Verbleib in der Viktoria-Kaserne: Knatsch um Kasernenkauf

Kulturschaffende haben eine Genossenschaft gegründet, um den wilhelminischen Backsteinbau in Altona zu kaufen. Doch nicht alle sind begeistert.

Begehrter Backsteinbau: Nicht alle sind begeistert von den neuesten Übernahmeplänen für die Viktoria-Kaserne. Bild: Klaus Irler

Noch bis Ende März haben die Kulturschaffenden aus der Viktoria-Kaserne Zeit, einen Plan für die Finanzierung des Kaufs zu schmieden. Die Genossenschaft Fux, die im Oktober mit 100 Mitgliedern startete, will Grundstück und Gebäude von der Stadt erwerben.

Während sich der Zusammenschluss aus Mitgliedern des Frappant-Vereins und der Initiative Lux & Konsorten nun daran macht, ein selbstverwaltetes Arbeits- und Gewerbequartier zu entwickeln, befürchten kritische Stimmen aus dem Frappant-Verein, man könne sich an dem Vorhaben verheben.

Die Künstler des Frappant-Vereins sind seit über drei Jahren dabei, eine Lösung zu entwickeln, die den Verbleib in dem wuchtigen Backsteinbau in der Bodenstedtstraße ermöglicht. Denn die Stadt, die über einen Zwischennutzungsfonds der Kulturbehörde bis heute zwei Euro pro Quadratmeter zu der Miete zuschießt, will die Künstler nicht länger subventionieren.

Die Fux-Genossenschaft hat sich im Oktober gegründet, um die ehemalige Viktoria-Kaserne in Altona von der Stadt zu kaufen.

Rund 250 Kulturschaffende können die Räume künftig nutzen, wenn sie Genossenschaftsanteile im Wert von 3.000 Euro zeichnen.

Stärker für den Stadtteil geöffnet werden soll das Gebäude nach dem aktuellen Nutzungskonzept. Geplant sind neben Arbeits- und Ausstellungsräumen eine Kantine, eine Fahrradwerkstatt und ein Umsonstladen.

Mit rund zehn Millionen Euro Gesamtkosten rechnet Fux für Kauf, Umbau und Sanierung.

Finanziert werden sollen Kauf und Sanierung durch Genossenschaftsanteile, Bankdarlehen, Fördergelder, Bürgschaften und Direktkredite.

Durch die Förderung, mit der die Stadt die Künstler im Frühjahr 2010 aus dem Frappant in der Großen Bergstraße in die neuen Räume lockte, waren die Mieten gemessen an ortsüblichen Marktpreisen bis jetzt vergleichsweise gering: Pro Quadratmeter zahlen die Kasernennutzer rund 6 Euro warm. Doch damit soll nun Schluss sein.

Denn würde die Stadt die Räume längerfristig an die Künstler vermieten, müsste sie für die Sanierung des Gebäudes aufkommen. Um sich dieser Probleme zu entledigen, hat die Stadt der Fux-Genossenschaft ein wohlwollendes Kaufangebot gemacht: 1,85 Millionen Euro für 9.500 Quadratmeter Bruttogeschossfläche wären beinahe geschenkt, doch der Sanierungsstau treibt die tatsächlichen Kosten in die Höhe. In einem Gutachten werden die Kosten für die Sanierung auf mindestens vier bis sechs Millionen Euro geschätzt.

Die größte Sorge der Kasernennutzer ist nun, dass die Mieten auch mit der Genossenschaftslösung künftig nicht mehr bezahlbar sind. Einer derjenigen, der deshalb das ganze Kaufvorhaben infrage stellt, ist der Fotograf Olaf Scheller. Er bemängelt, dass die Mitglieder nun unter dem Druck stünden, mitmachen zu müssen, weil sie sonst ihren Arbeitsraum verlören. „Aus Künstlern werden nun zwangsgenossenschaftliche Unternehmer.“

Berechnet hätte das in der Vergangenheit schon eine Konzeptgruppe des Vereins. „Damals haben wir ausgerechnet, dass wir die Mietkosten nicht zahlen könnten, selbst wenn wir das Haus geschenkt bekämen“, sagt Scheller. Die Kosten für die Instandhaltung seien einfach zu hoch und der Verein sei von dem Vorhaben überfordert. „Alle müssen noch einmal darüber nachdenken“, sagt er. Die günstigste Lösung wäre es, weiterhin von der Stadt zu mieten. Die solle die Sanierungskosten bezahlen.

Doch Fux hält den Kauf über eine Genossenschaft für alternativlos. Fabian Eschkötter vom Frappant-Verein sagt, die Kritik komme nur von wenigen, die keine Lust auf die Genossenschaft hätten. Die Ängste, das es mit der Finanzierung nicht hinhaue, könne er durchaus verstehen.

„Es ist nicht leicht, das auf die Beine zu stellen“, sagt Eschkötter. Im Grunde seien die Konfliktlinien klar: „Die, die nun in die Genossenschaft eingetreten sind, glauben daran, dass wir es hinbekommen, die anderen nicht.“

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