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Alice Schwarzers Buch über ProstitutionMotiv Selbstzerstörung

Alice Schwarzer veröffentlicht das Buch zur Kampagne für ein Sexkaufverbot. Ihre Position ist nicht gut belegt, aber eindeutig: Prostitution ist ein Verbrechen.

In Schwarzers Logik leisten Prostituiertenprojekte wie Hydra oder Dona Carmen Beihilfe zu einem Verbrechen. Bild: dpa

Das Thema Prostitution ist immer einen Skandal wert. Gerade noch zeigte die ARD als Schimanski-Spätwerk eine Folge über junge Mädchen, die von Loverboys auf die Straße geschickt werden. Günther Jauch diskutierte im Anschluss daran mit einem Polizisten, einer Politikerin, dem unvermeidlichen Bordellkönig und einer selbstbestimmten Hure, ob ein Verbot der Prostitution etwas nützen würde. Zuvor hatten viele Prominente Alice Schwarzers Aufruf „Prostitution abschaffen“ unterschrieben: Thema gesetzt. Und nun das passende Buch dazu. Chapeau – Kampagne geglückt.

„Prostitution – ein deutscher Skandal“ nennt Alice Schwarzer diese Sammlung von Texten, die größtenteils schon in der Emma standen, einige schon vor sehr vielen Jahren. Das schwedische Sexkaufverbot schimmert immer wieder durch, Schwarzer bietet eine Argumentensammlung in Form von Geschichten, die es in sich und den Schwarzer-üblichen Zuschnitt haben. Kostprobe aus ihrem Vorwort: „90 Prozent sind Armuts- und Zwangsprostituierte“.

Klingt dramatisch – bis man sich fragt, was genau Armutsprostituierte sind? Etwas anderes als Armutsputzkräfte? Dann werden Studien erwähnt. Die belegen angeblich, dass über 90 Prozent der Prostituierten als Kind missbraucht wurden – Quelle nicht genannt. „Zwei von drei Prostituierten werden im Job vergewaltigt. Jede zweite mehr als fünfmal“ – Quelle nicht genannt.

Wer wurde befragt? Die Besucherinnen von Hilfsstellen? Sind die repräsentativ? Gab es tatsächlich schon mal eine repräsentative Untersuchung unter Prostituierten? Man weiß es nicht. Nehmen alle Prostituierten Schaden an ihrer Seele? Dann sind Freier unverantwortliche Vergewaltiger, die die hilflose Lage ihrer Opfer ausnutzen. „Würden die Männer hinsehen, wessen Seele und Körper sie da benutzen – sie könnten es nicht mehr tun“, schließt Schwarzer.

„Man sieht es an den Augen“

Systematisch werden die Gegenargumente („viele Prostituierte tun es freiwillig“) mit rührenden Geschichten gekontert: Da sprechen etwa zwei Exhuren darüber, wie sie „freiwillig“ anschaffen gingen. Hinterher erkennt die eine: „Mein Motiv war vor allem Selbstzerstörung. […] Das habe ich aber damals nicht geblickt.“ Die andere: „Irgendwann holt es jede ein. Man sieht es an den Augen“.

Die Fotografin Bettina Flitner fotografiert Freier, die ihr sagen: „Warum ich für Sex bezahle? Da besitzt man die Frau. Man kann mit ihr machen, was man will.“ Aber es gibt auch andere Töne: „Sex ohne Stress, ohne Ansprüche“ ist etwa die Begründung, die Flitner am häufigsten hört. Klingt schon weniger dramatisch. Aber sie hört auch, dass Männer, die regelmäßig ins Bordell gehen, den Sex mit anderen Frauen nicht mehr spannend finden.

Ein Freier erzählt, wie er seine Beziehung in den Sand gesetzt hat. Seine Frau schloss sich mit anderen Freierfrauen zusammen und stellte fest, dass jeweils das eheliche Sexleben darniederliegt. Statt sich damit auseinanderzusetzen, nehmen Männer die Fluchtmöglichkeit Puff gern in Anspruch. Darüber zu diskutieren lohnt sich.

NPD- und Draculavergleiche

Wenn man aber einmal gesetzt hat, dass Prostitution an sich eine Menschenrechtsverletzung ist, wie Schwarzer und ihre Emma-Kolleginnen das tun, dann gerät natürlich vieles auf die schiefe Ebene: Prostituiertenprojekte wie Hydra oder Dona Carmen etwa, die Prostituierten nicht nur beim Ausstieg, sondern auch beim Einstieg in den Beruf helfen, leisten in dieser Logik dann Beihilfe zu einem Verbrechen. Was die Emma-Frauen dann auch mit gehörigem Tremolo aufspießen. Da wird ein Bordellbetreiber mit der NPD verglichen. Oder der Freier mit Dracula.

Warum das Buch trotzdem lesenswert ist? Weil es all die Fälle, die Schwarzer hier als repräsentativ darstellt, auch gibt. Wie viele es sind, ist fraglich. Aber es gibt sie. Und wer das nicht einfach mit ansehen will, muss darüber nachdenken, wie es mit der Prostitution weitergehen soll in unserem Land.

Schwarzer suggeriert, dass das Problem mit einem Verbot gelöst wäre. Aber auch, wer das nicht glaubt, und dafür gibt es gute Gründe, muss sich Gedanken darüber machen, wie man das Elend vieler Prostituierter lindern kann. Und wer redet eigentlich mal mit den Freiern?

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41 Kommentare

 / 
  • V
    Verbrecherin

    Frau Schwarzer - auch Steuerhinterziehung ist ein Verbrechen. Dem Staat fehlt dadurch Geld, um Personal zur Bekämpfung des Menschenhandels einzusetzen.

  • K
    Klartext

    Warum werden Frauen bei der Prostitution ausgebeutet, nicht aber als Putzfrau, oder ungelernte Arbeitskraft?

     

    Letzteres wird nie thematisiert und müsste folgerichtig auch "verboten" werden.

  • F
    Frammy

    Solange es Menschen wie Alice Schwarzer gibt, erfüllen Prostituierte eine sehr wichtige Funktion in der Gesellschaft.

    Das die CDU-Frauen auf Linie mit Schwarzer sind, zeigt, wie sehr beiden am Fortleben der katholischen Sexualmoral im neuen Jahrtausend gelegen ist.

    Das ist ein Umsatzmotor für den Menschenhandel und die Zwangsprostitution.

    Aber wer sich an BILD verkauft....

  • FM
    Freier Mann

    Schwarzer projiziert ihre eigenen erheblichen Komplexe in Leute, die sexuell zwangloser sind, als sie selbst. Kann man nicht ernst nehmen, diese "Frau".

  • M
    Marose

    bouleazero16. 11. 2013, 10:09

     

    "(Der Mensch kann von Natur aus Sex machen und die meisten von uns haben ein mehr oder weniger ausgeprägtes Bedürfnis danach. Allerdings hat nicht jeder gerade dann einen Partner, wenn man/frau es gerade möchte. Also nimmt man/frau professionelle Anbieter in Anspruch.) Prostitution kann man nicht verbieten, sonst würden viele Menschen durchdrehen."

     

    "Prostitution darf nicht verboten werden, aber die Arbeitsbedingungen müssen verbessert werden!"

     

    Und wieso _darf_ man nicht? In meinen Augen ist es Unsinn mit dieser Zwangsidee zu argumentieren. Dass viele ohne Sex nicht können.

     

    Sibylle Berg hat in der taz was für mich sehr stimmiges gesagt, dass ein Verbot der Prostitution das bewußtsein verändern würde, dass man sieht, dass es eigentlich ein unding ist, dass jemand meint, er hätte das Recht dazu, sich den Körper eines anderen zu kaufen.

     

    Und erst recht besteht dieses "Recht" auf einen weiblichen Körper nicht, in dem man mit einer angeblich hochgradigen Zwangslage argumentiert.Dass ist so, wie wenn Sie sagen würden, diese Leute brauchen das aber doch so dringend, wen umzubringen, laßt sie doch, die gehen sonst ein.

