Die Wahrheit: Der Gott der Carnivoren
Ein herzhaftes Gedicht zum Montag: Göttliche Fleischeslust schlägt Kapriolen an der Wursttheke.
Gott steht an im Metzgerladen,
reibt sich lächelnd seine Hände,
inspiziert die Wurstbestände,
schaut auf Metzgerfrauen-Waden.
Soll er heute Blutwurst wählen,
Schnitzel und ein Viertel Zunge?
Oder von der sauren Lunge?
Wird er Kalorien zählen?
Schwein derweil im Metzgerwagen
hat so gänzlich andre Sorgen.
Ruckelt durch den frühen Morgen,
tut sich letzte Fragen fragen.
Metzgerfrau sagt: „Das kann dauern,
wenn sie wieder Schweineschwarten
wollen.“ Gott spricht: „Ich kann warten.“
Und er lächelt sans Bedauern.
Er hat Zeit und Schwein hat keine.
Gott, ganz lässig, freut sich schon.
Koteletts sind ihm Gotteslohn,
schön sind Metzgerinnenbeine.
Nichts muss schnell gehn oder flott.
Er scheint ganz Geduld zu sein.
Weiß er doch, ein jedes Schwein
findet seinen Weg zu Gott.
Stunden später oder so,
tritt er pfeifend auf die Straße,
schwer bepackt. In hohem Maße
lächelt Gott sehr fleischesfroh.
Taschen voll mit Schinkenwurst,
Schweineschnitzel und Tatar,
sieht er vorn in Rudis Bar
Mädchen, die ihm winken. Durst!
Peter P. Neuhaus
Die Wahrheit auf taz.de
Leser*innenkommentare
Karl K
Gast
na warte Schwarte -
Vegan an Göttin - wie wahr
legt sie hin - eso klar
's braucht halt keinen Seher
denn - was liegt näher
dazwischen aber kam -
brach Bahn - Junge, Junge
die Zunge
so wollt's Einfalt nicht gelingen
- kam nie über Göttingen
Karl K
Gast
Peter P.
so heißt der Lümmel
der hier mit dem Schinken
nach der Wust
seine Lust
an Metzgerinnen Beine
schüttet ein in Reime
sehr zu exMeisner
sein Verdruß
Schweinchens Abgesang
krönen mit nem Wurstpaket
unserm Erzkatolmoralisten
schwer übern Hutrand geht
zumal Peter P. sich glatt erdreistet
und da schäumt's M. zölibatär
Frauen&dem Trunke frech zu frönen
als wenn solches göttlich wär