piwik no script img

Online-Zensur in ChinaProfessor gesperrt

Kong Qingdong, chinesischer Professor, kommentierte die Niederschlagung der Studentenbewegung auf dem Tiananmen-Platz 1989. Nun ist sein Weibo-Profil gesperrt.

Hier starben vor 25 Jahren Hunderte, vielleicht sogar Tausende Menschen: Tiananmen-Platz in Peking. Bild: ap

PEKING afp | Wegen eines Kommentars zur blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung auf dem Pekinger Tiananmen-Platz vor 25 Jahren ist das Nutzerkonto eines chinesischen Professors im Twitter-ähnlichen Internetdienst Sina Weibo gesperrt worden.

Auf der Seite von Kong Qingdong in dem chinesischen Kurznachrichtendienst war am Dienstag nur die Fehlermeldung zu lesen, dass es sich um einen „verdächtigen“ Account handele. Nach Angaben der Anti-Zensur-Webseite FreeWeibo hatte Kong den Sicherheitskräften vorgeworfen, die Demonstranten auf dem Tiananmen-Platz „blutig niedergeschossen“ zu haben.

Die chinesische Armee war in der Nacht zum 4. Juni 1989 mit Panzern gegen Studenten vorgegangen, die seit Wochen auf dem Platz des Himmlischen Friedens für mehr Demokratie demonstrierten. Dabei waren hunderte, womöglich tausende Menschen getötet worden. Peking begründete das Vorgehen mit der Notwendigkeit, das „Chaos“ zu beenden.

Kong hatte sich am Freitag einen Schlagabtausch mit einem anderen Internetnutzer geliefert, der behauptete, als Soldat auf dem Platz im Einsatz gewesen zu sein. Seiner Darstellung zufolge hatte Peking keine andere Wahl, als Truppen zu schicken, um das Chaos zu beenden. Der Professor, der als Student auf dem Tiananmen-Platz demonstriert hatte, bezeichnete das als „Unsinn“. „Es gab überhaupt keine Unruhen“, schrieb er. „Können Sie einen Studenten benennen, der die Unruhen ausgelöst hat?“

Kong, der an der Pekinger Elite-Universität lehrt und sich damit rühmt, ein Nachkomme des berühmten chinesischen Philosophen Konfuzius zu sein, ist in China für seine drastischen Intenetkommentare bekannt. Die Einwohner von Hongkong verunglimpfte er einst als „Bastarde“ und „Hunde“. Im Netzwerk Sina Weibo hat er 2,75 Millionen Follower. Vor dem Tiananmen-Jahrestag waren in China in den vergangenen Wochen bereits mehrere Menschenrechtsanwälte, Journalisten und Aktivisten festgenommen worden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!