  • M
    Mirreichts

    Frau Schwarzer setzt sich nur für das ein, was eigentlich längst EU-Vorgabe ist. Den Schutz von Frauen. Man kann nicht -weil man vielleicht glückliche Ausnahme ist- vor dem Leid anderer die Augen verschließen. Das ist respektlos!!

    Sexarbeit ist keine Arbeit wie jede andere. Aber wenn es so weiter geht, schafft sich die Prostitution eh selbt ab, weil sich junge Mädchen für Nichtigkeiten verkaufen werden. Die einzigen Gewinner bleiben nur die Freier, die Zuhälter und die P.ffbesitzer.

    • B
      Balduin
      @Mirreichts:

      Frau Schwarzer sollte man erst mal vor sich selbst schützen.

  • M
    Mirreichts

    Komisch das Zahlen und Studien und europaweit gemachte Erfahrungen nichts zählen gegen die Aussagen von Prostituierten, die mittlerweile durch Talkshows tingeln. Schaut doch mal auf Youtube die Sendung "Deutschland - ein Rotlichtparadies" an.

     

    Einvernehmlich? Bei x- Zwangsprostituierten. Warum denkt jeder Freier: Die macht es auf jeden Fall mit MIR freiwillig. Erwachsen? Ohne Kondom?

  • Die gerne geäußerte Ansicht, daß Verbote alles nur noch schlimmer machen, ist genau so unbewiesen die die Zahlen von Frau Schwarzer.

     

    Also versuchen wir es einfach alle mal mit Logik:

    Seit der Gesetzesänderung hat sich die Zahl der Prostituierten stark erhöht, die Lage der Prostituierten hat sich lt. Polizei verschlechtert, wobei die Möglichkeiten einzugreifen jetzt sehr begrenzt sind. Deutschland gilt inzwischen als Mekka für Sextouristen incl. Flatrate-Bumsen in Megabordellen.

    Das war so mit dem neuen Gesetz nicht beabsichtigt, also ist was schief gelaufen. Und wenn was schief gelaufen ist, sollte man das zugeben und nachbessern, bzw. die Änderungen zurück nehmen.

    Was ist eigentlich so schwer daran?

    • @Puck:

      Ihre Logik basiert ja auch wieder auf Zahlen und angebliche Tatsachen für die es keine belastbare Basis gibt. Aussagen einzelner Polizeibeamter sind nun nicht gerade eine wissenschaftliche Grundlage. Die Polizei in München kann sich jederzeit Zugang zu den entsprechenden Etablissements verschaffen, Frage mich warum dass in anderen Städten nicht möglich sein soll, an dem neuen Gesetzt kann es offensichtlich nicht liegen.

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Schwarzers Sinn für Objektivität dürfte seit ihrer Rolle als Gerichtreporterin in Deutschlands schmierigstem Revolverblatt wohl endgültig klargestellt worden sein. Die Talibanisierung unserer Gesellschaft ist einer der erschreckendsten Vorgänge. Und Leute wie Schwarzer, sind dafür verantwortlich.

  • Ich weiß nicht, warum immer wieder behauptet wird, die Kampagne sähe nur als einzige Maßnahme ein Verbot vor.

    Das ist selbstverständlich nicht der Fall, genau so wenig, wie irgend jemand je gedacht hätte, ein bloßes Verbot würde Gewaltdelikte oder Drogenmissbrauch reduzieren. Kann man auch sehr gut nachlesen und die VertreterInnen haben das schon x-mal erläutert. ABER ein Verbot hat eine klare Signalwirkung, genau so, wie klar ist, hey, es ist nicht okay dein Kind zu misshandeln, es ist nicht okay jemanden zu töten usw.

    Niemand erwartet davon, dass derlei deshalb nicht mehr vorkommt. Das tut es. Aber es kommt auch niemand auf die Idee zu sagen "hey, Kinder werden ja trotzdem misshandelt, was soll das Verbot also bringen?"

    Es ist wirklich mühsam, dass die Forderungen der ProstitutionskritikerInnen immer wieder falsch dargestellt werden um sie dann in Grund und Boden zu stampfen.

