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Genossenschaft will Kaserne kaufenFrappant-Ersatz auf gutem Weg

Kulturschaffende haben eine Genossenschaft gegründet, um die wilhelminische Trutzburg in Altona zu kaufen. Jetzt werden Sponsoren gesucht.

Könnte bald in Genossen-Hände übergehen: die Viktoria-Kaserne. Bild: Klaus Irler

Die Kulturschaffenden aus der Viktoria-Kaserne haben ihren Plan, das Areal für ein selbst verwaltetes Arbeits und Gewerbequartier zu kaufen, einen Schritt weitergebracht: Ende vergangener Woche hat die eigens gegründete Genossenschaft Fux von der Stadt den Vorvertrag erhalten. Bevor der Kauf jedoch in trockenen Tüchern ist, gilt es nun noch, die Finanzierung hinzubekommen.

Mitte Oktober haben sich der Frappant-Verein und die Initiative „Lux und Konsorten“, die erschwingliche Gewerberäume in Altona fordert, zusammengetan, um den wuchtigen Bau mit den Zinnentürmen an der Bodenstedtstraße nahe der Max-Brauer-Allee von der Stadt zu kaufen. Die von ihnen ins Leben gerufene Fux-Genossenschaft hat 100 Gründungsmitglieder.

Die Stadt hat den Künstlern und Kulturschaffenden ein wohlwollendes Kaufangebot gemacht: 1,85 Millionen Euro für fast 10.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche wären beinahe geschenkt, wären da nicht die Sanierungskosten. „Über den Kaufpreis müssen wir noch einmal reden“, sagt der Journalist Christoph Twickel von Lux und Konsorten. Insgesamt rechne Fux in den nächsten Jahren mit Gesamtkosten in Höhe von zehn Millionen Euro, sagt er. Um die zu stemmen will die Genossenschaft etwa eine Millionen Euro Eigenkapital aufbringen.

Das ist Fux

Die Fux-Genossenschaft hat sich gegründet als Zusammenschluss des Frappant-Vereins und der Initiative Lux & Konsorten, um die ehemalige Viktoria-Kaserne in Altona von der Stadt zu kaufen.

Rund 250 Kulturschaffende können die Räume künftig nutzen, wenn sie Genossenschaftsanteile im Wert von 3.000 Euro zeichnen.

Stärker für den Stadtteil geöffnet werden soll das Gebäude. Geplant ist neben den Arbeits und Ausstellungsräumen daher auch eine Kantine mit Mittagstisch, eine Fahrradwerkstatt und ein Umsonstladen.

Für Kauf, Umbau und Sanierung rechnet Fux mit Gesamtkosten von rund zehn Millionen Euro.

Finanziert werden soll das durch Genossenschaftsanteile von Nutzern und Unterstützern, Bankdarlehen bei der GLS Gemeinschaftsbank, Fördergelder, Bürgschaften und Direktkredite.

Egbert Rühl, Geschäftsführer der Kreativgesellschaft, ist zuversichtlich, dass die Übernahme gelingt: „Wenn alle Parteien das wollen – und alle wollen das nach meinem Kenntnisstand –, kann der Kauf als gesichert gelten“, sagt er. Über die inhaltlichen Konditionen werde nun nochmal gesprochen. Von der Fux-Genossenschaft anvisiert ist, dass der Kauf bis März über die Bühne geht. Denn dann läuft die Frist für das Wertgutachten der Anhandgabe ab. Bis dahin muss Fux der Stadt eine Finanzierung vorlegen. Anschließend kann die Stadt die Frist verlängern oder neu ausschreiben.

Der Genossenschaft beitreten kann im Prinzip jeder, der einen Anteil von 500 Euro zeichnet. Der Idee nach hat dann jeder bei der Generalversammlung der Genossenschaft eine Stimme, unabhängig davon, wie viele Anteile er hat. Doch nicht mit jedem Anteil hat man auch das Recht, die Räume zu nutzen. „Es gibt Anteile für Nutzer und solche für Investierende“, sagt Meike Bergmann von Lux und Konsorten. Letztgenannte sind etwa Leute, die mit dem Projekt sympathisieren und bereit sind, das Vorhaben zu unterstützen. Wer die Räume künftig nutzen will, muss sechs Anteile à 3.000 Euro zeichnen und sich bewerben. Bis zum Umbau gibt es zunächst Platz für rund 200 Kulturschaffende und Gewerbetreibende. Damit kämen schon mal 600.000 Euro zusammen.

