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Cooler Auftritt

EISHOCKEY Die Eisbären dominieren die DEL derzeit nach Belieben. Köln verputzen sie am Sonntag mit 5:3

Der Vorsprung auf den Tabellenzweiten ist komfortabel

Don Jackson spricht zwar nie viel, aber man ist doch froh um seine Stellungnahmen. Denn anders als bei seinen meisten Kollegen verrät die Körpersprache des Eisbären-Trainers nichts über seine Sicht der Dinge. Als am Freitagabend der Jubel in der Arena am Ostbahnhof aufbrandete, weil Alexander Weiß 12 Sekunden vor Schluss das erlösende 4:2 für die Eisbären Berlin erzielte, stand Jackson vermutlich als Einziger in der Halle regungslos mit verschränkten Armen da. Hinterher verlieh er der Partie gegen die Adler Mannheim das Prädikat „aufregend“.

Zurückgelehnt betrachtet ist gerade beim Eishockey, der schnellsten Mannschaftssportart der Welt, die Aufregung von relativem Wert. Wenn man die Ergebnisse der vergangenen Wochen vor Augen hat, könnte man die Eisbären für ein zwar gutes, aber auch wankelmütiges Ensemble halten. Der stolzen Serie von zehn Siegen folgte eine Minikrise mit drei Niederlagen, die durch die beiden Erfolge gegen Wolfsburg und eben Mannheim wieder vergessen gemacht wurde. Am Sonntag in Köln gewannen die Eisbären zudem noch in Köln mit 5:3.

Schaut man jedoch weiter zurück, sind die Eisbären ein Paradebeispiel für Konstanz. Nicht nur wegen ihrer vier Meistertitel seit 2005, sondern auch weil schon lange kein Verein mehr die Hauptrunde der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) so beherrscht hat wie derzeit die Berliner. Sie verfügen über einen komfortablen zweistelligen Punktevorsprung auf den Tabellenzweiten Düsseldorf. Vor der Saison hatten einige es noch am ehesten dem Gegner von Freitag, den Mannheimern, zugetraut, den Eisbären Paroli zu bieten. Doch dem Krösus der DEL fehlt es an personeller und taktischer Kontinuität. Weil die Mannschaft auf einem enttäuschenden 9. Platz steht, saß am Freitag bei den Adlern mit Teal Fowler ein neuer Cheftrainer auf der Bank.

Auch im direkten Duell der beiden budgetstärksten Vereine wurde deutlich, dass die Eisbären es verstehen, wesentlich effizienter mit ihren Möglichkeiten umzugehen. Obwohl die Mannheimer in den letzten beiden Dritteln sich ein leichtes Übergewicht herausspielten, erzielten die Gastgeber die entscheidenden Treffer. „Wir hatten Probleme mit dem Überzahlspiel der Berliner“, erkannte Fowler.

Don Jackson sah das wohl ähnlich, weshalb er beim Stand von 2:2 für kurze Zeit gar seinen Torwart Rob Zepp zugunsten eines Feldspielers vom Eis nahm. Der Eisbären-Coach fasste hernach zusammen: „Spiele gegen Mannheim sind immer schön für die Fans. Aufregend, mit viel Spektakel.“ Als einsamer Spitzenreiter kann man die Mühseligkeit eines Erfolgs schon einmal auf ihren Unterhaltungswert reduzieren. Sorgen bereitete den Eisbären am Freitag lediglich der verletzungsbedingte Ausfall von Stefan Ustorf, weil sie schon auf dessen Stürmerkollegen T. J. Mulock verzichten müssen.

Nach der Schlusssirene und nachdem die jeweiligen Trainer ihre Analysen getroffen hatten, war auch noch für Unterhaltung gesorgt. Es wurde mal wieder über den Eisbärenstürmer Florian Busch debattiert, der zum Enfant terrible des Deutschen Eishockeys avanciert. Nachdem Busch bereits im März 2008 eine Dopingprobe verweigerte und erst Stunden später nachholte, soll er im Vorfeld des Spiels gegen Mannheim äußerst ungehalten darauf reagiert haben, dass ihm wieder eine Dopingprobe abverlangt wurde. Darauf wurde natürlich der deutsche Bundestrainer Uwe Krupp angesprochen, der in der Arena am Ostbahnhof zu Gast war. Krupp erwiderte: „Es ist doch ein Riesending, dass er es überhaupt gemacht hat.“ JOHANNES KOPP

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