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Kommentar Deutsche BankDer schöne Schein der Sicherheit

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Das Eigenkapital der Deutschen Bank wird um acht Milliarden Euro aufgestockt. Das ist Kosmetik, denn um wirkliche Verluste aufzufangen, reicht es nicht.

Von wegen Deutsche Bank: 50 Prozent der Aktionäre stammen aus dem Ausland. Bild: reuters

E s klingt gut: Die Deutsche Bank gibt neue Aktien aus. Bisher operiert das Institut wie ein gigantischer Hedgefonds und spekuliert mit fremdem Geld. Mit minimalem Aktienkapital will man maximale Gewinne einfahren. Falls Verluste eintreten, darf der Steuerzahler haften.

Jetzt wird angeblich der „Kulturwandel“ eingeleitet, von dem die beiden Chefs Jain und Fitschen seit zwei Jahren sprechen: 8 Milliarden Euro Eigenkapital will sich die Bank besorgen. Diese Summe wirkt stattlich – und ist lächerlich. Denn die Bilanzsumme der Deutschen Bank beträgt 1.637 Milliarden Euro. Umgerechnet bedeutet dies: Auch künftig wird das Eigenkapital nur 3,5 Prozent der Bilanzsumme ausmachen. Dies ist zu wenig, um Verluste aufzufangen.

Es handelt sich also um Kosmetik, weswegen ein Seitenaspekt zur eigentlichen Nachricht mutierte: Das Königreich Katar steigt bei der Deutschen Bank ein und wird 1,75 Milliarden Euro beisteuern. Es erscheint wie ein perfektes Symbol der Globalisierung, wenn sich Ölscheichs ausgerechnet bei jener Bank engagieren, für die es stets lukrativ war, ihr Deutschsein bereits im Titel zu tragen.

Doch mit oder ohne Scheich: Die Deutsche Bank ist längst keine „deutsche“ Bank mehr. So global wie ihr Geschäft sind ihre Aktionäre, die zu 50 Prozent aus dem Ausland stammen. Interessant ist eine andere Statistik: Die Aktionäre der Deutschen Bank sind meist „institutionelle Anleger“ – also oft andere Banken und Fonds. Es ist ein Teufelskreis: Nur Eigenkapital kann Banken vor einem Bankrott schützen. Aber wenn dieses Eigenkapital von anderen Banken und Fonds stammt, dann springt die Krise trotzdem von einer Bank zur nächsten.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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