    • @Lichter:

      "wir fordern Prostitution abschaffen" so lautet die Kampagne von Alice Schwarzer Kernforderung ist ein Verbot nach dem schwedischen Modell...weitere "Maßnahme" ist die Ächtung (das Mittelalter lässt grüßen) der Freier.

       

      Wenn einvernehmlicher Sex zwischen Erwachsenen gegen Geld so etwas ähnliches wie Kindesmissbrauch wäre sollte man ihn natürlich verbieten,---ist es aber nicht.

    • K
      Karl
      @Lichter:

      Was hat das Schlagen eines Kindes mit bezahlter, einvernehmlicher Sexualität zwischen zwei Erwachsenen zu tun?

       

      Wollen Sie wirklich jemanden, der das Angebot einer Frau annimmt, gegen Geld Sex mit ihr zu haben, mit jemandem vergleichen, der ein Kind schlägt?

  • D
    D.J.

    @I. Stachelhaus

     

    "Es geht um Macht über Schwächere, um das Ausleben von Gelüsten, die ein halbwegs intelligenter Mensch im Griff haben sollte."

     

    Hmm, m.E. seltsame Argumentation. betrifft das dann auch Sex suchende Frauen als Kundinnen? Schwule Kunden? Männer, die ihre masochistischen Phantasien bei Dominas ausleben wollen?

     

    Im Übrigen halte ich die Gleichsetzung von Prostitution und Pornographie mit Kindesmissbrauch für befremdlich, um es sehr freundlich zu formulieren.

  • S
    Sabine

    Es ist interessant, wie Frau Schwarzer hier heruntergemacht wird. Sie die einstige Ikone der Emanzipationsbewegung in den 1980er Jahren. Ich bitte zu bedenken, dass Frau Schwarzer sehr viel erreicht hat und vieles, was uns heute selbstverständlich scheint, ihr Verdienst ist.

    Wenn sich Frau Schwarzer heute gegen die Prostitution ausspricht, so ist das auch im Rahmen einer Emazipationsbewegung zu verstehen. Selbstbestimmung einer Frau sieht anders aus als ihren Körper zu verkaufen.

    Ich nehme keinem Menschen das Argument ab, dass Prostution ein Job wie jeder andere ist.

  • Was bitte soll ein Verbot denn erreichen? Wäre es nicht wichtiger die Ursache zu beseitigen? Die Ursache ist und bleibt meiner Meinung nach das pervertierte Geldsystem, welches uns alle zu abhängigen Prostituierten macht.

    Von Frau Schwarzer halte ich im Übrigen nicht sehr viel, besser gesagt überhaupt nichts, und in Sachen Emanzipation der Frau würde ich ihr gerne ein wenig Nachhilfe- Geschichtsunterricht erteilen.

  • Der Mensch kann von Natur aus Sex machen und die meisten von uns haben ein mehr oder weniger ausgeprägtes Bedürfnis danach. Allerdings hat nicht jeder gerade dann einen Partner, wenn man/frau es gerade möchte. Also nimmt man/frau professionelle Anbieter in Anspruch. Prostitution kann man nicht verbieten, sonst würden viele Menschen durchdrehen. Und das angebliche Freierverbot in Schweden ist ein völliger Schuss in den Ofen, weil es nur den Strassenstrich beseitigt hat. Auch in Schweden gibt es selbstverständlich weiterhin Sex zu kaufen. Das Verbotsmodel zu loben, bedeutet die Realität nicht zur Kenntnis zu nehmen.

    Gegen Gewalt und Ausbeutung gibt es Gesetze. Prostitution darf nicht verboten werden, aber die Arbeitsbedingungen müssen verbessert werden!

  • S
    Sexarbeiterin

    Schwarzer ist übergriffig, bevormundend, respektlos, diskriminierend und: sie lügt, sie erfindet Zahlen, sie will nur negatives über Prostitution sehen und hören. Alles andere lässt sie nicht gelten.

