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Flüchtlings-Türsteher in Hamburg„Mit Politik hat das nichts zu tun“

Horst „Hotte“ Kriegel beschützt die Flüchtlinge in der St. Pauli-Kirche. Mit ihm, sagt er, werde es garantiert kein zweites Mölln geben.

Sichert die Nachtruhe seiner Gäste: Hotte vor der Tür der St. Pauli-Kirche. Bild: dpa
Interview von Carsten Bisping

taz: Herr Kriegel, Sie werden „der Türsteher Gottes“ genannt.

Horst „Hotte“ Kriegel: Ach, das ist ein Ausdruck, den die Medien geschaffen haben. Das sollte man nicht an die große Glocke hängen, es ist alles nicht so wichtig, was wir hier machen.

Nicht wichtig?

Ich will nur sagen, dass man hier keinen Helden glorifizieren sollte. Wichtig ist die Arbeit natürlich schon.

Das Hamburger Abendblatt, die Zeit, die Mopo, alle haben über Ihre ehrenamtliche Arbeit berichtet. Gefällt Ihnen das?

Ich finde es eine traurige Form von Berühmtheit. Bedauerlich ist, dass Leute wie ich hier sitzen müssen.

Im Interview: Horst "Hotte" Kriegel

55, hat eine kaufmännische Ausbildung und eine Sicherheitsausbildung absolviert, war laut eigenen Aussagen aber nie ein Typ für einseitige Tätigkeiten.

Geburtsort, Wohnort, Ort des Herzens ist für ihn Hamburg-St. Pauli. Hotte fährt seine BMW 1100 GS gerne in Cargohosen.

Er stand an der Tür diverser Hamburger Clubs wie Übel & Gefährlich, Aftershave und Tiefenrausch, für die ersten Konzerte von Westbam in Hamburg hat er das Sicherheitskonzept entwickelt. Sein eigener DJ-Name: "Hotte der Surfer" - weil er gerne durch die Sounds der letzten 30 Jahre surft.

Nach seiner Tätigkeit an der St. Pauli-Kirche wünscht sich Hotte eine Lebensgefährtin. Und einen neuen Job.

Warum müssen Sie jetzt hier sitzen?

Ich habe in den Medien mitbekommen, dass rechte Burschenschaftler die Kirche ausgekundschaftet haben, und war entsetzt, dass sie sich hierhin trauen. Das war der Tropfen, der das Fass bei mir zum Überlaufen gebracht hat. Ich kann nicht akzeptieren, dass in der Kirche, in der ich getauft worden bin – hier nebenan bin ich in den Kindergarten gegangen – irgendwelche Nazis irgendwelche Menschen bedrohen. Die haben sowieso schon genug durchgemacht.

Und dann?

Bin ich zum Pastor gegangen und hab’ gesagt: „Hallo erstmal; ich bin zwar nicht in der Kirche, aber ich glaube Sie brauchen Hilfe.“

Aber im Endeffekt mussten Sie bisher nicht eingreifen.

Ja, aber wir haben andere Betätigungsfelder. Sie dürfen nicht vergessen, dass wir hier auf St. Pauli sind und der Park Fiction nebenan ein Hotspot ist. Die Kirche steht an der Verbindungsstraße zur Reeperbahn.

Was sind denn die Betätigungsfelder?

Ich habe koksende Menschen aus dem Zelt geschmissen, hier waren Leute auf dem Hof, die nur zum Pinkeln über den Zaun geklettert sind, ich habe Pfandsammler gehabt, die uns um zehn Kisten beklaut haben – all solche Geschichten. Wir haben hier morgens Leute mit zwei, drei Promille stehen, die einfach nur noch „Toilette“ sagen.

Also weniger Tätigkeiten gegen die Flüchtlinge.

