: Die Schöne und der General
Seit fünf Jahren entzieht sich die junge Israelin dem Dienst an der Waffe. Nun greift ein hoher Militär zu ungewöhnlichen Mitteln, um das israelische Topmodell Bar Refaeli doch noch zum Antritt bei der Armee zu bewegen. General Avi Samir, Chef des militärischen Personaldienstes, rief vor Studenten zum Boykott gegen die von Refaeli beworbenen Produkte auf. „Wir leben in einer Gesellschaft mit Wehrpflicht. Bar Refaeli wird nicht dazu gezwungen für ‚Fox‘ zu werben, und wenn sie es doch tut, dann kauft ihr eben keine ‚Fox‘-Produkte mehr.“
Zunächst entkam Refaeli, die mit Vorliebe in Dessous und Bademoden posiert, per Hochzeit einer Rekrutierung und dem zweijährigen Militärdienst. Verdächtig schnell ließ sie sich dann wieder scheiden. Seit einigen Jahren soll sie mit Unterbrechungen mit Hollywoodstar Leonardo DiCaprio liiert sein.
Für israelische Frauen ist die Ehe der einfachste Weg, zu verweigern. Alternativ können religiöse Gründe angebracht werden, denn orthodoxe Frauen haben die Möglichkeit, einen zivilen Ersatzdienst zu leisten. Bei ideologischen Argumenten kann es schwierig werden, und nicht selten wird die Verweigerung mit Haftstrafen belegt.
„Warum soll es besser sein, für Israel zu sterben, als in New York zu leben“, meinte das umstrittene Modell in einem Interview mit der Tageszeitung Jediot Achronot. Später verklagte Refaeli die Zeitung erfolgreich, weil sie falsch zitiert worden sei.
Dennoch machte sie sich mit derart provokativen Sprüchen in Israel nicht nur Freunde. Dass sie sich jetzt auch noch um eine Statusänderung bemüht, um künftig weniger Steuern in ihrer neuen Heimat USA zahlen zu müssen, trägt dazu bei.
Ob sich die potenziellen Kunden der Produkte, für die die 24-Jährige wirbt, darüber so sehr erzürnen, dass sie beim Kauf – wie von General Samir gewünscht – von Jeans oder T-Shirt tatsächlich eine andere Marke wählen, ist mehr als fraglich. Was ihr Ansehen betrifft, kann sie auf das Beispiel eines anderen prominenten Wehrdienstverweigerers hoffen: Aviv Gefen, Pop-Idol der 90er Jahre, hat durch seine damals noch ungewöhnlichere Verweigerung bei den israelischen Jugendlichen an Ansehen noch gewonnen. SUSANNE KNAUL
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