     

    Sie will ihre fundamentalistischen Moralvorstellungen in Gesetze gießen. Dabei ist es absolut nicht Aufgabe eines freiheitlichen Rechtsstaates, sich in die persönlichen Angelegenheiten von erwachsenen Menschen einzumischen.

  • I
    I.Stachelhaus

    Prostitution, Kindesmissbrauch, Sextourismus, Pornographie...

    Es geht um Macht über Schwächere, um das Ausleben von Gelüsten, die ein halbwegs intelligenter Mensch im Griff haben sollte.

    Der Autor oder die Autorin möchte "Quellen" genannt bekommen? Das ist absurd!

    Dieses Theman kann man nicht angehen wie einen Lebensmittelskandal.

    Erst mal alle Meinungen dazu hören? Die Betroffenen sollen reden? Die können das doch gar nicht.Und mit Freiern reden? Da wird sich wohl kaum einer finden.

    Es ist unfassbar, so zu tun als handelt es sich hier um so etwas wie leben und leben lassen.

    Es muß sich einiges ändern in unserer Gesellschaft und das Verbot von Prostitution gehört dazu.

    • @I.Stachelhaus:

      wenn man zu Studien und Zahlen keine nachvollziehbaren Quellen angeben kann dann braucht man sich auch nicht auf diese Studien und Zahlen berufen bzw. ich nehme diese dann als frei erfunden an...die Angabe der Quellen zu angeblichen Zahlen ist also keineswegs absurd sondern Grundlage einer vernünftigen Diskussion aber um der geht es Alice Schwarzer ja auch nicht

      • @sektstattselters:

        Es stimmt, dass es in der Tat gut wäre, wenn sie Quellen zu den Zahlen angeben würden.

        Frei erfunden ist die Zahl trotzdem nicht. Die Studien, die ich mal im Zuge von Recherchen zu Prostitution in Europa gefunden habe, ergeben zB zum Punkt "sexueller Missbrauchs-Vorgeschichte" von Prostituierten, je nach Studie, zwischen 55% und 95%. Man kann also sagen, ganz deutlich die Mehrheit. Die 90 Prozent sind wohl ein aufgerundeter Mittelwert. ;-) Auch für zerstörerischen Folgen dieser "Arbeit" gibt es sehr viele Studien mit unterschiedlichen Zahlen, aber alle weisen ein über dem Durchschnitt erhöhtes Vorkommen von Depressionen, dissoziativen Störungen oder PTSD. Vollkommen aus der Luft gegriffen, sind Schwarzers Ansagen also keineswegs.

    • @I.Stachelhaus:

      Sie verwechseln anscheinend Sex mit Sadomasochismus. Es geht nicht um Macht über Schwächere, sondern normalerweise nur um Lust auf Sex. Wer Lust auf Sex hat, aber gerade keinen Partner, der geht zu einer Freudendame und lebt da seine Gelüste aus. Das ist unabhängig vom Intelligenzquotienten.

  • LI
    Lohnarbeit ist Prostitution im Kapitalismus

    Die fremdbestimmte Lohnarbeit und Mehrwertschöpfung ist eine Form der Zwangs-Prostitution - und zugleich ein Verbrechen!

     

    Menschen, die nur einen Stundenlohn unter 10 Euro brutto für ihre Knochenarbeit bekommen, erhalten, nach 45 Vollzeit- und Zwangs-Arbeitsjahre - ohne jemals im staatlichen "Hartz IV"-Strafvollzug zu sein, eine Armuts-Rente in Höhe der "Sozialhilfe"! (sog. "Grundsicherung")

     

    Diese Menschen befinden sich während ihres harten Arbeitslebens, - in der entfremdeten Arbeits- und Zwangsprostitution der Mehrwertschöpfung -, im Produktions- und Ausbeutungsprozess. Und anschließend: in der staatlich kontrollierten Armuts-Prostitution, - in der menschenunwürdigen Altersarmut -, in der sog. "Sozialhilfe".

