interessenvertretung hinaus.“ Eine dienstrechtliche Handhabe hat man aber nicht – Schulfahrten sind freiwillige Leistungen. „Wir können grundsätzlich nur an die Lehrkräfte appellieren.“

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36 Kommentare

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  • S
    Sonja

    Um mal den Blick wegzulenken von der leidigen Diskussion über die Wochenarbeitszeit etc.

    Die Erhöhung der Pflichtstundenzahl um nur eine Stunde bewirkt in einem durchschnittlichen Kollegium von 75 Lehrkräften den Wegfall von drei Stellen. Gleichzeitig erhalten die Lehrkräfte ja nicht mehr Lohn, also wurden mal eben drei komplette Gehälter eingespart, und letztendlich ging es ja ums Sparen. Die Vernichtung von Arbeitsplätzen bleibt unerwähnt. Würde im Gegenzug die Klassengröße minimiert, so entständen wieder Arbeitsplätze, der Korrekturaufwand würde sich ebenfalls verringern und die Schüler könnten mit mehr Zuwendung rechnen. Eine Win-Win-Situation für Lehrer und Schüler.

    • M
      Mutzekiepchen
      @Sonja:

      Hallo Sonja, sehe ich genauso. Es wird natürlich nur das erwähnt, was einem passt. Dass man für 45-Minuten mehr Unterricht evtl. eine Klasse mehr haben könnte, dann plötzlich nicht nur 45-Minuten, sondern bei der Vorbereitung und Nachbereitung auch mehr Arbeit hat, weil man plötzlich 25 Klassenarbeiten mehr korrigeiern darf, all das ist offensichtlich nicht nennenswert. Auch wird nicht gesagt, dass all die Klassenfahrten auf freiwillige Basis geschehen und dass der Klassenlehrer (oder wer auch immer) bei der Abfahrt bereits mit einem Fuß im Gefängnis ist, wenn er nicht die ganze Nacht und den ganzen Tag wachsam ist. Möchte gerne die ganze Politiker bei einer Klassenfahrt sehen, umsingelt für lauter Pubertierenden, die nur darauf warten, ihr Alkohol aus dem Gepäch zu nehmen oder verschiedene Zimmer zu besuchen, wo sie dann das machen, was sie Zuhause nicht können. Kommt einer ins Krankenhaus oder ist eine Schwanger hat der/ die LehrerIn sein Job los.... aber von uns wiird erwartet, dass man an die Schüler denkt und den Streit nicht auf deren Rücken angeht, aber wer hat angefangen nicht an die Schüler zu denken?... Ich denke, jeder Lehrer könnte an dieser Stelle soviele Einwände bringen, dafür reicht der Platz einfach nicht.

  • H
    Heiner

    Bei der ganzen Diskussion wird folgendes vergessen: Jeder/jede kann über Schule mitreden... viele haben ihre Erfahrungen und glauben einschätzen zu können, was eine Stunde Mehrarbeit bedeutet. Leider haben die wenigsten einen Einblick in die verschiedenen Strukturen von Schule, Schulleitung, zusätzlicher Arbeit, Klassenstärken und Vertretungsunterricht. Klar gibts faule Säcke, aber die gibts unter Polizisten, Juristen, Bandarbeitern und Managern auch... also: was solls?

    Einfach ist eine Neid-Diskussion, die überdies noch von der Politik befeuert wird. Die ganze Bildungsmisere wird auch die neue Landesregierung nicht lösen, denn Bildungspolitik war schon immer ein riesiges Experimentierfeld für selbsternannte Bildungsminister und Ministerinnen auf dem Rücken der Betroffenen. Seht Euch die Statistiken zu Burn-out und Herzinfarkten, zu innerer Kündigung und Selbstaufgabe im Lehrerberuf an.

