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Forschung zum Ebola-VirusIm Tierversuchsstadium

Die medizinische Forschung zur Ebola-Bekämpfung verlief bisher schleppend. Einzig das US-Militär suchte früh nach geeigneten Mitteln.

Für Arzneimittelforscher ein Dilemma: Wer Viren (hier: Ebola-Virus) töten will, schädigt im Zweifel auch die körpereigenen Zellen. Bild: dpa

Das Tückische an Viren ist: Sie sind infektiös, zäh und verändern sich. Anders als Bakterien können sie sich selbst weder vermehren noch ihr Erbgut kopieren. Hierzu befallen die Viren fremde Wirtszellen, in die sie ihre eigenen Erbinformationen einschleusen. Diese programmieren das Erbgut der Wirtszelle so um, dass die Wirtszelle viele weitere Viren produziert.

Für Arzneimittelforscher ein Dilemma: Wer das Virus töten will, schädigt im Zweifel auch die körpereigene Zelle. Medikamente können höchstens die Vermehrung des Virus stoppen. Gelungen ist das für eine Handvoll Viruserkrankungen: Herpes, HIV, Hepatitis C und B, Influenza.

Auch wegen dieser Erfahrung konzentriert sich im Kampf gegen Ebola die Hoffnung der Wissenschaftler auf eine Hilfe, die für Infizierte zu spät kommt, aber hunderttausende Neuerkrankungen verhindern könnte: Impfungen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) existieren derzeit zwei aussichtsreiche Kandidaten.

Sie wurden bereits an Affen getestet und sollen nun erstmalig an Menschen erprobt werden: Der eine Impfstoff gehört der Firma GlaxoSmithKline und basiert auf Adenoviren, abgewandelten Schimpansen-Erkältungsviren, und Ebola-Eiweiß.

taz.am wochenende

Am 17. September 2013 simulierten die deutschen Behörden den Super-GAU eines Atomkraftwerks. Interne Dokumente zeigen: Die geheime Übung ging gründlich schief. Wie lesen Sie in der //www.taz.de/Ausgabe-vom-25/26-Oktober-2014/!148243%3E%3C/a%3E:taz.am wochenende vom 25./26. Oktober 2014. Außerdem: Die Gleichberechtigung von Homosexuellen in Deutschland scheint fast am Ziel. Aber manchmal kommt die Gesellschaft nicht ganz mit. Wie ein Landwirt seine Familie herausfordert, weil er Männer liebt. Und: Der Psychoanalytiker Vamik Volkan denkt über Osama bin Laden nach. Am Kiosk, //taz.de/%21p4350%3E%3C/a%3E:eKiosk oder gleich im praktischen //taz.de/tazam-wochenende/%21112039%3E%3C/a%3E:Wochenendabo.

Er wird seit zwei Wochen in den USA, Großbritannien und Mali getestet. Der andere Impfstoff besteht aus dem Vesicular-Stomatitis-Virus, das etwa bei Kühen eine Bläschenkrankheit verursacht, und einem abgeschwächten Ebola-Virus. Er wurde von Virologen der Universität Marburg entdeckt, in Kanada weiterentwickelt und nun von der Firma NewLink Genetics zur Verfügung gestellt – für eine Studie, die Anfang November in Hamburg, Genf, Kenia und Gabun starten soll.

Der Chefvirologe der Universität Marburg, Stephan Becker, versichert: „Der Impfstoff kann die Krankheit nicht verursachen, er regt nur die Immunantwort an.“ Den 200 bis 300 Probanden werde der Impfstoff in verschiedenen Dosierungen gespritzt, um zu beobachten, ob und welche Nebenwirkungen er hat.

Das Ebola-Virus

Die Herkunft: Das Ebola-Virus wurde erstmals 1976 in Yambuku entdeckt. Yambuku ist eine Kleinstadt im Norden der Demokratischen Republik Kongo (damals Zaire), liegt etwa 1.000 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kinshasa und in der Nähe des Flusses Ebola, nach dem der Virus benannt ist. Entlang dieses Flusses erkrankten im Verlauf der ersten Ebola-Epidemie 318 Menschen, 280 starben. Filoviridae heißt die Familiengattung, zu der das Ebola-Virus gehört. Die Gattung umfasst fünf Spezies, die nach den Orten ihres ersten Auftretens benannt sind: Zaire, Sudan, Côte dIvoire, Bundibugyo, Reston. 14.000 Nanometer kann das Ebola-Virus lang werden, bei einem konstanten Durchmesser von 80 Nanometer. Zusammen mit dem Marburg-Virus gehört er zu den größten Einzelstrang-RNA-Viren.

