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KOMMENTAR: JAN KAHLCKE ÜBER DIE MODERNISIERUNG DER CDUCDU ist nicht gleich CDU

Die Großstadt konfrontiert mit Realitäten, die die CDU lange geleugnet hat

Dazwischen liegen nur ein paar Kilometer – und noch nicht einmal eine Parteigrenze. Dennoch hat man das Gefühl, es lägen Welten, oder besser: Jahrhunderte, zwischen der Hamburger CDU und ihren Schwesterparteien in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Im Streit um das Verbot der Diskriminierung von Homosexuellen wird das einmal mehr deutlich.

Die Hamburger Konservativen sind in vielen Lebensbereichen schon lange keine mehr: Das enge Zusammenleben in der Großstadt hat auch alte Partei-Haudegen immer wieder mit Realitäten konfrontiert, die die CDU allzu lange zu leugnen versucht hat: Patchwork-Familien als Regelfall; Hauptschulen, die Versager in Serie produzieren; Drogenelend, das sich nicht einfach wegsperren lässt. Um daraus politische Konsequenzen zu ziehen, hätte die CDU vielleicht nicht unbedingt einen schwulen Bürgermeister gebraucht. Aber es hilft. Jetzt offensiv gegen sexuelle Diskriminierung einzutreten, ist nach all der Realpolitik ein vergleichsweise kleiner symbolischer Schritt.

Anders in den Flächenländern: Dort hat die CDU vielleicht eine moderne Führung. Aber die Landespolitik wird nicht in den multikulturellen Vierteln Hannovers oder Kiels ausbaldowert. Da muss man den letzten Parteisoldaten aus Dithmarschen oder dem Emsland mitnehmen, wo Wörter wie „sexuelle Identität“ noch Zungenbrecher sind.

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