    Das alles hat Gründe... und...die lassen sich auch benennen! Trotz aller Widrigkeiten, Zusatzbelastungen,zeitfressender Konferenzen und unvorbereiteter Fortbildungen mag ich meinen Job und ich gebe mir Mühe, ihn gut zu machen. Noch eine Stunde mehr wäre nicht nur kontraproduktiv sondern ein Schlag ins Gesicht ohnehin schon überbelasteter Kollegen und Kolleginnen. Darum greife ich hier zur Polemik und sage: Kollegen und Kolleginnen, lassen Sie uns den Spruch "Lehrer haben vormittags Recht und nachmittags frei" wieder mit neuem Leben füllen! Und den Eltern sei gesagt: "Versuchen Sie doch, Ihren Nachwuchs an einer Waldorfschule ausbilden zu lassen". In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern ein paar besinnliche und erholsame Festtage sowie Glück und vor allem Gesundheit fürs kommende Jahr!

  • U
    Uwe

    Schülerinnen aus Neustadt organisieren für den 26.11. eine Demo in Hannover, um gegen die Stundenerhöhung für die Lehrer zu protestieren. Mehr Infos auf Facebook: https://www.facebook.com/events/616457201745369/?ref=22

  • C
    CHeGe

    Lieber OMania,

    ich bin einer der von Ihnen beschriebenen Lehrer an der Schule Ihrer Tochter. Für ein persönliches Gespräch stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung, dann könnten wir vielleicht die Argumente mal direkt austauschen.

    Ich würde mich freuen, wenn sie am 14. zu der Veranstaltung des SER kommen würden, dann können wir unsere Argumente Ihnen auch gerne persönlich erörtern.

    Ansonsten treten Sie doch gerne mit mir in Kontakt. Ich bin der Chemie und Geschichts-Lehrer an der Schule Ihrer Tochter.

  • O
    Omania

    Ich bin Vater einer 16-jährigen Tochter, die den Gymnasialzweig in Burgdorf besucht. Das Turbo-Abi und die gesamte Schulpolitik in Niedersachsen empfinde ich als einzige Katastrophe und die Politik bekommt es seit Jahren einfach nicht in den Griff (das gilt für alle Parteien). Durch die Lehrer und insbesondere durch die unterstützenden Aktionen des Schulelternrates sehe ich, mich und mein Kind als für die Zwecke der Lehrerinteressen instrumentalisiert an.

     

    Das stört mich ganz erheblich, denn ich persönlich halte das ganze auch für ein "Jammern auf hohem Niveau". Die Damen und Herren Studiendirektoren bekommen ein vergleichsweise sehr gutes Gehalt von Besoldungsgruppe A 12 bis A 14. Das ist netto bei Beamten schon ganz ordentlich und die restlichen Beamtenprivilegien wie Pensionsanspruch und Privatversicherung gibt es ohnehin. Bedingungen von denen viele Beschäftigte in sog. "prekären Arbeitsverhältnisssen" nur träumen können. Damit wir uns richtig verstehen, ich gönne jeder bzw. jedem engagierten Lehrer(in) die Privilegien, aber ich kann nicht verstehen, dass hier ein Arbeitskampf auf Kosten der Schüler geführt wird. Leider gibt es auch nicht nur den gerne dargestellten engagierten Lehrer. Mindestens in genau in gleiche Anzahl gibt es auch den "eher bequemen Lehrer, der auch nicht so furchtbar viel Zeit mit der oft zitierten Unterrichtsvorbereitung verbringt. Die Weisung des Elternhauses an mein Kind lautet daher: "Laß dich von der Schule nicht instrumentalisieren und die Details der Arbeitsbedingungen sollen die Lehrer mit ihrem Dienstherrn klären und nicht mit ihren Schülern oder deren Eltern".