Erstmal: Wir nennen sie unsere Gäste und nicht „die Flüchtlinge“. Dadurch, dass wir sie hier haben und sie schon genug drangsaliert wurden, müssen sie auch in Ruhe schlafen können. Nun muss ich noch dazu sagen, dass ich nicht alleine bin, sondern mir Bekannte aus dem FC St. Pauli-Umfeld helfen. Die Ultras haben mir sogar in einer Dreitagesaktion diese Holzhütte gebaut, in der wir gerade sitzen. Wir alle lieben unseren Stadtteil und sind der Meinung, dass es hier anders laufen muss als beispielsweise in Berlin-Hellersdorf.

Und warum sind dann nur Sie im Mittelpunkt der Berichterstattung?

Die anderen haben da keine Lust drauf.

Haben Sie auch schon bei einem Fußballspiel des FC St. Pauli Tür gestanden?

Nein, nein. Ich habe früher Clubs und Großveranstaltungen gemacht. Aber ich war nicht nur Türsteher. Ich habe Autos, Schmuck und Herrenkonfektion verkauft, einen Kunstverein gegründet, bin DJ und war Betreiber eine Cafés.

Würde Sie Ihre Tätigkeit hier jemals gegen Geld machen?

Ich habe kein Problem damit, wenn mir Leute Spenden geben; so toll geht’s mir auch nicht. Aber wenn mir jemand anbietet, ich solle alternativ irgendein Objekt bewachen, würde ich definitiv Nein sagen. Das ist mir zu langweilig, ich passe auf Menschen auf. Vor ein paar Jahren habe ich noch eine Sicherheitsausbildung gemacht und kann ganz andere Sachen machen als bloßen Objektschutz. Das hier ist eine besondere Tür für mich und extrem sensibel. Emotional gesehen ist es seit jeher meine härteste Tür.

Und wie lange sind Sie immer hier?

Das sage ich nicht. Und zwar aus demselben Grund, warum du niemandem sagst, was du für Waffen bei dir trägst: Weil du kein Idiot bist. Deswegen mache ich auch niemals geregelte Rundgänge.

Was war Ihr brenzligster Fall?

Was heißt denn bitteschön brenzlig? Wenn du da oben zwei Kokser im Zelt hast, die der Meinung sind, ich störe sie bei ihrer Wohnzimmertätigkeit und ich erst einmal einen Plastikstuhl gegen die Decke schmeißen muss, bis sie merken, dass Feierabend ist – na, dann stell dir mal vor, solche Jungs gehen einfach so in die Kirche.

Ihre Aufgabe besteht also darin, dass die Gäste in Ruhe schlafen können?

Genau. Und das hat für mich mit Politik überhaupt nichts zu tun, das ist eine Sache von Zivilcourage. Solange ich hier bin, wird es garantiert kein zweites Mölln geben. Davor habe ich nämlich am meisten Angst. Als ich das damals gesehen habe, habe ich mir auch gesagt: Hätten wir da mal was getan. Ich stehe schon darauf, nicht im Nachhinein hinterher zu jammern, sondern im Vorhinein etwas zu tun.

Wie kommen Sie jetzt auf die Brandanschläge von Mölln?

Das war ein Impuls von früher. Als ich die Berichte über die Auskundschaftung der Burschenschaftler in der Kirche gehört habe, musste ich denken: Mölln. Ich stehe einfach nicht auf diese scheiß Denke, dass immer erst etwas passieren muss, bevor man Geld ausgibt.

Die Medien stellen Sie als großen, gut gebauten Beschützer der Flüchtlinge dar. In welcher Rolle sehen Sie sich?

In derselben Rolle.

Gibt es mit den Gästen eine Zusammenarbeit in Sachen Schutz oder machen Sie das alleine mit Ihren Kollegen?

Meine Kollegen haben am Wochenende wenig Zeit. Agyei, der sowieso schon den Nachtblues am Laufen hat, hilft mir dabei. Wir lieben beide Reggae, haben ein gutes Verständnis zueinander und ich kenne seine gesamte Story. Er hat sich dazu bereit erklärt, seine Landsleute zusammen mit mir zu beschützen.

In welchem Verhältnis sehen Sie sich zu den Gästen?