Verlauf des aktuellen Ausbruchs:

28. Dezember 2013: Ein zweijähriger Junge stirbt in Meliandou im Süden Guineas; Ursache zunächst unbekannt. Es folgen seine Schwester, Mutter und Großmutter, dann eine Freundin auf Besuch, die das Virus auf der Heimfahrt nach Sierra Leone mitnimmt und dort im Januar stirbt.

22. März: Erste offizielle Bestätigung von Ebola in Guinea. Liberia zieht am 31. März nach, Sierra Leone erst am 26. Mai. 8. August: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ruft den „Gesundheitsnotstand“ aus.

13. August: 1.000 Tote.

8. September: 2.000 Tote.

26. September: 3.000 Tote.

8. Oktober: 4.000 Tote.

17. Oktober: Senegal (eine Infektion im Juli), wieder ebolafrei.

19. Oktober: Nigeria (20 Infektionen, 8 Tote) wieder ebolafrei.

23. Oktober: erster Fall in Mali.

Gesamtstand 19. Oktober 2014: 4.868 Ebola-Tote (Liberia: 2.705; Sierra Leone: 1.259; Guinea: 904) von insgesamt 9.911 Fällen, davon 976 in den letzten sieben Tagen.

Sobald letzte Details der Finanzierung geklärt seien – allein in Deutschland werden die Kosten mit 710.000 Euro aus dem Budget des Bundesgesundheitsministeriums veranschlagt –, werde mit der Rekrutierung Freiwilliger begonnen. 30 Personen werden am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf behandelt. In Marburg untersucht Beckers Team die Blutproben aller Teilnehmer auf Antikörper.

Die zweite und dritte Phase der Studie soll Anfang 2015 in Westafrika anlaufen. Erst dort wird sich herausstellen, ob der Impfstoff wirklich schützt. Und: Studienteilnehmer dürfen nicht mit Ebola infiziert sein – was angesichts der Inkubationszeit von bis zu 21 Tagen und der schlechten Diagnostik vor Ort oft nur schwer feststellbar ist. Hier könnte ein Ebola-Schnelltest helfen, den eine Jenaer Firma mit Unterstützung des Bundesforschungsministeriums zu entwickeln versucht.

Welche Hoffnung aber bleibt den Infizierten? Die WHO sagt: Die Behandlung mit Blutserum von Ebola-Überlebenden scheint der einzige mögliche Weg, Ebola zu therapieren. Erprobt ist dies nirgends. „Zudem“, warnt der Verband forschender Arzneimittelhersteller, „dürfte geeignetes Spenderserum ein knappes Gut bleiben.“ Am Paul-Ehrlich-Institut, der deutschen Zulassungsbehörde, beginnt 2015 ein dreijähriges Forschungsprojekt, mit 819.000 Euro gefördert vom Gesundheitsministerium.

Die späte Ebola-Forschung – das Virus wurde 1976 entdeckt – hat Gründe: Angesichts geringer Fallzahlen bisheriger Ausbrüche rechnete sich die Investition für Pharmafirmen nicht. Öffentliche Gesundheitssysteme hielten sich auch zurück: Zu teuer, zu unsicher, zu wenig glamourös, hieß es. „Ohne den jetzigen Ausbruch hätte niemand das Geld in die Hand genommen“, schimpft Stephan Becker, der den Impfstoff schon vor rund zehn Jahren testen wollte. Das Zögern hat dazu geführt, dass elf potenzielle weitere Impf- sowie neun Arzneiwirkstoffe sich erst im Tierversuchsstadium befinden.

Einzig Militärforscher suchten früh nach Mitteln: Drei potenzielle Arzneien, die in den USA in der Anfangsphase sind, wurden mit Unterstützung des US-Verteidigungsministeriums entwickelt: TKM-Ebola von Tekmira, AVI-7537 von Sarepta, ZMapp von Mapp Biopharmaceutical. Auch die chinesische Firma Sihuan Pharmaceutical, die über ein unerprobtes Medikament verfügen will, hat enge Verbindungen zum Militär.

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2 Kommentare

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  • Nur fürs Protokoll: Die Wutzenköpfe von GlaxoSmithKline haben der WHO vermehrt Milllionenbeträge "gespendet". (Quelle: Frontal21 vom 21.10.2014). Ein Schelm der böses dabei denkt (zB warum die WHO beim Ebola zu spät reagiert hat usw) ...

    • @Proledemiker:

      Also: die WHO, mit einem Jahresbudget von ca. 1.9 milliarden usd, kümmert sich extra spät um Ebola damit sich das Virus möglichst weit verbreitet. Nur um damit einer Firma zu helfen, die ihr hin und wieder ein Milliönchen gespendet hat? Sie surfen eindeutig zu oft auf blog.fefe.de.