  • L
    Lehrerin

    Der Artikel ist leider wirklich äußerst schlecht recherchiert. Ich wiederhole jetzt nicht noch einmal, was über die Vergleichbarkeit der Unterrichtsverpflichtung in den verschiedenen Bundesländern gesagt wurde. Aber noch einmal zum Mitschreiben: Die Stunden in der SCHULE sind NICHT gleichzusetzen mit der Gesamtarbeitszeit!! Ich unterrichte z.B. 18 Stunden. Meine Gesamtarbeitszeit beträgt 50-58 Stunden pro Woche!! In Korrekturzeiten natürlich noch mehr. Und die Zeit der Abiturkorrektur ist nicht einmal ansatzweise reingerechnet.

    Diese Gesamtarbeitszeit ist übrigens der absolute Normalfall - keine Ausnahme. Kollegen, die sich für Schüleraustausch, Musikangebot etc. engagieren, sind natürlich zeitweise noch stärker belastet. Ich warte wirklich sehnsüchtig auf eine Studie zu diesem leidigen Arbeitszeit-Thema. Wobei das Klischee des "faulen Lehrers" sicherlich dadurch auch nicht aus der Welt zu schaffen ist. Vorurteile sind so furchtbar bequem...

  • Hallo taz,

    ich bin Schülerin einer KGS in Niedersachsen und besuche den Gymnasialzweig.

    Wir Schüler stehen größtenteils hinter unsern Lehrern, denn die starke Belastung der Lehrer wirkt sich auf den Unterricht, die Lernatmosphäre und das allgemeine Schulklima aus.

    Wären wir Schüler wie auch unsere Eltern besser Informiert worden, durch Medien wie euch hätten wir uns auch schon früher gegen diese Reform geäußert!!!

    Zur Steichung aller Kurs-/Klassenfahrten lässt sich nur sagen: Wie sollten die Lehrer sonst auf sich aufmerksam machen?

    Und zum wiet verbreiteten Irrglauben, den Niedersächsischen Lehrern ginge es so gut. Unsere Lehrer müssen unsere Leistungskursklausuren, welche über mehrere Stunden geschrieben werden, innerhalb weniger Wochen NEBENBEI korrigieren, ohne dafür Stunden erlassen zu bekommen.

    Somit ist euer Artikel mangelhaft und sollte richtig gestellt werden. Auch sah ich die taz bisher als kritische und glaubwürdige Tageszeitung, weswegen ich erwarten würde, das ihr den Artikel richtig stellt und als einzige eine öffentliche Opposition schafft!!

  • L
    Lehrer

    Die oben erwähnten Anrechnungsstunden sind kaum vorhanden, ich bin im Personalrat einer niedersächsischen Schule und kann ganz sicher sagen, dass die Zahlen nicht stimmen bzw. nicht auf die Gymnasien zutreffen. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern wird in Niedersachsen niemand für hohen Korrekturaufwand entlastet. Das ist ja gerade das Problem.

  • Es wird Zeit für einen "Uli Hoeneß Gedenktag" bundesweit an allen Schulen. Da könnte man dann mal gemeinsam darüber nachdenken, wie das deutsche Schulsystem aussehen könnte, wenn auch Millionäre hierzulande so konsequent und lückenlos besteuert würden, wie jeder kleine Arbeitnehmer. Ihre "Wohltätigkeit" könnten sich diese Damen und Herren dann auch sparen.

  • A
    Astyanax

    Liebe taz - Bitte recherchieren Sie doch Ihre Informationen besser und wiederholen Sie nicht einfach nur das, was Sie über die Nachrichtenagenturen bekommen...

    - Der Stadtelternrat der Stadt Hannover unterstützt die Lehrer in ihrem Vorgehen. Die Elternschaften der einzelnen Schulen stehen zum großen Teil hinter den Protest!

    - auch bei der Schülerschaft wird durchaus auf Verständnis gestoßen

    - In anderen Bundesländern gibt es eine andere Form der Anrechnungsstunden, die Oberstufe und die Vorbereitung auf das Abitur ist anders strukturiert und in Bayern arbeitet man an Gymnasien 23 (!) Stunden (leicht zu recherchieren...) - es sei denn, man hat Musik, Kunst oder Sport als Fach. Sie können nicht einfach die Pflichtstunden der Bundesländer gegeneinander aufrechnen.