Ich habe zu den Gästen ein freundschaftliches Verhältnis und bin dennoch eine Art neutrale Instanz. Zu mir kann man mit seinen Problemen herantreten. Dass ich hier niemanden bevorzuge, haben sie ganz schnell gemerkt. Ich behandle jeden mit Respekt und Zuneigung – das steht im Gegensatz zu ihrem Alltag auf der Straße. Verlassen sie das Kirchengelände, verhalten sie sich wie Schattenkrieger und werden nicht wahrgenommen. Dem möchte ich mit meiner Hilfe etwas entgegensetzen.

Können Sie uns von einem Schicksal der Gäste erzählen, das die Tür für Sie außergewöhnlich macht?

Agyei hat mir ein Video vom sogenannten Sahara-Express gezeigt. Damit wurden sie zur Arbeit gefahren, knapp vier Wochen durch die Wüste. Ich brauchte erstmal 30 Sekunden, um zu merken, dass das ein LKW ist. An den Seiten nur mit Säcken beladen und oben drauf 350 Menschen. Davon kommen etwa 150 an, die meisten sind runtergefallen. Und wer runterfällt, der hat verloren, denn es wird nicht gebremst. Da gibt es noch viel mehr Storys, da fällt dir gar nichts mehr ein. Jeder Tag, den ich hier verbringe, ist eine absolute Lektion in Sachen Demut. Zuhause habe ich meine Dusche, mein Bettchen, mein Fernsehen und hier liegen 80 Jungs auf dem Fußboden.

Was sagen Sie zur Diskussion, ob im Zuge des Winters Wohncontainer aufgestellt werden dürfen?

Ich kann diesen Herren Politikern einfach nur empfehlen, sich auf so eine Isomatte in einem nicht beheizten Raum zu legen, das zwei Tage zu machen, und dann kann man mal weiterreden. Wir nehmen es hin, dass die Elbphilharmonie – ein Götzenbild vor dem Herrn – jeden Monat 10.000 Euro teurer wird, und auf der anderen Seite geht jedes fünfte Kind mit Hunger in den Kindergarten. Wir haben hier 80 Flüchtlinge in der Kirche, deren Integration verhindert wird, obwohl sie locker zu integrieren wären. Das ist eine Frechheit und liegt an einer falschen Form der Umverteilung oder was auch immer. Das ist einer der Gründe, warum ich der Politik schon lange nicht mehr glaube.

Sie wollten den taz-Lesern noch was sagen.

Ja: Es wäre doch mal interessant, herauszufinden, wer sich von den taz-Lesern bereit erklären würde, eine Patenschaft mit einem Flüchtling einzugehen, ein Zimmer zur Verfügung zu stellen oder was auch immer.

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50 Kommentare

 / 
  • P
    Pass

    Und warum werden die nicht abgeschoben? Andere werden es doch auch. Sind die was besonderes, nur weil der Pfarrer sie seelsorgt?

    Wir wissen nicht wer sie sind, auch wenn die Bildzeitung schreibt, dass zwei von denen schon mal in Europa Asyl beantragt haben und abgeschoben wurden.

    Warum outen die sich nicht, um das klarzustellen?

    Letztendlich müssen sie das tun, sonst wird die Polizei mit der Spezialeinheit der Ausweisfälscher anrücken, und dan wäre es ganz einfach.

    Also bitte, geehrte Afrikaner, die ihr euch als Lampedusaflüchtlinge bezeichnet: Gebt klare Ansagen!

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    guter typ, respekt.

     

    die schlechtmenschen heucheln sich wieder einen ab, hier in der kommentar spalte.

    "wer nicht einen flüchtling zuhause aufnimmt,der hat auch nichts zu melden"-ist klar.

    abgesehen davon das man sowas nicht öffentlich preisgibt, weil sonst am nächsten tag eine behörde vor der tür steht und ich trotzdem leute kenne die das gemacht haben:wenn meine 30 quadratmeterbuxe zu klein für zwei leute ist und ich stattdeseen nach politischen lösungen suche,dann bin ich natürlich ein heuchler.

     

    ihr bildet euch nur ein das die gesamte menschheit aus solchen emphatielosen soziopathen besteht wie ihr es seid.

