Hertha-Trainer muss gehen: Ende eines hoffnungsvollen Paars
Zweifelhaftes Krisenmanagement: Hertha BSC entlässt nach der Heimniederlage gegen Leverkusen Trainer Jos Luhukay. Nachfolger wird vorerst Pal Dardai.
Sechs Wochen nach Weihnachten heißt es bei Hertha BSC: Es ist ein Jos entsprungen. Der Fußball-Bundesligist gab am Donnerstag die Trennung von Trainer Jos Luhukay bekannt und reagierte damit auf die 0:1-Heimniederlage gegen Leverkusen am Mittwochabend und das Abrutschen auf den vorletzten Tabellenplatz. Vorerst sind Ex-Hertha-Spieler Pal Dardai und der frühere Ko-Trainer Rainer Widmayer für das Team verantwortlich.
Katastrophale Werte
Es ist das Ende einer Beziehung, die hoffnungsvoll begonnen hatte. Luhukay übernahm die Mannschaft im Sommer 2012 nach dem Abstieg in die zweite Bundesliga, er sollte ihr ein neues Konzept geben, sie langfristig formen und nach fünf Trainerwechseln binnen fünf Jahren für Kontinuität stehen. Doch nach dem Wiederaufstieg 2013 samt Punkterekord und einer erfolgreichen Hinrunde in der Ersten Liga stagnierte das Team. Auch namhafte Neuzugänge und eine spürbare Aufbruchstimmung im Sommer brachten keine Besserung, im Gegenteil: Passquote, Zweikämpfe, Torschüsse – in allen grundlegenden Belangen spielte Hertha BSC in der Hinrunde 2014/15 katastrophal.
Druck, so heißt es, gilt Luhukay als probates Mittel, um Spieler zu Topleistungen zu bringen. Während andere Trainer im modernen Fußball auf Kommunikation und Mitsprache setzen, soll ebendieser autoritäre Führungsstil zum Zerwürfnis mit Teilen der Mannschaft geführt haben.
Da sich die Entwicklung über ein Jahr hinzog, bleibt fraglich, wieso Manager Preetz den Wechsel nicht schon in der Winterpause vollzogen hat. Ein neuer Trainer hätte in der Vorbereitung mit der Mannschaft arbeiten, die Spieler kennenlernen, über Neuzugänge entscheiden können. Doch Luhukay blieb.
Die Entscheidung, am Trainer festzuhalten, ist schlüssig, sofern man von ihm bedingungslos überzeugt ist. Eine Entlassung nach zwei verlorenen Spielen spricht jedoch eine andere Sprache. Das Krisenmanagement des Vereins wirkt zögerlich – vielleicht weil auch für Preetz viel auf dem Spiel steht: Zwei Abstiege fallen in seine fünfjährige Amtszeit. Der dritte würde ihn den Job kosten.
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