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Mir gingen bei der Rezeption des gestrigen seltsamen Treibens auf dem Petersplatz zu Rom die folgenden Gedanken durch den Kopf:
Nach meines Wissens unbestrittenem christlichen Selbstverständnis besteht doch der Kern der menchlichen Sündhaftigkeit darin, dass er sich selbst an die Stelle Gottes setzen will. Nun konnte man aber doch genau dies gestern in Rom beobachten, als sich der Papst in Zusammenarbeit mit Gremien seiner Kirche anmaßte, darüber zu entscheiden, welche Personen im Jenseits als heilig gelten und dabei anbetbar sein sollen. Folglich zelebrierte man dort Sündhaftes im Namen Gottes und führte so selbst den christlichen Glauben ad absurdum.
Die taz fährt voll auf den neuen, alten Sack ab. (alter Sack habe ich von der taz, ich selber mag eine solche Ausdrucksweise nicht) Wojtyla heiligsprechen? Gott, schick Hirn vom Himmel. Franziskus ist auch ein VatikanKaspar.
Große Batteriespeicher werden wichtiger für die Energiewende. Laut einer Studie verfünffacht sich ihre installierte Leistung in den nächsten 2 Jahren.
Kommentar Heiligsprechung: Zwei seltsame Heilige
Mit der Heiligsprechung von Johannes XXIII und Johannes Paul II sichert Papst Franziskus seinen Reformkurs in der katholischen Kirche.
Heilige in Wartestellung (Papst Franziskus oben rechts). Bild: dpa
Man kann die katholische Magie der Heiligenverehrung ablehnen, aber Millionen von Menschen blickten gestern zur Heiligsprechung der ehemaligen Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. nach Rom. Und Papst Franziskus nutzte die Gelegenheit, seinen Reformkurs kirchenpolitisch abzusichern. Denn mit den beiden einflussreichsten Kirchenführern des 20. Jahrhunderts ehrte er zwei seltsame Heilige.
Beide polarisieren die Gläubigen, weil sie für verschiedene Konzepte von Kirche stehen: Johannes XXIII. öffnete die Kirche zur Welt, lobte die Freiheit des Gewissens, ging auf die einfachen Menschen und die „Ungläubigen“ zu. Johannes Paul II., als Karol Wojtyla der erste Pole auf dem Stuhl Petri, bekämpfte diesen Geist des Konzils ebenso inbrünstig wie den „gottlosen Kommunismus“, festigte eine hierarchische Kirche und formte eine Generation von angstvollen Klerikern, unter der die Kirche heute noch leidet.
Beide Oberhirten waren Charismatiker und sind längst katholische Superstars. Kaum verwunderlich, denn Rom vereint oft totale Gegensätze, ehrt Kriegstreiber ebenso wie Friedensapostel. Diese beiden Antipoden des 20. Jahrhunderts aber auf einen Schlag zu ehren zeugt von taktischer Weitsicht bei Franziskus. Seine „Kirche der Armen“ und seine ostentative Demut sind nahe beim Reformpapst Johannes XXIII.
Aber mit der Ehrung von Johannes Paul II. verbeugt er sich vor den Konservativen, die seit seinem Amtsantritt mit den Zähnen knirschen. Und er reklamiert deren Hauptthema „Familienpolitik“ kurzerhand für sich – wenn auch völlig anders. Denn was da der Wille Gottes sein soll, hat Johannes Paul II. noch dekretiert. Franziskus dagegen fragt die Gläubigen nach ihrer Meinung. Solange er diesen Kurs durchhält, schadet es auch nicht, wenn vor Wojtylas Heiligenbild ein paar Kerzen brennen.
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Kommentar von
Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
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