    • MC
      Mea Culpa
      @6474 (Profil gelöscht):

      Für die politischen Lösungen sind die Politiker zuständig.

      Ich glaube nicht, dass die Afrikaner Glück mit ihrem § 23 haben werden. Und sonst gibt es wohl auch keine Chance. Man weiß ja noch nicht einmal, wer sie sind.

      Ich bin aber sicher, dass es weiterhin Krawalle, Verletzte und andere schlimme Sachen mehr in Hamburg geben wird, spätestens bei der Abschiebung.

  • MC
    Mea Culpa

    Herr Kriegel, Ihr Aufruf, ein Zimmer zur Verfügung zu stellen, ist bestimmt sehr ehrenwert. Aber wissen Sie denn nicht, dass potentielle Bewohner dieser Zimmer innerhalb von drei Wochen beim Einwohnermeldeamt registriert sein müssen? - Dadurch ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass Raum zur Verfügung gestellt wird, denn das Risiko einer Ordnungswidrigkeit besteht sowaohl für den neuen Bewohner als auch den Zimmerwirt, wenn ich davon ausgehe, dass das Registriertwerden nach wie vor ein rots Tuch für die Afrikaner ist.

  • S
    Super

    Ich sag mal: Wichtigtuer.

    Nix zu tun, davon aber viel.

  • Bitte schickt dieses Fax doch an die beiden Adressen in Hamburg und Berlin:

     

    http://lampedusa-in-hh.bplaced.net/wordpress/wp-content/uploads/2013/07/LiH_Musterbrief_einseitig.pdf

     

    sehr schön ("nzuli sana)

    Danke (asante)

  • K
    krypton

    An dieser Debatte erkennt man das wir kein christliches sondern ein kapitalistisch geprägtes Land sind und wie weit sich die Menschen von der Nächstenliebe entfernt haben wo bleibt bloß das christliche in der Union und das soziale der SPD.

    • @krypton:

      "wo bleibt bloß das christliche in der Union und das soziale der SPD"

       

      Schon gaaanz lange weg, verschwunden, vergessen .....

       

      Wobei das "christliche" sowieso zweifelhaft und heuchlerisch ist. Christentum als solches (wie alle anderen Weltreligionen übrigens auch) hat nichts mit Nächstenliebe zu tun - sondern einzig und allein mit Herrschaft!

      • M
        Mick
        @Rossignol:

        Ich finde es echt interessant, dass immer bei Themen wie diesem die christliche Nächstenliebe von Seiten der Linken aus dem Dornröschenschlaf gerissen wird.

  • B
    Büchner

    Zur Differenzierung:

     

    In einem anderen Artikel (Mopo oder so) stand, dass Herr Kriegel sicherheitstechnisch hauptsächlich Streit zwischen den Bewohnern schlichten muss und von Bedrohung von außen keine Spur. Und dass er stolz ist, die Obdachlosen vom Gelände zu vertreiben....

     

    Im übrigen nochmal an alle Bildungsbürger: Burschenschaftler sind die Keimzelle unserer Demokratie. Dass sie mit Molotow-Nazis verglichen werden und angeblich irgendetwas "auskundschaften", wenn sie mal in der Kirche gesehen werden (vielleicht wollten sie sich auch einfach nur selbst ein Bild machen?), wirkt albern und hysterisch.

     

    "Hottes" Einsatz finde ich gut und bewundernswert, aber mich ärgert seine unterkomplexe moralische Selbstgefälligkeit.

    • @Büchner:

      "Burschenschaftler sind die Keimzelle unserer Demokratie."

       

      ???

       

      Genau - und Putin ist ein lupenreiner Demokrat und die Erde eine Scheibe!

      • W
        Wanner
        @Rossignol:

        Vielleicht solltest Du mal das Hambacher Schloß besuchen?

          • W
            Wanner
            @Gast:

            Das werde ich sicher nicht lesen, denn andere haben es bereits lesen müssen.