     

    Bedenken wir auch: Die Familie Quandt erhielt im Jahr 2010 - vom BMW-Konzern, eine Jahresdividende in Höhe von 648 Millionen Euro, ohne persönliche Prostitutions- und Arbeitsleistung und Wertschöpfung! - Eine Prostitutions-Frucht, nicht nur für die Quandts, Siemens und Boschs, aus der Massenausbeutung und köperlichen Zwangsprostitution, aus der Lohnarbeit im Kapital-Faschismus (1933-1945) und Nachkriegs-Imperialismus der BRD - bis heute!

  • G
    Gast

    Nuja... wer redet denn bitte mit Frau Schwarzer? Da habe ich bei der nächsten Betonwand mehr Aussicht auf Aufmerksamkeit.

     

    Ein Prostitutionsverbot an sich ist weder sinnvoll, noch zielführend, wenn man Zwangsprostituion unterbinden will. Damit verlagert man das Problem lediglich in den Untergrund.

     

    Der damalige Vorstoß der Regierung als Prostitution legalisiert wurde ging in die richtige Richtung, aber nicht weit genug. Wenn man Prostituierte zu "Arbeitnehmern" oder "Dienstleistern" macht, sprich mit Rentenversicherung, Krankenversicherung und Sozialabgaben wäre das Thema "Zwangsprostitution" schnell passe. Denn niemand mit Anrecht auf ALG I & II kann groß gezwungen werden.

    • P
      PeterWolf
      @Gast:

      Darf/kann denn die Agentur für Arbeit den ALG I&II empfangenden Frauen auch einen Job im Bordell anbieten?

      Wäre ja konsequent, aber ob die das hinkriegen?

  • Also hat Frau Schwarzer diese Diskussion nur angestoßen, weil sie ihr Buch promoten wollte? so ein Busch schreibt sich ja nicht in 3 Wochen. Sie benutzt damit diejenigen Frauen die sich zwangsprostituieren müssen für ihre Belange.

     

    Mich würde mal die Sicht derjenigen interessieren, um die es hier geht. Komischerweise lässt man die Prostituierten kaum bis gar nicht zu Wort kommen.

    • SS
      Sven Schmidt
      @Jan Berger:

      Natürlich nicht. Viele machen das absolut freiwillig, haben keinen Zuhälter und verdienen gut. Und das hab ich mir nicht aus der Nase gezogen, hatte früher diverse Bekannte im Milieu.

  • A
    Astrid

    Alice Schwarzer hat eine extrem verengte Sichtweise. Dass Prostitution keine schöne Sache ist, OK, aber es gibt da komplexe Mechanismen und die will sie gar nicht sehen. Mit Verboten stärkt man oft genau diese Zwangsmechanismen und dann kommen die organisierten Kriminellen zum Zug - die wissen, wie man solche Grauzonen austarriert und nutzt.

  • G
    Gegenbeispiel

    Zitat:

    "Die Fotografin Bettina Flitner fotografiert Freier, die ihr sagen: „Warum ich für Sex bezahle? Da besitzt man die Frau. Man kann mit ihr machen, was man will.“ Aber es gibt auch andere Töne: „Sex ohne Stress, ohne Ansprüche“ ist etwa die Begründung, die Flitner am häufigsten hört. Klingt schon weniger dramatisch. Aber sie hört auch, dass Männer, die regelmäßig ins Bordell gehen, den Sex mit anderen Frauen nicht mehr spannend finden. "

     

    Och; es gibt auch noch andere Gründe:

     

    www.lovetalk.de/singles-und-ihre-sorgen/140284-jungfrau-27-maennlich-sucht.html

     

    Man lese den ersten Kommentar!

     

    Irgendwie klingt Das ja nicht gerade nach einem Machtbesessenen Chauvinisten....

     

    Natürlich sind nicht alle Freier so, wie der eine Mann aus dem oben genannten Internetforum

    -

    Aber genauso wie Alice Schwarzer kann auch Ich "Cherry Picking" betreiben.

