piwik no script img

Kommentar HaushaltssperreDas verflixte siebte Jahr

Kommentar von Benno Schirrmeister

Karoline Linnert beharrt darauf, dass die Haushaltssperre nichts mit der Beamtenbesoldung zu tun hat. Sie könnte es sich leichter machen.

A utsch. Das tut weh. Karoline Linnert (Grüne) zählt nicht zu jenen – recht zahlreichen – Finanzressort-Chefs, die gerne mit dem Drohinstrument der Haushaltssperre Politik machen. Sie hat es unter den schwierigen Bedingungen der Haushaltsnotlage sieben Jahre geschafft, das Wort fast völlig aus dem Vokabular der Bremer Landespolitik zu streichen.

Jetzt aber, im verflixten siebten Jahr, muss sie eine verhängen: Das ist auch eine persönliche Niederlage. Das allein erklärt die Ehrenpuzzligkeit, mit der Linnert darauf beharrt, ihre Haushaltssperre wäre nun nicht, wie die in Nordrhein-Westfalen, durch den ehrenvoll verlorenen Streit um die Beamtenbesoldung bestimmt. Dort wie hier hatte man versucht, die Bezüge der Geringverdiener stark, die der Reichen nicht zu erhöhen. Das fanden die urteilenden Spitzenbeamten am Landesverfassungsgericht zu Münster falsch.

Folge: Der so erhoffte Sparbeitrag fällt wohl aus. Seine Höhe war gleich dem Risiken-Anstieg, der nun zur Haushaltssperre zwingt. Bei dem beharrt Linnert aber, er bestehe aus einer Summe von Einzelrisiken. So what? Will sie damit sagen, sie hätte die Kontrolle übers Ganze verloren? Dass immer viele Einzeltropfen das Fass füllen, weiß jedes Kind. Den einen zu identifizieren, der’s überlaufen lässt – also die Beamtenbesoldung – wäre mindestens taktisch klüger. Denn das macht die Niederlage so viel beherrschbarer.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Reporter und Redakteur
Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!