Drohnen-Produkttest: Scheiße, Ikarus, scheiße!
Nie war fliegen einfacher, mit Kameradrohnen für den Hausgebrauch. Trotzdem endet der Test von der taz-Dachterasse im Desaster.
Ein Spielzeug aus „Krieg gegen den Terror“, diese Drohne. Oder ein Objekt aus einem Roman von William Gibson. Der schrieb früher Science-Fiction und macht jetzt Gegenwartsliteratur, weil die technische Entwicklung seine Zukunftsfantasien eingeholt hat.
Brummeldibrumm, flapp-ritsch, krawach! War der Riss im Vorhang schon da, bevor die Drohne damit kollidiert und abgestürzt ist? Meine Wohnung ist eindeutig zu klein, und mein Smartphone, mit dem ich die Drohne steuern soll, zu alt. Das Videobild des Flugobjekts wird auf dem Handybildschirm nur ruckelig dargestellt, und ständig steht etwas im Weg. Ein Glück, dass sich die Rotoren von selbst abschalten, sobald sie auf ein Hindernis stoßen, und dass das Ding stabil konstruiert ist. Aber Spaß kommt so nicht auf.
Neuer Versuch. Strahlende Sonne und nur leichter Wind auf der taz-Terrasse im fünften Stock. Perfekt für einen Testflug. Flugs ist die Innenhülle mit den Rotorschützern gegen die Hülle für Außenflüge ausgetauscht, ein Kollege leiht mir sein Smartphone, die entsprechenden Einstellungen in der App angewählt und der grüne Button zum Starten gedrückt. Vor, zurück, hoch, runter. Sie bewegt sich viel schnittiger als in der Wohnung, vielleicht ein wenig unstet, als hätte sie ein gewisses Eigenleben. Ich fange an, sie zu mögen.
Was kommt 2014? Die taz.am wochenende wagt den Blick in die Zukunft: In der taz.am wochenende vom 28./29. Dezember 2013 . Fabian Hinrichs wird „Tatort“-Kommissar, Vitali Klitschko nutzt seine Boxkenntnisse in der Politik, der Manhattan wird das Getränk des Jahres und das Darknet eine Chance für den digitalen Ungehorsam. Außerdem: Prominente erzählen, was sich ändern muss. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.
Nachts träume ich manchmal davon, dass ich fliegen kann. Ein Schweben in angenehm flottem Tempo, aufrecht stehend und maximal auf der Höhe von Überlandleitungen. Fliegen im Traum klappt nur, wenn mir niemand zusieht, es ist schön und so selbstverständlich wie Radfahren.
Die AR.Drone zu steuern hat etwas Berauschendes. Was ist das für ein Gefühl? Macht, Leichtigkeit, Höhenrausch? In Kopfhöhe, in Überkopfhöhe, deutlich über Gebäudehöhe – von der Terrasse blickt man über die Häuser. Windig da oben, und schon schwebt die Drohne über der Straße.
Wo ist sie hin?
Parrot AR.Drone 2.0 Elite Edition, 300 Euro, über www.parrotshopping.com
Scheiße, Ikarus, scheiße! Hektisches Rumgefummel an der Steuerung. Die Batterie ist auch bald leer. Drohnenabsturz aus Dachhöhe auf die Rudi-Dutschke-Straße? Dann besser langsam runter. Nicht auf die Fahrbahn, bloß nicht auf die Fahrbahn! Kontakt mit einem Rückspiegel, Bruchlandung nur halb am Gehsteig, und ich atemlos die Treppen runter.
Unten warten Polizisten. Sie lassen sich beim Warten nur ungern stören. Ein Auto abzuschleppen ist eine ernsthafte Angelegenheit, und ein Kerl, der was von einer abgestürzten Drohne erzählt, hat offenbar einen Vogel. Oder eben keinen mehr. Gesehen haben sie nichts. Ich auch nicht. Das letzte Bild am Handybildschirm steht auf dem Kopf, eine Gehsteigkante und zwischen zwei Reifen im Vordergrund freier Blick auf eine giftgrüne Litfaßsäule in der Ferne.
Der CIA wurde auch schon mal eine Drohne geklaut. Eine deutlich größere und teurere. Die ist im Iran abgestürzt. Das ist allerdings auch kein tröstlicher Gedanke, in keinster Weise.
Leser*innenkommentare
Yeah Yeah Yeah
Gast
@andreas kiener
Ja - unbedingst;-))
Ja - sonst weniger Rebleken;-))
Ja - wär ja schade;-))
Ja - wenigstenst;-))
- Mist, da drohnen einm ja die Ohren;
( war der Heli des nachbarlichen Bruchpiloten
auf meinem Balkon;
klar - Lehrer;-))
ion
Gast
Im Grunde wieder 'nur' ein weiteres product placement incl. shopping-link!
Neu (zumindest mir) ist allerdings, dass jetzt auch noch vermutlich den Einkauf des Spielgerätes finanzierende Artikel von: KommunardInnen(!) in der online-taz publiziert werden – für noch lauer als redakteurInnen-lau?
Darf auch ich was 'nettes' zu BWM & Co. in der taz publizieren – wieviele Zeichen?
Thomas
Gast
Sorry, aber irgendwie klingt das hier ziemlich nach Hein Blöd.
Andreas Kiener
taz-MitarbeiterIn, Autor*in des Artikels
@Thomas Das ist doch schon mal gut. Mein nächstes Ziel wäre dann, nach Käpt'n Blaubär zu klingen.
reblek
Gast
"Das ist allerdings auch kein tröstlicher Gedanke, in keinster Weise." - "Kein" ist praktisch nix und deshalb nicht steigerbar.
571 (Profil gelöscht)
Gast
@reblek "Kein" ist vor allem kein Adjektiv - und nur diese sind steigerbar.
Andreas Kiener
taz-MitarbeiterIn, Autor*in des Artikels
@reblek Das stimmt natürlich. Trotzdem wird die Steigerungsform "keinster" umgangssprachlich häufig verwendet. Darf Umgangssprache in die Zeitung?
Rainer B.
Ich warte noch auf die ersten Penis-Drohnen, die das Ding wieder hoch bringen.
Andreas Kiener
taz-MitarbeiterIn, Autor*in des Artikels
@Rainer B. Penis-Drohnen sind ein alter Hut: http://www.youtube.com/watch?v=IRslKeT0EmQ
Rainer B.
@Andreas Kiener Geiles Teil!
ion
Gast
@Rainer B. Demnächst im taz-shop?
Micha
Gast
Hallo rainer.
Finde deinen penisvorschlag recht gut. Doch in der praktischen ausführung für den MANN noch zu anstrengend.
Lass uns das ding modifizieren und einen Vibr.... anbauen. Dann können wir das geschehen zwischen drone und frau aus sicherer entfernung beobachten....
Rainer B.
@Micha Ich dachte da mehr so an Turbo-Frauen, die mal richtig durchstarten.
Rainer B.
@Rainer B. Aber Drohnen sind ja männliche Bienen - ach wie peinlich!