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Veruntreute Spenden

SKANDAL Eine Hilfsorganisation aus Bergfeld soll halbe Million Euro Spenden unterschlagen haben

Der Ministerpräsident hat seine Schirmherrschaft für das Projekt auf Eis gelegt

Bei einer deutschen Hilfsorganisation sind offensichtlich mehrere hunderttausend Euro Projektgelder für die nordafghanische Unruheprovinz Kundus veruntreut worden. Die Vorsitzende von Katachel e.V. im niedersächsischen Bergfeld, Sybille Schnehage, und der afghanische Ex-Projektleiter Dadgul Delawar werfen sich gegenseitig Unterschlagung vor.

Aussagen Delawars zufolge schickte die Katachel-Gründerin in den vergangenen acht Jahren mehr als eine halbe Million Euro Hilfsgelder nicht nach Afghanistan. Schnehage ging von einer ähnlichen Größenordnung veruntreuter Mittel aus, die ihrer Aussage zufolge aber Delawar unterschlagen habe.

Schirmherr des Projektes ist der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU), der dieses seit 2004 bestehende Amt nun auf Eis gelegt hat. Er werde über eine Fortsetzung entscheiden, wenn der Abschlussbericht zu den Ungereimtheiten vorliege, ließ er erklären. „Ich fordere eine lückenlose Aufklärung des Sachverhalts bei Katachel e.V. Sollten wirklich Hilfsgelder veruntreut worden sein, muss alles ersetzt werden.“

Auf der Homepage des Vereins ist das Spenden-Gütesiegel des “Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen/DZI“ abgebildet, wonach Katachel e.V. „geprüft und empfohlen“ wird. Schwerpunkt der Arbeit ist nach Angaben der Hilfsorganisation die „Unterstützung von Witwen mit Kindern und Behinderten in der Provinz Kunduz“.

Nach den Vorwürfen will das DZI das Spendensiegel, das der Verein Katachel seit 2003 hat, nun genau prüfen. Die gegenseitigen Vorwürfe innerhalb des Vereins wögen schwer und seien dem DZI bisher nicht bekannt gewesen, sagte Geschäftsführer Burkhard Wilke. (dpa)

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