    - Recherchieren Sie doch bitte mal, was niedersächsische Lehrer in den letzten Jahren auffangen mussten: "Reform" der Oberstufe, "Reform" der Curricula, G8, eine unvorbereitete Inklusions"reform", die eigenverantwortliche Schule - es geht nicht nur um "45 Minuten"!

  • Jeder wehrt sich gegen längere Arbeitszeiten - geschenkt.

     

    Als Antwort darauf aber Klassenfahrten/Ausflüge streichen? Was kommt als nächstes? Keine Cola mehr im Getränkeautomat?

     

    Eines, niedersächsische Lehrer, solltet ihr nicht vergessen:

    Euer Job ist im internationalen Vergleich der reinste Ponyhof!

    In Spanien verdient ein Lehrer der Sek I & II gut die Hälfte eures Lohns, darf dafür aber 30h unterrichten. Eine "Stunde" dauert dort übrigens 55min. In einem Kurs, der bis zu 41 Schüler haben darf, können bis zu drei verschiedene Lernniveaus auftreten, das macht dann mal drei Unterrichtsentwürfe pro Klasse.

    Und sollte ein Lehrer einen Ausflug, einen Austausch oder eine Klassenfahrt begleiten,

    ratet mal, wer die Kosten für den Lehrer trägt. Na sowas, der Lehrer selbst.

     

    Freut euch, liebe niedersächsische Lehrer, eurer durchaus anständigen Arbeitsbedingungen, fahrt mit den Schülern in den Heide-Park & sucht eine vernünftige Form des Protests!

    • R
      RAKLEI
      @lutziferien:

      Na, und gibt es auch einen Vorschlag für eine "vernünftige" Form des Protestes? Dieser sollte natürlich öffentlichkeitswirksam sein, Aussicht auf Erfolg haben und dabei nicht illegal sein.

       

      In dieser Hinsicht finde ich den gewählten Protest schon ziemlich "vernünftig". Schonung von Schüler- und Elterninteressen ist da leider nicht mehr drin - aber die könnten sich ja z.B. solidarisieren, dann tut's nicht mehr so weh.

       

      Und man staune - es gibt Länder, da müssen die Lehrer unter freiem Himmel auf Tafeln aus der Kolonialzeit unterrichten. Dürfen sich Lehrer denn erst wehren, wenn sie auf diesem Level angelangt sind?

  • L
    Leerer

    Sollen sie doch mehr arbeiten. Alle anderen müssen das auch zu viel elenderen Bedingungen.

     

    Bei Gymnasiallehrern sollte die Verbeamtung aufgehoben und ein intensiver Qualitätscheck eingeführt werden.

     

    Leerer haben mit der Realität wenig am Hut.

     

    Wenige Ausnahmen bestätigen die Regel.

    • R
      RAKLEI
      @Leerer:

      Nur so am Rande:

       

      Wären die Gymnasiallehrer nicht verbeamtet, täten sie zweifellos das, was jeder andere Arbeitnehmer bei unbezahlter Mehrarbeit als sein gutes Recht ansehen würde - nämlich streiken!

       

      Ich würde also eher sagen:

       

      @LEERER hat mit der Realität wenig am Hut.

    • R
      RAKLEI
      @Leerer:

      Wer gezwungen wird, für das gleiche Geld mehr zu arbeiten, wird bestohlen.

       

      Wer eine Möglichkeit findet, sich gegen diesen Diebstahl zu wehren, nutzt diese natürlich.

       

      Warum sollten solch schlichte Selbstverständlichkeiten für Lehrer nicht gelten?

  • H
    harald

    Lehrer kein leichter Beruf doch Beruf kommt von Berufung und wer sich zum Lehrer berufen fühlt sollte seinen Unmut nicht an die falschen weiter tragen. Jammern auf hohem Niveau. Denn die Unterrichts Vorbereitung plus die 45min. Mehr Unterricht die Woche fallen einmalig mit einem echten Mehraufwand an danach ist es immer wieder das gleiche bis der Stoff der durch genommen werden muss sich ändert. Jeder muss seinen Beitrag leisten beim sparen auch die Gymnasiallehrer.