Mit dem Mitgliedsbeitrag ist es für die künftigen Nutzer aber nicht getan. Dazu kommen die laufenden Kosten für die Miete. Ob die aktuelle Miete von 5,25 Euro pro Quadratmeter warm gehalten werden kann, ist fraglich. Bislang wurde die Miete von der Kulturbehörde mit zwei Euro pro Quadratmeter subventioniert. Bei vielen Flächen sei noch unklar, was es kostet, diese zu erschließen, sagt Fabian Eschkötter vom Frappant-Verein. Bergmann fügt hinzu: „Wenn das am Ende Mietpreise sind, die man woanders auch zahlt, macht das Projekt für uns keinen Sinn.“

Die Fux-Genossenschaft wird also in die Sanierung investieren müssen. Um das nötige Geld aufzutreiben, versucht sie auch öffentliche Förderquellen zu erschließen. Um mehr Nutzfläche zu gewinnen, soll, sofern das Denkmalschutzamt mitspielt, das Dach aufgestockt werden. Andere Gewerbetreibende sollen auf dem Hof eine Halle bekommen.

„Im Moment lassen wir keinen mehr rein“, sagt Bergmann. Erst ab Januar werde die Warteliste wieder geöffnet, sagt sie. Bei der Auswahl werde auf die Mischung der Gewerke und Professionen geschaut.

Inzwischen hat die Fux-Genossenschaft angefangen, mit Akquiseveranstaltungen um Direktkredite von Investierenden zu werben. Anders als das Gängeviertel kann der wilhelminische Backsteinbau von 1880 weder mit seiner Geschichte noch mit seiner zentralen Lage punkten.

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9 Kommentare

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  • AA
    Artist A+

    hey kreativling n°1, bei dir ist wohl der crowdfundinglifestyle noch nicht auf der app gelandet.

    eV ist ein new deal der sixties - paste mal senseness statt an der digitalen revolution

    hängenzubleiben!

  • KN
    kreativling n°1

    ungekonnter kann mensch sich den arsch nicht abwischen mit einem verein der seit jahren gute arbeit leistet. diese vernagelte prestigeutopie dürfte sich gerne mal downsizen bevor handwerk und humanismus sich eine goldenen nase an uns verdient haben.

  • H
    Hans

    Man kann nur hoffen das das Vorhaben gelingt, denn die Alternativen wären völlig überteuerte Eigentumswohnungen. Wer sich nur ein bisschen in Altona, St Pauli und co auskennt weiß wie feuchte Investoren Pläne aussehen. Also Daumen drücken.

  • F
    Frappanti

    Das ist großer BS fragt mal die ansässigen Frappant Künstler wie viele von den jetzigen Mietern noch bleiben können wenn die Genossenschaft übernimmt... Wir gentrifizieren uns jetzt nämlich schon selber. FUX ≠ FRAPPANT

    • @Frappanti:

      Ganz schöner BS, was frappanti da schreibt.

      1. hat jede und jede FRappant-KünstlerIn die Möglichkeit gehabt, in die Genossenschaft einzutreten.

      Klar wäre das mit Kosten verbunden gewesen, aber die Subventionierung der jetzigen Mieten wäre sowieso ausgelaufen, sprich da wären eh höhrere Mieten angefallen.

      2. haben die Frappantis ja nun mindestens ein halbes Jahr Zeit gehabt sich in der Ausgestaltung und Zukunft der Kaserne im Rahmen der Genossenschaft einzubringen. Es hätte ja z.B. auch ein ganzer Frappant Verein Mitglied in der Genossenschaft werden können. Aber das erfordert ja Einsatz, Auseinandersetzung und Engagement.

      Jetzt aber hier beleidigt rumnölen ist schon echt dürftig...

      • J
        johnny
        @P.H. Anton:

        Nicht unbekannt ist allerdings, dass nur gefällige "Künstler" die der vorgegebenen politischen Linie entsprechen, mit offenen Armen empfangen werden. Den anderen legt man Steine in den Weg und mobbt, was das Zeug hält.

        Aber naja, als AgitProp-Ablger der Linken Altona darf man wohl nicht anders...

  • N
    nitram

    ..., den Quadratmeter Gewerbefläche für einen Kaufpreis nach Sanierung von 1.000 € in innerstädtischer Lage mit guter Verkehrsanbindung; das ist keine Subventionierung, das IST ein Geschenk!

    • H
      Hugo
      @nitram:

      Dafür können die dann im Frappant Verbliebenen die vergifteten Räume im Keller sanieren, Feste für die Anwohner veranstalten, eine "kreatives" Monats - Jahres und Tagesprogramm, Fahrradwerkstatt usw anbieten usw. Ob die Sanierung mit 10 Mill zu haben sein wird, wer weiß?

      Dann werden schnell 2000€ pro qm draus.

      Es wird sich wohl ähnlich wie im Werkhof entwickeln: das evtl. lukrative Kleingewerbe macht sich breit und die "Künstler" werden dahin verschoben, wo "Nitram" sie nicht mehr sehen kann.

      Und die subventionierten HfMT Ableger residieren weiter im Finanzamt.

  • J
    johnny

    Es sind wohl eher sechs Anteile zu 500 Euro, zusammen 3000 Euro, oder?