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Beckenbauer antwortet der FifaPost vom Kaiser

Franz Beckenbauer hat nun doch den Fragenkatalog der Fifa-Ethikkommission beantwortet. Es gilt als wahrscheinlich, dass die 90-Tage-Sperre aufgehoben wird.

Nur bei einer Aufhebung der Sperre durch die Fifa kann Beckenbauer Spiele der WM in Brasilien besuchen. Bild: dpa

BERLIN dpa | Nach seiner provisorischen 90-Tage-Sperre durch den Fußball-Weltverband hat Franz Beckenbauer die Fragen der FIFA-Ethikkommission „per Mail & Fax“ nun doch beantwortet. Das teilte sein Manager Marcus Höfl am Mittwoch via Twitter mit. Die Sperre war vergangenen am Freitag wegen „mangelnder Kooperation“ des Fußball-Kaisers mit FIFA-Chefermittler Michael Garcia bei der Untersuchung der umstrittenen WM-Vergaben an Russland 2018 und Katar 2022 erlassen worden.

„Zur Info: Heute Nachmittag hat die FIFA-Ethikkommission per Mail & Fax die Antworten von Franz Beckenbauer auf alle ihre Fragen erhalten“, lautete die Internet-Botschaft von Höfl. Beckenbauer kann damit jedoch nicht automatisch mit dem Ende seines Banns durch die FIFA-Ethikhüter rechnen – auch wenn dies von seinem Management so erwartet wird. Das Gremium sei frei in seiner Entscheidung, hatte die FIFA bereits zuvor mitgeteilt.

Nur die rechtssprechenden Kammer der Ethikkommission kann die Sperre aufheben. Deren stellvertretender Vorsitzender Alan Sullivan hatte die Beckenbauer-Sperre verhängt. Geleitet wird die Untersuchung von Vanessa Allard aus Trinidad und Tobago. Ein Ende der Sperre ist jedoch wahrscheinlich. Zumal Beckenbauer als ehemaliger FIFA-Funktionär noch beste Drähte zum Weltverband hat.

Nur bei einer Aufhebung der Sperre kann Beckenbauer Spiele der WM in Brasilien besuchen – auch FIFA-Chef Joseph Blatter wäre ein Ausschluss der deutschen Fußball-Lichtgestalt sicher nicht genehm. Zunächst hatte Beckenbauer nach der Sperre auf eine Reise nach Südamerika von sich aus verzichten wollen, dann aber seine Meinung revidiert. Zu der Auseinandersetzung mit der FIFA-Kommission war es gekommen, weil der 68-Jährige Garcias Fragen zunächst nicht beantwortet hatte.

„Juristen-Englisch“

Dies hatte er mit Verständnisschwierigkeiten der auf „Juristen-Englisch“ formulierten Fragen begründet. Einen Zusammenhang mit Reisen Beckenbauers ins WM-Gastgeberland Katar in den Jahren 2009 und 2011 hat die Sperre nicht. Die Zeitung Sunday Times hatte berichtet, dass Beckenbauer auf Einladung des mittlerweile lebenslang gesperrten Ex-Funktionärs Mohamed bin Hammam in dem Emirat geweilt hatte – bei der zweiten Reise als Berater einer Hamburger Firma.

Den unterschwelligen Vorwurf der Bestechlichkeit hatte Beckenbauer immer energisch zurückgewiesen „Ich habe mit Korruption nichts zu tun. Wer sollte an mich herantreten und zu Dingen verleiten? Das ist doch lächerlich. Ich bin der falsche Ansprechpartner“, sagte er.

Sein Wahlverhalten als Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees hat Beckenbauer bislang nicht offenbart. Sein Medienpartner, die Bild-Zeitung, hatte kürzlich berichtet, Beckenbauer habe für das Turnier 2018 für Russland votiert, für 2022 zunächst wie mit dem DFB vereinbart für Australien und im letzten Wahlgang für die USA – und damit nicht für Katar.

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1 Kommentar

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  • Eigentlich hatte ich schon die fußballarme deutsche Zeit genutzt, um mich an anderer Stelle über Meister „Franz“ und seine „provisorische“ Sperre zu äußern. Nach seinem Wundern, wie man mit ihm plötzlich umspringt, zeigte er eine Art Abwendung von seinen Plänen als hätte ihn niemals die Reise nach Brasilien interessiert. Bisher konnte auch nicht geklärt werden, ob der im wahrsten Sinne des Wortes fragwürdige Bogen des „Chefermittlers“, Herr Garcia, wirklich in deutsch und englisch auszufüllen war oder lt. Beckenbauer, nur in englisch!

    Dieser US Amerikaner schien bisher einer der wenigen Personen gewesen zu sein, vor dem unser „Kaiser“ Respekt zeigte. Beckenbauer lenkte mit seiner Gefolgschaft doch ein, vergaß die Sturheit und machte alles dass, was er auch sollte……. Ob sein Optimismus auf eine Aufhebung seiner „provisorischen“ Sperre gerechtfertigt ist, bleibt allerdings abzuwarten!

    Wichtig ist, dass er wieder einmal genügend in den Medien präsentiert wurde! Ob man allgemein auch mit den Ergebnissen zufrieden sein wird, wo sein Handeln in der Vergangenheit mit mehr oder weniger dubiosen Geschäftspartnern und Themen nochmals ein wenig nachverfolgt wird, bleibt allerdings abzuwarten. Bei dieser Geschichte ist aufgefallen, dass sich z. B. die beiden „Streithähne“, Niersbach und Dr. Zwanziger sowie der neue Bayern-Präsident Hopfner, ohne zu zögern, sofort auf seine Seite schlugen….

     

    Vom Letzteren hätte ich allerdings erwartet, dass er nicht nur seinen „Ehrenpräsidenten“, Kaiser Franz unterstützen will, indem er sogar von einer „Höchststrafe“ sprach, sondern gleichzeitig den FIFA-Verband, einschl. seinem Chef, Blatter, mit den verschiedensten undurchsichtigen Aktivitäten stark kritisierte, was leider sein Vorgänger im Moment nicht erledigen kann…..