    • X
      xbo
      @harald:

      Schon mal selbst probiert?

    • @harald:

      Vielleicht wäre ein wenig Aufenthalt an einem Gymnasium für Harald nicht schlecht!

      • @Heiner Zok:

        Wenn ich richtig verstehe, darf ich das Gymnasium nur kritisieren, wenn ich dort arbeite?

        Ich muss mir nicht den Arm abhacken, um zu wissen, dass es weh tut...

        • R
          RAKLEI
          @lutziferien:

          ... aber das mit dem Arm abhacken - ein schönes Bild für den Leidensdruck der Gymnasiallehrer.

           

          Für meinen Geschmack allerdings übertrieben drastisch ;-)

        • R
          RAKLEI
          @lutziferien:

          Leider falsch verstanden ... ;-)

  • MK
    Michael Kruse

    Eine Stunde Mehrarbeit plus vermutlich eine weitere zur Unterrichtsvorbereitung.

     

    Wenn in einem gewerkschaftlich organisierten Betrieb, der Chef von seinen Arbeitern einfach so zwei Stunden unentgeltliche Mehrarbeit verlangen würde, stünden wohl alle mit einer roten Weste vor dem Werkstor.

     

    Den Lehrern bleibt da nur die Hand in der Tasche zur Faust zu ballen.

     

    Oder eben freiwillige Leistungen zu streichen.

     

    Ich würde es genauso machen!

  • B
    Bildungsforscher

    Gymnasiallehrer

    - besitzen die schlechteste Ausbildung unter allen Pädagoginnen/Pädagogen

    - müssen am wenigsten von allen Pädagoginnen/Pädagogen arbeiten

    - bekommen das meiste Geld von allen Pädagoginnen/Pädagogen

    - bekommen die höchsten Pensionen von allen Pädagoginnen/Pädagogen

     

    Genau diese Menschen, die den ganzen Tag mit Ihren Ärztekollegen auf dem Golfplatz verbingen, haben genug Zeit, sich um Ihre Privelegien zu kümmern und sie tun es mit Nachdruck, komme was wolle!

    • G
      Gutinformierterschüler
      @Bildungsforscher:

      Lieber Herr Bildungsforscher,

      1.Gymnasiallehrer besitzen mit die schlechteste Ausbildung unter allen Pädagogen, einfach weil sie keine Pädagogen sind. Sie wurden zum Lehren von Gymnasialschülern ausgebildet. Jetzt wo die Politik also die Inklusion beschloss müssen sie vom einen auf den anderen Tag dafür ausgebildet werden. Da ist es natürlich klar, das das nicht reibungslos funktionieren wird.

      2. Gymnaiallehrer arbeiten nicht weniger als andere Pädagogen, nur ist die Arbeitszeit eines Pädagogen genau beschrieben. Ein Gymnasiallehrer darf zuhause aber weiterarbeiten. Dort muss er den Unterricht vorbereiten und, was jeder vergisst, Klausuren korrigieren. Nehmen wir mal an ein Mathematik Leistungskurs 11.Klasse schreibt eine Arbeit. Dort wird größtenteils Text geschrieben. Warum man was wie machen würde und wie man das Ergebnis interpretieren kann. Durchschnittlich sind das 5 Seiten. Bei einer vom Land vorgeschlagenen Klassengröße von 25 Personen macht das 125 Seiten Korrektur lesen. Das läuft nebenbei, neben den vorgeschriebenen 40 Stunden. Die Arbeit muss innerhalb 2 Wochen zurückgegeben werden. Natürlich muss man bedenken, dass in Mathe 5-6 Arbeiten pro Schuljahr geschrieben werden.