     

    Und falls jemand jetzt meint, dass Das zynisch sei:

    Bitte lesen:

     

    http://www.emma.de/artikel/paradies-liebe-wenn-frauen-maenner-bezahlen-266200

     

    Zitat aus dem Artikel:

    „Es ist eben nicht umkehrbar. Wenn Männer Frauen kaufen, wollen sie Macht – wenn Frauen Männer bezahlen, suchen sie Liebe.“

     

    Alleine schon hier erkennt man, welch widerwertiges und sexistisches Menschenbild manche Feministen haben!

     

    Andererseits argumentiert die betreffende EMMA-Redakteurin doch genauso wie ich.

     

    Ich jedenfalls habe noch nie die Dienste einer Prostituerten in Anspruch genommen

    -

    Und ich werde es auch in Zukunft wohl nicht tun.

     

    Aber Alice Schwarzers Doppelmoral und Scheinheiligkeit ist wirklich unerträglich.

    • @Gegenbeispiel:

      Was meinen Sie denn bitte mit "Doppelmoral" und "Scheinheiligkeit"?

      Man muss doch nur die vielen Freierforen im Netz durch stöbern und lesen, was diese Männer über die Frauen, die sie kaufen, austauschen. Dann wird man sehr schnell gewahr, dass Alice Schwarzers Formulierungen noch sehr sehr milde gewählt sind.

  • AH
    aber hallo

    "Wenn man aber einmal gesetzt hat, dass Prostitution an sich eine Menschenrechtsverletzung ist, wie Schwarzer und ihre Emma-Kolleginnen das tun, dann gerät natürlich vieles auf die schiefe Ebene: Prostituiertenprojekte wie Hydra oder Dona Carmen etwa, die Prostituierten nicht nur beim Ausstieg, sondern auch beim Einstieg in den Beruf helfen, leisten in dieser Logik dann Beihilfe zu einem Verbrechen."

     

    Doña Carmen hat schon Konsequenzen gezogen:

    http://www.donacarmen.de/?p=433

  • B
    Beat

    und damit wäre auch geklärt, warum das Thema kürzlich wieder "aktualisiert" wurde, Promotion für ein Buch, das wahrscheinlich keiner braucht, aber das viele Anhänger und Gläubige gleich kaufen werden.

  • F
    Freiergehtsnicht

    Frau Schwarzer weiss es bestimmt ganz genau. Sie, die wahrscheinlich seit Jahrzehnten keinen Sex mehr genossen hat befindet sich an der in der modernen Welt haeufig vorkommenden Verkuemmerungsgrenze menschlicher Beduerfnisse. Ohne den Sex gaebe es keine Menschen. Frau Schwarzer neben vielen anderen Zeitoportunisten sehen ihre Zeit gekommen ihren moralischen Stempel in Gesetzform gegossen zu sehen und davon auch monetaere Vorteile fuer sich zu ziehen. Das klappt bei einer riesigen Anzahl von sogenannten Hilfsorganisationen schon seit Jahrzehnten hervorragend.

    • @Freiergehtsnicht:

      Das ist eine vollkommen niveaulose Unterstellung, im Übrigen würde ich das bezweifeln, da sich Frau Schwarzer in einer Beziehung befindet.

      Aber was den Sex angeht: Ja, das stimmt, Sex ist ein menschliches Grundbedürfnis, Sex ist wichtig (das hat auch Frau Schwarzer nie bestritten), aber nur dann, wenn man ihn will und wenn man ihn genießen kann.

      In diesem Sinne wäre ich dafür, dass Frauen ab jetzt nur mehr dann Sex mit Männern haben, wenn sie ihn auch toll finden u ihn genießen können. Dann erübrigt sich allerdings die Bezahlung.

      Leider würde das für die Männer bedeuten, dass sie die Bedürfnisse der Frau auch wichtig nehmen müssten. Das ist wohl das Dumme daran und der Grund, warum hier so viele gegen das Verbot des gekauften Verfügungsrechtes wettern.

  • SK
    Sebastian Kreibig

    Was sind schon Fakten ?

    Die interessieren Frau Schwarzer keinen Deut.

    Unvergessen sind ihre üblen Behauptungen und Vorverurteilungen im Fall Kachelmann als der sog. Journalistin die Unschuldsvermutung völlig egal war und sie einer offensichtlichen Hochstaplerin auf den Leim ging.