             

            C. Amberger schreibt dazu:""Elite sein" gibt vor, eine wissenschaftliche Forschungsarbeit zum Komplex der "Erziehung" innerhalb studentischer Verbindungen, insbesondere der Kösener und Weinheimer Corps zu sein. Dabei gefällt sich der Autor, Soziologe Stephan Peters, in der gern und häufig selbstdramatisierten Pose des ausgestiegenen Insiders, welcher er als ehemaliges Mitglied einer katholischen Studentenverbindung dann aber doch nicht ist, soweit sein eigentliches Sujet betroffen ist.

             

            Auffallend an der Arbeit ist der beinahe schon plakative Mangel an Sachlichkeit, welcher mit programmatischem Ausschluss realer Faktensammlung beginnt, durch restriktive und weitgehend vorurteilskonforme Quellenselektion untermauert, mit fast schon blatanter Zitatenmanipulation durchgeführt und mit textemanentem Induzieren von teilweise absurden Behauptungen und Rückschlüssen gekrönt wird.

             

            Peters' Buch dient als Beleg der Aussage Robert R. Prechters, dass sich die moderne Soziologie immer noch im Entwicklungsstadium der vor-Newton'schen Naturwissenschaften befindet. Es geht dem Autor lediglich darum, populäre, zum Teil unkritisch aus der Nazizeit übernommene ständische Vorurteile vor dem Hintergrund eines altbacken wirkenden "rechts-links" Weltbilds durch pseudowissenschaftliche Aufbearbeitung zu legitimisieren."

  • A
    Atmender

    Gegen Ende des zweiten Weltkrieges haben Deutsche nicht mal deutsche Flüchtlinge aus dem Osten privat aufgenommen, ebensowenig gegen Ende der 80er Jahre, als immer mehr Menschen aus der DDR und dem Ostblock flüchteten. Diese naive Forderung spielt nur den rechten Hetzpopulisten in die Tasche.

    • S
      Sabine
      @Atmender:

      Das ist schlichtweg falsch. Meine eigenen Großeltern, die aus dem Osten vertrieben worden waren, haben Obdach bei einer Familie gefunden. Wenn man in Archiven forscht, findet man eine ganze Reihe Angaben zu Menschen, die ihre Häuser ausgebaut haben, um die Flüchtlinge aufzunehmen.

      • B
        Balduin
        @Sabine:

        Und warum nehmen Sie dann keine Flüchtlinge auf?

        • S
          Sabine
          @Balduin:

          Weil ich erstens keinen Platz in meiner kleinen Wohnung habe und weil ich zweitens keine Lust habe, mich strafbar zu machen.

          • B
            Balduin
            @Sabine:

            Und warum verlangen Sie das dann von anderen Leuten?

            • S
              Sabine
              @Balduin:

              Ach Balduin! Wie lesen Sie eigentlich?

              Der Herr Kriegel bittet in dem Interview darum, dass sich Leute melden, die ein Zimmer zur Verfügung stellen können/wollen/werden.

              Ich verlange es nicht; ich fände es sogar sehr dumm unter diesen Umständen.

  • D
    D.J.

    Die aus Libyen kommenden afrikanischen Arbeitsmigranten sind zwar nach UNHCR-Definition keine Flüchtlinge (ich bin da immer etwas empfindlich, da der Begriff nicht verwässert werden sollte). Großes DENNOCH: Aufgrund der besonderen Umstände (Vertreibung aus dem 1. Zielland Libyen) sollte eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden, etwa eine befristete Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung.

    Wird freilich weder den Rechten noch den "Wir-sind an-allem-Ungemach-der-Welt-schuld-und müssen-darum-alle-und -für-immer-Aufnehmen"-Spinnern gefallen (die schreien ja schon "Rassimus", wenn man nach Name und Staatsbürgerschaft fragt).

  • K
    Kosmopolitin

    Ich bin sehr beeindruckt von der Initiative von Hotte Kriegel und wünsche mir, dass das Beispiel Schule macht und mehr Öffentlichkeit für Flüchtlinge ensteht. Es ist absolut unmöglich, die schutzsuchenden Menschen auf die Dauer von Europa fernzuhalten. Und je mehr Öffentlichkeit für sie entsteht, um so besser. Danke Horst, auch für die angesprochene Demut, die mich ebenso immer wieder überkommt, wenn ich daran denke, wie glücklich ich mich schätzen darf, nicht in der prekären Lage dieser Menschen zu sein. Und ich empfinde immer wieder tiefe Scham für die deutsche Politik.

