piwik no script img

Die WahrheitDas Buch Astrid

Neue Theologie: Eine Auktion von Schriftrollen über die Halbstarkenzeit Jesu wirft die Frage auf: Kam Jesus in Wirklichkeit aus Schweden?

Was hat er denn da schon wieder angestellt? Bild: ap

Der Verdacht, dass die Bibel in ihrer Berichterstattung über den Heiland eventuell ein klitzekleinwenig parteiisch sein könnte, lag ja schon lange auf der Hand. Und wenn man sich die Heilige Schrift, die – neben Helmut Schmidt – die einzig ewig gültige Wahrheit für sich beansprucht, einmal näher betrachtet, kommt man nicht umhin, in ihrer vermeintlich historischen Korrektheit doch eine gewisse Willkür zu entdecken.

Denn in die Bibel aufgenommen, respektive Jahrhunderte später von der Kirche als gefahrlos durchgewinkt, wurde selbstverständlich nur, was auch in die entsprechende Kirchenlehre passte. So gelten etwa die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes als gesetzt, während das weitaus schlüssigere Judas-Evangelium, dessen Inhalt erst vor circa 40 Jahren wieder aufgetaucht ist, unter Androhung von ewiger Verdammnis verboten wurde, weil es ein den Geschäftsinteressen der Kirche widersprechendes Bild der Geschichte um Jesus liefert.

So weit, so gut. Doch was in diesen Tagen bei einer Auktion im schwedischen Småland angeboten wurde, übertrifft selbst die Brisanz des Judas-Evangeliums bei weitem. Es handelt sich um Schriftrollen mit Berichten über die bis dato unbekannte Halbstarkenzeit Jesu, die den Sohn Gottes in einem weitaus menschlicheren Licht erscheinen lassen, als das die bislang bekannten Quellen getan haben.

Laut dem unter Fachleuten aufgrund der angeblichen Verfasserin als Astrid-Evangelium deklarierten Dokument soll Jesus seine Kindheit auf einem kleinen Bauernhof in Schweden verbracht haben und dort allerlei Unfug angerichtet haben. Eine These, die der jahrhundertealten Spekulation um Jesu frühe Jahre eine neue Theorie hinzufügt.

„Immer Ärger mit Jesus“

Das Astrid-Evangelium ist in zwei recht ähnliche Teile gestaffelt, die mit „Immer dieser Jesus“ beziehungsweise „Immer Ärger mit Jesus“ überschrieben sind. Demnach stammt Jesus gar nicht aus Nazareth, sondern wurde vielmehr in einem kleinen schwedischen Dorf namens Lönneberga geboren.

Gesichert scheint überdies, dass der kleine Jesus seine Schwester an einem Fahnenmast hochzog, mit dem Kopf in einer Suppenschüssel feststeckte und auch sonst allerlei Streiche ausheckte. Zur Strafe wurde er daraufhin meist von seinem irdischen Ziehvater in einen Schuppen gesperrt, wo er zur Buße kleine Ikonen schnitzten musste.

Woher das Lindgren-Evangelium allerdings genau stammt und aus welcher Quelle es diese, für die klassische Kirchengeschichte revolutionären Überlieferungen bezogen hat, liegt jedoch noch genauso im Unklaren wie die Frage nach der historischen Relevanz und vor allem der exakten Identität der Autorin namens Astrid. Allein wegen der offensichtlich weiblichen Verfasserin bietet das apokryphe Astrid-Evangelium genug Zündstoff für die Kirche. Hinzu kommt die Tatsache, dass im Text abweichend von der Bibel nicht Israel, sondern vielmehr ein gewisses „Taka-Tuka“ als Heiliges Land bezeichnet wird. Das dürfte dem Klerus sicher eine ganze Dornenkrone im Auge sein.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Themen #Jesus
Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • R
    Radi-kal

    …und alles, der ganze Text ohne N-Wort,

    wo doch Nick-Ner immer noch auf der Back

    in der Kirche in Thann nickt;

    typisch Junker Jörg;

    rein tonn katolsch warrn;-))

  • J
    JadotA

    Das Foto spricht Bände.

     

    Der Mann in Abendkleid in den Ruinen ist armlos und barfuß, hat aber irgendwie Stil. Wenn der Andere, wenn er nicht ein Mensch wäre, würde ich sagen, er sieht ungut aus: Weißer Mundschutz, blaues Unterhemd, Söldner Halbehose.

    Es paßt alles nicht zusammen.

    Seine Matratze liegt draußen auf kaputten Billy-Regale und seine Unterwäsche ist sowas von geschmacklos…

    Ich verstehe, warum seine Frau ihn verlassen hat.

    Bemerkenswert ist auch der Achselwuchs, der wie eine Holzstütze aussieht.

  • J
    JadotA

    Natürlich erzählen falsche Päpste verwahrte Wahrheiten.

    Oder nur eine davon.

    Das Evangelium nach Sankt Brian wurde verfilmt.

    Von Monty Python. Siehe Beweis:

    http://www.youtube.com/watch?v=tlNTdRZYGIo

  • 7G
    7648 (Profil gelöscht)

    Nachdem eine Zeichenfolge in meinem bisher einzigen Kommentar als link wiedergegeben worden ist, glaube ich gerade, daß man hier irgendwie Malen (also bunte Buchstaben und so) können muss - der Artikel ist mir egal.

     

    MALEN

    MALEN

  • P
    Pipilotta

    Wirklich?? - Ein Tipp: die Titanic sucht Redakteure

  • H
    Heiko

    Sie sollen die kleinen Pillen doch nicht mehr nehmen :-)

  • E
    Evangelist

    Dei einzig wahre Wahrheit ist die Bibel nach Biff