Ebola-Tagebuch – Folge 25: Affen und Flughunde als Virusträger
Geräuchertes Affenfleisch ist so billig wie nie zuvor. Verbraucher trauen dem Bushmeat aber nicht. Und das ist vielleicht besser so.
Die Ebola-Epidemie in Westafrika, da sind sich Ökonomen einig, hat dramatische wirtschaftliche Auswirkungen: sie verteuert und verlangsamt den Handel, verringert Ernten, sorgt für erhebliche Einkommensausfälle, lässt Investitionen versiegen und kostet die betroffenen Länder Milliarden.
In der Demokratischen Republik Kongo, wo parallel zum Ebola-Ausbruch in Westafrika eine eigene Ebola-Epidemie in den Regenwäldern im Kongo-Flussbecken seit Ende Juli offiziell 43 Tote gefordert hat, ist eine ganz andere Auswirkung zu beobachten: Die Fleischpreise sinken. Zumindest von solchen Tieren, die als Ebola-Träger gelten.
Geräuchertes Affenfleisch, eine Delikatesse im Kongo, kostet auf den Märkten von Mbandaka, Hauptstadt der Provinz Equateur und Handelsknotenpunkt der Urwälder am Kongo-Fluss, nur noch 6.000 kongolesische Franc das Kilo statt 10.000 wie sonst. Die Ebola-Gegenden sind von Mbandaka zwar immer noch 600 Kilometer weiter weg im Wald, aber die Verbraucher sagen trotzdem, sie trauen dem Fleisch nicht, wegen Ebola.
In der Hauptstadt Kinshasa wiederum, 840 Kilometer flussabwärts von Mbandaka gelegen, kommt jetzt so gut wie kein Affenfleisch und anderes Bushmeat aus dem Urwald mehr an. Das ist ein schwerer Schlag für die Fleischesser der Hauptstadt. Sie müssen nun auf Fisch umsteigen.
In den USA hat sich erstmals ein Mensch mit Ebola angesteckt. Wie Gesundheitsbehörden im Staat Texas mitteilten, wurde eine Krankenschwester positiv auf Ebola getestet, nachdem sie den inzwischen an dem Virus verstorbenen Patienten Thomas Eric Duncan betreut hatte. Die vorläufige Diagnose wurde am Sonntagabend von der Seuchenschutzbehörde CDC in Atlanta bestätigt. Personen aus dem Umfeld der Infizierten stehen nun unter Beobachtung. US-Präsident wies die zuständige Behörde an, den Vorfall so schnell wie möglich zu untersuchen, wie das Weiße Haus mitteilte. Im westafrikanischen Liberia drohten Pflegekräfte mit Streiks, sollte ihre Gefahrenzulage für Ebola nicht erhöht werden. (ap)
Direkter Kontakt mit Blut
In den westafrikanischen Ebola-Ländern Liberia, Sierra Leone und Guinea sowie in der benachbarten Elfenbeinküste haben die Regierungen seit Juli im Rahmen der Ebola-Bekämpfung den Verzehr von Waldtieren komplett verboten: Affen und Eulen, Fledermäuse und Flughunde, Agutis und Ratten, Igel und Schuppentiere. Und auch Antilopen. Denn vor allem Affen und Flughunde gelten als Ebola-Virusträger.
Die Übertragung tritt zumeist nicht beim Verzehr, sondern beim Schlachtvorgang ein, der mit direktem Kontakt zu Blut und Innereien des Tieres verbunden ist. Im Kongo gibt es solche Verbote offiziell nicht, wenngleich sie auf lokaler Ebene durchgesetzt werden.
Die Regierung sagt, die Ebola-Epidemie dort sei schon wieder vorbei. Eine internationale Landwirtschaftsmesse in Kinshasa Ende Oktober ist jedoch vorsichtshalber von der Regierung auf nächstes Jahr verschoben worden. Es ist gerade ein schlechter Zeitpunkt, um Investoren den Ernährungssektor schmackhaft zu machen.
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