      Zum Schluss muss ich folgendes hinzufügen: Ein Lehrer hat 6-12 verschiedene Klassen verschiedener Stufen. Eine Arbeit der 5.Klässler ist natürlich einfacher zu korrigieren. Die sechsstündige Abiturklausur näturlich schwerer und diese müssen zusätzlich von drei Lehrern untersucht werden, meistens die aus den Leistungskursen(3 LKs, 3 Lehrer). Sprich ein Lehrer im LK muss 75 Abiklausuren überprüfen. Mit der Vorabiklausur 150.

      Es summiert sich und summiert sich und ich bin lange nicht Fertig...

      3.+4. Wo haben sie diese Daten den her? Sowas kann sich jeder aus dem Finger ziehen.

      Bitte beim nächsten mal besser recherchieren!

    • X
      xbo
      @Bildungsforscher:

      Bitte einmal die Quellen für diese wertvollen Informationen angeben.

  • L
    Lars

    Wir niedersächsischen Lehrer sollen in erster Linie qualitativ hochwertigen Unterricht erteilen. Steigt die Unterrichtsverpflichtung, muss auf kaum bis gar nicht vergütete Mehrleistungen wie Klassenfahrten verzichtet werden.

    Ich bin erschüttert von den Positionen der Eltern- und Schülerschaft. Beide Gruppen erkennen offenbar nicht, dass eine Mehrarbeit der Lehrer massive Nachteile für die Schüler bedeuten!

    • @Lars:

      Mehrarbeit? Es geht um zusätzliche 45min/Woche. Lass mal die Kirche im Dorf!

      Wenn Du Dich aufregen willst, wende Dich an Dein Bildungsministerium, anstatt Dich über mangelnde Unterstützung Deiner Schüler zu "erschüttern"...

      • @lutziferien:

        sich über mangelde Unterstützung zu erschüttern ist sein gutes Recht, denn es geht nicht nur um 45 minuten mehr! Und das trifft uns Schüler am allermeisten, wo wir doch die "Zukunft Deutschlands" sind, sollte man meinen, dass wir wichtiger sind!

        Und ich bin sicher, es gäbe mehr Unterstützung der Schüler, wären wir nicht gezielt desinformiert worden!

        Denn uns wurde nicht mitgeteilt das die Lehrer mehr arbeiten sollen, wohl aber, dass die Klassenfahrten ausfallen!

      • X
        xbo
        @lutziferien:

        Die Bildungsministerin reagiert aber ja nicht. Es ist übrigens - große Überaschung - nicht mit den 45 Minuten vor der Klasse getan.

  • U
    Ulmer

    In BW ist das Deputat 25UE/Woche.

    Im Süden wird eben noch gearbeitet.

    • G
      Gutinformierterschüler
      @Ulmer:

      Im Süden gibt es auch einen Oberstufenausgleich: wer dort 11. oder 12. Klasse unterrichtet muss jeweils eine Stunde weniger Arbeiten, denn die sollen sich gut vorbereiten können. Sowas gibt es in Nierdersachsen nicht.

  • J
    joHnny

    ... wie in den usa die

    republikaner ...

    • @joHnny:

      "Kann ein Mensch noch tiefer sinken?" - war ein Lied von Reinhard Mey. Wieso musste ich an diesen Titel denken, als ich Ihren Kommentar las?

  • S
    serbmem

    Vll sollten die Eltern mal die Politiker gegens Schienbein treten damit diese sich aus dem Bildungswesen raushalten und diejenigen machen lassen die da was von verstehen: Den Lehrern und, wenn sie sich entsprechend gebildet haben, den Eltern.

  • R
    raklei

    Lehrer werden gezwungen, ohne Ausgleich einen Teil ihrer Lebenszeit dem Land zur Verfügung zu stellen.

     

    Im Gegenzug holen sie sich diese Zeit wieder, indem sie eine freiwillige Leistung zurückfahren.

     

    Wo ist jetzt genau das Aufregende an dieser Selbstverständlichkeit?