piwik no script img

ANNE HAEMING DER WOCHENENDKRIMITod durch Bienenstich

Eigentlich muss man nur einen Satz schreiben, und es ist klar – das ist ein Hit. Dieser eine Satz lautet: Die unglaubliche Fritzi Haberlandt spielt eine irre Stalkerin, die hinter dem Schlagerfuzzi Roland Kaiser her ist.

Wirklich – Roland Kaiser spielt im Münster-„Tatort“ „Summ, summ, summ“ (Regie: Kaspar Heidelbach) mehr oder weniger sich selbst, nur eben unter dem Namen Roman König. Der gibt in Münster ein Konzert, und zeitgleich landet just eine Frauenleiche in einem Müllcontainer auf einem Parkplatz. Das ist aber nicht der einzige Mord, den Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und Rechtsmediziner Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) klären müssen: Rund um den Sänger, seine Managerin, einen wütenden Exbandkollegen und natürlich Haberlandt, die in ihrer Rolle mit einem ollen Wohnmobil samt riesigem Engelsaufkleber von Konzert zu Konzert reist, gibt es genug Zores.

Hier und da wurde im Vorfeld schon geunkt, dass Jan Hinter und Stefan Cantz eine wahnsinnig auffällige Nacherzählung der Kachelmann-Geschichte geschrieben hätten. Na ja! Irgendwann im letzten Drittel gibt es ein paar Ähnlichkeiten, aber eine Art Schlüsselromanfilm? Pff. Gut, im Zentrum steht ein Mann mit einer gewissen virilen Potenz, ja, er hat einen kleinen Harem um sich geschart, in jedem Hafen eine andere, alle markiert mit einem affigen Tulpentattoo am Knöchel (nur er hat’s woanders, ja, mhm, genau dort). Und ja, eine von ihnen fängt an, alles aufzudecken, irgendwann ist auch von einem Vergewaltigungsvorwurf die Rede. Aber man muss derlei Vergleich nicht überstrapazieren.

Natürlich ist in Münster wieder eine Ladung Klamauk dabei. Aber da weiß man wenigstens, was man hat – und die Pointen sitzen. Das „Summ, summ, summ“ des Titels ist das beste Beispiel für die Lust an der Albernheit: Tod durch Bienenstich als Mordfall zu inszenieren, darauf muss man erst mal kommen.

■ Münster-„Tatort“: „Summ, summ, summ“; So., 20.15 Uhr, ARD

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen