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Die Vielfältigen

Zehn auf einen Streich: Bremens kleinste Museen haben ihre Schätze am Brill ausgebreitet – eine Tour d’Horizon durch alles Sammelnswerte

Helmut Kohl hatte doch Recht: Späte Geburt kann eine Gnade sein. Zumindest, wenn man den Wundspreizer, Rippenrapator oder die nussknacker-förmige „Knochenhaltezange“ sieht, die um 1960 noch im allgemeinen Krankenhaus-Einsatz waren.

Solche Erkenntnisse kann man derzeit in der Sparkassen-Halle am Brill gewinnen. Das Krankenhaus-Museum, eigentlich Teil des Klinikum Ost, zeigt dort einige seiner Schätze. Auch eine um 1930 eingesetzte Zwangsjacke oder das eigens geprägte Alu-Geld, mit dem die Insassen der Anstalt Kloster Blankenburg zu hantieren hatten.

Erkenntniswechsel: Schon 1925 gab es coole Kopfhörer – kombiniert mit dem etwa gleichaltrigen Taschengrammophon konnte man damit vielleicht schon so was wie MP3-Jogging unternehmen. Die Klammer dieser Vielfalt heißt klein: Die kleinen Bremer Museen haben sich erstmals zu einer gemeinsamen Schau zusammengetan, zehn Häuser zeigen ihre „Kostbarkeiten im Rampenlicht“. Denn: Wie etwa das Rundfunkmuseum, 1978 gegründet und seit sechs Jahren mit immerhin 400 Quadratmetern in der Findorffstraße zu Hause, stehen sie genau dort in aller Regel eben nicht.

Die Initiative zur Sammelschau ging vom Dom-Museum aus, dessen eigene Exponate allerdings ebenso erwartbar wie selbst genügsam ausfallen: Messkelch, Bibel, Klingelbeutel. Dabei lagern in den Domwinkeln bestimmt seltsame Raritäten, die zum Rampenlicht drängen.

Also weiter zur „Schulgeschichtlichen Sammlung“. Derzeit Auf der Hohwisch beheimatet (mit Umzugs-Ambitionen in die Energieleitzentrale am Speicher XI) zeigt die außerordentlich spannende Sammlung Scholastika ab 1844: etwa das hundert Jahre alte Modell eines Kubikzentimeters oder die ausgestopfte Albino-Maus von 1900.

Etwas unvermittelt steht die Haltestelle Mozartstraße in der prächtigen, zur Hälfte jugendstiligen Halle: Hier präsentiert sich „Das Depot“ der Bremer Straßenbahn, sonst im Sebaldsbrücker Betriebshof zu Hause. Aufschlussreicher ist da schon die signalrote Sitzbank aus einem der Zweiachs-Triebwagen, die unmittelbar nach dem II. WK von der AG Weser mangels Schiffbau-Aufträgen produziert wurden. Daneben trifft der Riesenhobel des Werkzeug-Museums, das auch einen viereckige Löcher schneidenden Bohrer sein eigen nennt, auf die Sammlungen des Tischlerei-Museums im Ostertor, außerdem sind vertreten: die Kaffeerösterei Münchhausen (als einzig übrige von einstmals 250 Bremer Röstereien), das – zu Recht – schon ziemlich bekannte Hafenmuseum und, per Modell und Video, der Focke-Windkanal.

Bei aller Unterschiedlichkeit der Kleinen unter einander – manche werden professionell geführt, die meisten jedoch ehrenamtlich und ohne jede öffentliche Unterstützung – wird klar: Ohne sie wäre die Stadt viel ärmer. HB

Bis zum 24. Februar, geöffnet montags bis freitags zwischen 9 und 18 Uhr

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