: Neue Pläne, alte Bausünden
Nach dem Tsunami gab es verschiedene Überlegungen zur touristischen Nutzung der zerstörten Insel Koh Phi Phi Don: Traveller-Eiland, Boutique-Insel und Nationalpark. Doch die Landbesitzer wollen von neuen Ideen nichts wissen
von VOLKER KLINKMÜLLER
Die gespenstische Ruinenlandschaft der Ton Sai Bay, die nach dem Tsunami über viele Monate daran erinnerte, dass die südthailändische Provinz Krabi hier die meisten ihrer insgesamt 720 Tsunami-Toten zu beklagen hatte, ist verschwunden. Doch auch ein Jahr nach der Naturkatastrophe ist noch immer nicht klar, was aus dem durch seine spektakulären, sichelförmigen Buchten berühmten Koh Phi Phi Don werden soll.
Die Ideen sind zahlreich. Das eigentlich als Nationalpark ausgewiesene Eiland soll in eine „Boutique Insel“ oder in ein Naturziel für Tagestouristen verwandelt werden. Doch längst sind Tatschen geschaffen worden. Denn die rund 30 einflussreichen Landbesitzer sowie ihre fast 900 von den Tsunami-Folgen gebeutelten Pächter wollen von neuen Ideen herzlich wenig wissen. Sie wollen am liebsten den alten Zustand wiederherstellen, ohne auch nur irgendeine Bausünde auszulassen.
Bis zum Tsunami wurde die kleine Insel von rund einer Million Touristen pro Jahr heimgesucht, heute sind es wieder 1.000 bis 2.000 Tagesausflügler, zwei Drittel davon kommen aus Phuket. Wer am Ort des Schreckens übernachten möchte, hat seit neuestem wieder die Wahl zwischen insgesamt rund 1.000 Zimmern. Denn nicht zuletzt mit der tatkräftigen Hilfe von enthusiastischen westlichen Touristen hatten viele Landbesitzer und -pächter vollendete Tatsachen geschaffen: Bis zu dem am 1. Oktober verfügten, umfassenden Baustopp wurden etliche Hotels, Restaurants und Geschäfte – in mehr oder weniger ansehnlicher Weise – wieder aufgebaut. Keine alte Bausünde wurde ausgelassen. Und das, obwohl die Rechtslage unklar und weder die regelmäßige Versorgung mit Strom noch mit Trinkwasser geregelt ist. Ganz zu schweigen von einer Abwasserentsorgung, für die Dänemark rund eine halbe Millionen Euro gestiftet hat.
An großen Plänen indes hat es bisher nicht gemangelt: Anschauliche Computergrafiken haben gezeigt, wie sich eine künftige touristische Infrastruktur nur noch an den beiden bergigen – und damit ja auch flutsicheren – Hauptteilen der thailändischen Insel konzentrieren könnte. Dann jedenfalls würde der schmale Grat zwischen den beiden Buchten so paradiesisch unbebaut bleiben, wie ihn die Natur einst geschaffen hatte.
Der jüngste Entwurf indes sieht vor, Koh Phi Phi Don in eine gediegene „Boutique Insel“ zu verwandeln, auf der sich eher „Qualitätstouristen“ als Rucksack-Reisenden tummeln sollen. Einen ähnlichen Vorschlag gab es schon einmal für Thailands zweitgrößte Insel Koh Chang. Nach Meinung des stellvertretenden thailändischen Premierministers Phinij Jarusombat sollten sich auf Koh Ph Phi Don in Zukunft nur noch Hotels und Restaurants von Weltklasse finden. Der Zugang soll pro Jahr auf 400.000 Besucher limitiert werden. Dies sollte allerdings die bisherigen jährlichen Tourismus-Einnahmen nicht schmälern. Im Gegenteil, sie sollten verdoppelt bis verdreifacht werden. Beides ist nur durch eine Steigerung der derzeitigen Übernachtungspreise auf saftige 100 bis 600 Euro zu erreichen.
Prinzipiell stellt sich gewiss die Frage, warum Urlauber auf einer so schnell und gut vom Festland erreichbaren Insel überhaupt mit Sack und Pack übernachten müssen? Koh Phi Phi Don, eine der faszinierendsten Inseln der Welt, sollte zu ihrer natürlichen Schönheit zurückkehren dürfen. So wie die bekannte kleine Schwesterinsel Koh Phi Phi Leh, die durch die Verfilmung des Traveller-Romans „The Beach“ mit Leonardo Di Caprio berühmt wurde. Die Maya-Bay der Insel präsentiert sich als reine Idylle: An ihrem unbebauten Puderzuckerstrand dürfen sich Touristen nur als Tagesausflügler vergnügen.
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