    Dafür kassierte sie und ihr Blatt zu Recht mehrere Gegendarstellungen. Noch nach Kachelmanns Freispruch bezeichnete Frau Schwarzer in emma die Falschbeschuldigerin implizit als "Vergewaltigte" und wurde dafür vom LG Köln abgewatscht.

    Natürlich steht Frau Schwarzer immer auf der moralisch richtigen Seite. Sie tut alles für die gute Sache, deren Defition natürlich ihr allein obliegt.

    In Frau Schwarzers schöner neuen Welt gibts daher nur Schwarz und Weiss und wer nicht für sie ist muss gegen sie sein und schon daher moralisch verachtenswert. Natürlich gibt es in ihrer Welt fast keine selbstbestimmte Prostitution. Natürlich kann es nicht sein, dass es Frauen (und Männer) gibt, die Prostitution als Einkommensquelle begreifen und - zum Teil - gut davon leben können.

    Und wenn die Argumente ausgehen, bedient frau sich einfacher Behauptungen, die natürlich nicht belegt werden müssen. Warum sollten journalistische oder wissenschaftliche Grundstandards auch irgendeine Bedeutung haben ?

    Für mich sind zwei Dinge klar und unverrückbar: Prostituion wird es immer geben und wo sie verboten wird, findet sie im Verborgenen statt oder wandert woanders hin. Erzähle mir niemand in Schweden sei Prostitution signifikant vermindert worden bzw. Schweden würden weniger zu Prostituierten gehen. Da lachen die Prostituierten im Baltikum, Russland oder Polen aber laut auf.

  • D
    D.J.

    Prostitutionsverbote gehen stets einher mit repressivem Klima/Gesetzen auch in anderen Bereichen:

    Religiöse/säkulare Regime kennen fast immer Prostitutionsverbote - heißt faktisch obrigkeitliche Prostitutionskontrolle, Korruption oder (Beispiel Iran mit der Zeitehe) Heuchelei.

    Auch die USA sind ein Land mit Verbotswahn insgesamt; selbst Skandinavien ist weit weniger liberal als unsere Klischeevorstellung annimmt (siehe z.B. Assange).

  • P
    PeterWolf

    9,99 € für recycelte Texte sind ein einträglicher Tarif, bei dem Thema quasi Prostitutionsprofit.

    Und einen Teil davon an Hurenhilfsprojekte spenden geht leider nicht, weil die sind ja auch böse.

    Prima Geschäftsmodell, Chapeau!

    Gibts eigentlich auch Armutsautoren?

  • R
    Realdemokrat

    A. Schwarzer will doch nur ihr Buch verkaufen! Das trägt sie jetzt auf dem Rücken der Prostituierten aus.

     

    Menchenhandel, Vergewaltigung, Körperverletzung, Sexuelle Nötigung, all das was als Grund für ein Verbot herhalten muss ist bereit strafbar! Nur das nach einem Verbot keine Prostituierte solche Straftaten mehr anzeigen kann und wird.

     

    Wie das den Betroffenen helfen soll hat Alice noch nicht rausgefunden.

     

    Ich dachte einst Frau Schwarzer sei eine Person, die Respekt verdient. Aber sie ist selbst die Hu*e Babylons. Sie verkauft nicht ihren Körper sondern ihr Gewissen.

    • P
      PeterWolf
      @Realdemokrat:

      Bisher hat sie nichts gemacht, ihren Verdacht zu widerlegen. Vielleicht keine Zeit, vielleicht sind Sie nicht wichtig genug.

  • P
    PlC

    Differenziert, sachlich, unaufgeregt - kurz: kritisch.

    Genau so sollte in diesem Land wieder über gesellschaftliche Probleme diskutiert werden, statt die Grabenkämpfe zwischen der einen und der anderen Seite nur durch tendenziöse Meinungsartikel zu füttern.

     

    Bitte machen sie damit weiter. Mir gibt es gerade ein Stück Hoffnung zurück, dass noch ein kritisch-differenziertes Erörtern möglich ist.