  • Interessantes Interview, danke! Ich finde es gut, wenn sich Menschen für ihre Überzeugung ehrenamtlich engagieren. Leider ist das oft die absolute Ausnahme.

     

    Daher glaube ich, dass dem Aufruf im letzten Absatz nicht ein einziger taz-Leser folgen wìrd.

     

    Meine persönliche Überzegung zum eigentlichen Thema ist allerdings eine andere. Ich finde, die Flüchtlinge, die nicht durch private Patenschaften aufgenommen werden, gehören sofort nach Italien zurückgeschickt, wo sie vielleicht nicht die besondere Warmherzigkeit der St. Paulianer haben, es ihnen aber immer noch viel besser geht als in ihrer Heimat.

     

    Italien gehört zur EU und gewährt Mindeststandards. Nach Recht und Gesetz gehören diese Flüchtigen nicht nach Deutschland.

     

    Persönlich würde ich hingegen niemals privat wildfremde Menschen bei mir aufnehmen, die noch nicht mal ihre Identität preisgeben wollen. Behaupten, man flüchte vor etwas, kann jeder. Es gibt viele Fälle, in denen nach Europa nicht nur Verfolgte, sondern auch Straftäter oder sogar Kriegsverbrecher (Somalia) aufgenommen hat.

     

    Daher ist eine rechtstaatliche Behandlung von Asylbegehren ohne Alternative.

     

    Aber wie gesagt: Auch wenn man eine andere Überzeugung hat als ich, finde ich es immer besser, private Initiative zu zeigen, als nach dem Staat zu schreien.

  • G
    Geldbeutel

    Die letzte Aussage finde ich klasse. Mal sehen wie viele linke Gutmenschen ganz konkret mit ihrem Geldbeutel helfen - meine Prognose: 0

    • O
      omg
      @Geldbeutel:

      Vorverurteilung schafft Spaltung. Naja, einige mögen es gerne, brauchen sie sich nicht selbstreflektieren.

    • LG
      linker Gutmensch mit Geldbeutel
      @Geldbeutel:

      schon verloren!!!

    • B
      Balduin
      @Geldbeutel:

      Herr Kriegel hat damit nur zum Ausdruck gebracht, daß inzwischen mehr Nazis als Linke die taz lesen.

    • @Geldbeutel:

      Deine Ausdruckweise entlarvt deine Gesinnung, rechter Schlechtmensch.

      • H
        Heuchler
        @vic:

        Na VIC, öffnest Du Deinen Geldbeutel oder hast Du nur warme Worte zu bieten ...

      • M
        Mick
        @vic:

        Haben SIE denn schon einen Afrikaner aufgenommen? Oder echauffieren Sie sich "rein politisch"?

  • M
    Meaculpa

    Hallo Herr Kriegel,

    ich gestehe, dass mir persönlich die Elbphilharmonie wichtiger ist, wenn Sie schon eins gegen das andere ausspielen möchte. - Bin ich nun ein schlechter Mensch?

    • S
      Sabine
      @Meaculpa:

      Hallo, natürlich sind Sie KEIN schlechter Mensch, denn wer Musik liebt, kann nicht schlecht sein.

      Es sind die Autonomen, die vielleicht keine Ahnung haben, dass es ein sowohl als auch gibt und die niemals die Elbphilharmonie besucht haben. Na müssen Sie ja auch nicht, sie haben villeicht andere musikalische Vorlieben, die ihnen schwer abgehen dürften, wenn sie darauf verzichten müssten. So oder so: Alles nur Theorie!

    • A
      Aaron
      @Meaculpa:

      Nee, kein schlechter Mensch, aber bis ins Mark bescheuert nehme ich an :-)

    • S
      Stefan @Meaculpa
      @Meaculpa:

      In meinen Augen schon, weil Sie Sachen über Menschen stellen.

