Wahlkampf in Großbritannien: Auf dem Holzweg
Eine Straße in Thüringen hat es in den britischen Wahlkampf geschafft und ist zum peinlichen Patzer für David Cameron und die Tories geworden.
BERLIN taz | Großbritannien wie aus dem Bilderbuch: eine idyllische Landstraße inmitten grüner Wiesen und Wälder unter graubläulichem Himmel, bezeichnend für das unstete britische Klima. Natürlich ist das nicht irgendeine Straße, sondern die „Straße zu einer stärkeren Wirtschaft“ unter sichtbar platzierter Union-Jack-Flagge.
Mit diesem Slogan wirbt der britische Premier David Cameron für die Wiederwahl seiner konservativen Tories bei der Unterhauswahl im Mai 2015. Darunter stehen die erreichten politischen Ziele seiner Partei wie die Halbierung des Haushaltsdefizits. Laut der Zeitung Daily Mail haben sie aber das Defizit lediglich um 40 Prozent gesenkt.
Doch das ist nur der Anfang der Beschönigung. Denn die Photoshop-Skills des Wahlkampfteams reichten am Ende nicht aus, um einen zweiten Schwindel zu verbergen. Das Foto zeigt nämlich gar keine Straße im malerischen England – sondern eine in Deutschland.
Das Originalbild stammt von dem deutschen Fotografen Alexander Burzik, der 2008 eine Straße in der Nähe seiner Heimatstadt Weimar abgelichtet hatte. Eine Straße in Thüringen als Wahlwerbefoto für konservative Briten? Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow kann sein Glück wohl kaum fassen.
In den sozialen Medien hagelte es Spott. Dementsprechend versuchte der konservative Politiker Daniel Hannan auf Twitter den peinlichen Zwischenfall noch zum Guten zu wenden: „Eine Erinnerung daran, dass unsere Wirtschaft bereit ist, die deutsche in 25 Jahren einzuholen.“ Für Camerons Treffen mit Angela Merkel am Mittwoch ist auch ein Besuch einer Deutschland-Ausstellung im britischen Museum geplant.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Pro und Contra Letzte Generation
Ist die Letzte Generation gescheitert?
BSW-Chefin im ZDF
Wagenknecht macht BND für Irrtum verantwortlich
Studie zum Tempolimit
Es könnte so einfach sein
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!