Sotschi 2014 – Rodeln, Einsitzer: Skifahren war ihr zu langsam
Alex Gough scheint als Einzige fähig, die deutsche Dominanz im Frauenrennrodeln zu brechen. Bereits 2011 gelang der Kanadierin dieses Kunststück.
Eigentlich hätte Alex Gough 2011 ihre Karriere beenden können. Auf dem Höhepunkt. Sie war damals 23 Jahre alt und hatte schon alles erreicht, was man als Rennrodlerin erreichen kann – wenn man nicht aus Deutschland kommt.
Elf Jahre lang waren die deutschen Frauen bei Weltcuprennen unbesiegt. Im Anschluss an 105 Wettkämpfe hatte stets eine Athletin des Bob- und Schlittenverbands für Deutschland die höchste Podeststufe erklommen. Dann kam der 11. Februar 2011, der Weltcup im russischen Paramonowo: Nach dem ersten Lauf hatte Gough noch auf Platz zwei gelegen, doch im zweiten Durchgang fuhr sie ganz nach vorne und siegte vor Carina Schwab (Deutschland), Natalie Geisenberger (Deutschland) und Tatjana Hüfner (Deutschland). „Ich habe Geschichte geschrieben“, beschreibt Gough dieses Rennen ganz zurückhaltend auf ihrer Homepage.
Die gesamte Saison 2010/2011, in der sie auch noch bei den Weltmeisterschaften im italienischen Cesana Bronze holte, bezeichnet die Frau mit dem Unterlippenpiercing als „historisch“. Aufgehört hat sie trotz dieser überlieferungsreifen Leistung nicht. Im Gegenteil: Immer wieder zeigt die Kanadierin, dass sie derzeit wohl die einzige Fahrerin ist, die den deutschen Gold-Silber-Bronze-Block durchbrechen kann.
Am Montag finden die ersten beide Läufe im Rodel-Einsitzer statt (15.45 Uhr bis 18.40 Uhr). Die Entscheidung fällt am Dienstag in den letzten zwei Läufen ab 15.30 Uhr. Für Deutschland gehen Natalie Geisenberger, Tatjana Hüfner und Anke Wischnewski an den Start. Sie wollen die Plätze eins bis drei belegen.
Das ist schlecht für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und seine Zielvorgaben. Denn eigentlich sind beim am Montag mit den ersten beiden von vier Läufen beginnenden Frauenrodeln alle drei Medaillen fix eingeplant. Ganz fix. Würden vier Deutsche teilnehmen, würde der DOSB vermutlich vier Medaillen einplanen. Vorgabe: Die beiden Drittplatzierten sollten einfach zeitgleich ins Ziel einfahren, das gäbe eine Medaille mehr.
Doch es dürfen mit Natalie Geisenberger, Tatjana Hüfner und Anke Wischnewski nur drei deutsche Frauen in den Eiskanal – und gegen Gough antreten. Dass die Kanadierin Angst bekommt, ist unwahrscheinlich: Als Jugendliche war sie eigentlich Skiabfahrerin, doch sie wollte nicht mehr an irgendwelchen Tore vorbeirasen – dieser Sport war ihr zu langsam. Deswegen fährt sie nun mit knapp 140 Stundenkilometern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!