      Vor allem aber auch, weil Sie hier nur provozieren wollen...

      • M
        Meaculpa
        @Stefan @Meaculpa:

        Es war ein ernst gemeintes Statement auf eine dumme Aussage in dem Artikel, der eine Kultureinrichtung und eine soziale Lage gegeneinander ausspielt. Wenn Sie die Philharmonie schließen, werden Sie darüber hinaus noch viele soziale lagen mehr in Form von Arbeitslosigkeit haben.

        Und merke: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.

    • G
      gutmensch_in
      @Meaculpa:

      ganz offensichtlich: Ja. Wem Dinge wichtiger sind als Menschen... Ich kenne kein einziges Moralsystem, dass das gut heißen würde.

      • S
        Sabine
        @gutmensch_in:

        Musik ist kein "Ding".

        Ein Ding ist das Kulturzentrum Rote Flora, das endlich mal seine Räume für die Afrikaner zur Verfügung stellen sollte. Die Musikveranstaltungen und Parties könnt Ihr canceln, denn Musik bzw. Konzerte sind ein "Ding", das völlig unwichtig ist im Leben der Menschen.

    • E
      Eindeutig
      @Meaculpa:

      Eindeutig ja!

    • R
      ruhender
      @Meaculpa:

      Nein. Nur ein Mensch, der sich wie ein Arschloch verhält.

    • S
      Sven
      @Meaculpa:

      Ja.

    • MK
      Mzungu Kichaa
      @Meaculpa:

      Offensichtlich ja!

    • E
      Egoschiene
      @Meaculpa:

      Ja, sind Sie!

    • P
      Pauli
      @Meaculpa:

      Ja. Was denn sonst?

    • T
      TuaCulpa
      @Meaculpa:

      Ihnen ist ein Gebäude wichtiger als Menschen?

      Ja, dann sind Sie ein schlechter Mensch.

      • S
        Sabine
        @TuaCulpa:

        Joi, ist ja süß, was da alles an linken Vorurteilen kommt.

        Würden Sie alle auch so reden, wenn es nicht um Musik, sondern um das Jüdische Museum in Berlin ginge? Bin mal gespannt!

        • S
          Stefan
          @Sabine:

          Tja, wenn es nicht so traurig wäre, könnte ich glatt lachen. Sie schreiben sich wirklich um Kopf + Kragen, genauso wie Meaculpa...

           

          2.11. Demo für Lampedusa in Hamburg, 14:00, Hachmannplatz/HBF

          • S
            Sabine
            @Stefan:

            Was ist denn so traurig daran?

            • FR
              five recoev
              @Sabine:

              Traurig ist, dass ausgerechnet Sie von Vorurteilen schreiben.

              Und dass Sie sich nicht entb...en, das Jüdische Museum ins Spiel zu bringen. Wundert mich aber irgendwie auch nicht, das jmd wie Sie ausgerechnet das JÜDISCHE Museum ins Spiel bringt und nicht irgend ein anderes...

               

              Und apropos "Vertriebene aus dem Osten": Es gab ungleich mehr Fälle, wo den Menschen genau dasselbe passiert ist, wie heute z.B. Flüchtlingen aus Afrika:

              Sie sind auf unglaublich viel Ablehnung und Vorurteile gestoßen. Und das, obwohl man doch vorher eine "Volksgemeinschaft" war...

              • S
                Sabine
                @five recoev:

                Für Ihren zweiten Abschnitt muss ich Ihnen Recht geben. Eine Verwandte, die bei Kriegsende ein Schulkind war, wurde sehr gemobbt, weil sie arm war und eigentlich immer die gleiche Kleidung getragen hat. Die Zimmerwirte waren aber sehr nett und haben viel abgegeben.

                Allerdings hatten die Menschen ein paar Jahre später die Möglichkeit, im sog. Wirtschaftswunder viel Geld zu verdienen, und so ist aus ihnen "etwas geworden", wie man so schön sagt.