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■ Un Amor – Eine Liebe fürs Leben, Un amor para toda la vida Argentinien 2011, R: Paula Hernández, D: Diego Peretti, Elena Roger, Luis Ziembrowski. / Originalfassung mit deutschen Untertiteln
„Un Amor“ erzählt die Geschichte einer gescheiterten Liebe zur Zeit der Militärdiktatur der 70er-Jahre in Argentinien und des Wiedersehens 30 Jahre später. Lalo und Bruno, 15 und 16, zwei beste Jugendfreunde, durchleben in der Kleinstadt Victoria, im Hinterland Argentiniens einen heiteren, flirrenden Sommer – die farbsatten Bilder sind lichtdurchflutet. Als Lisa auftaucht, ist plötzlich alles anders. Das gleichaltrige Mädchen geht offensiv auf die beiden Jungen zu, flirtet, begehrt, wird begehrt. Sie ist dafür, Dinge zu nehmen. Lalo kommt mit Lisa zusammen, träumt davon, sie zu heiraten. Doch eines Tages reist Lisa mit ihren Eltern überstürzt ab, ohne zuvor ein Wort darüber zu sagen, ohne Abschied. Klandestin.
Die Handlung spielt in den siebziger Jahren, zur Zeit der Diktatur von General Videla und Co. in Argentinien – die Bekämpfung der linken Opposition durch inoffizielle Verhaftungen und Gefängnisse, Folter, Verschwindenlassen, blanken Staatsterror wird im Film nicht ausgesprochen, als bekannt vorausgesetzt. Nur einmal erklärt Lisa, auf Lalos Frage, wie sie denn nach Victoria gekommen sei, dass ihre Eltern von der Universität geflogen sind, dass sie schon Zeit im Ausland verbracht hat – die Chiffre für Exil. Die Montage des Filmes verwebt mit feinen Erzählfäden zwei Zeitebenen: 30 Jahre später kehrt Lisa für einen UN-Klimakongress nach Argentinien zurück, findet in Buenos Aires Bruno, nimmt mithilfe von dessen ambivalenter Hilfsbereitschaft Kontakt zu Lalo auf, der immer noch in Victoria lebt, eine Autowerkstatt betreibt.
Die Regisseurin hat zu den erwachsenen Charakterschauspielern passende jugendliche LaiendarstellerInnen gesucht und gefunden und lässt diese im Dialog der Szenen parallel spielen. Durch die sorgsame, ruhige Montage des Filmes entwickelt sich zwischen den Bildern, zwischen den Szenen so eine melancholische Erinnerung des Bedauerns, des Begehrens, der Zuneigung durch die Jahrzehnte.
Im Fokus der Kamera sind oft die Gesichter, vieles wird durch Mimik nur angedeutet, nicht ausgesprochen. Anderes dafür sehr direkt. Lalo ist nie darüber hinweggekommen, dass Lisa plötzlich weg war. Die Flucht von Lisas Familie hat ihm die Liebe seines Lebens genommen. Der Originaltitel des Filmes trifft es: „Un amor para toda la vida“, eine Liebe für das ganze Leben. Er hat später vergeblich versucht, sie ausfindig zu machen, reiste nach Brasilien, um sie dort zu suchen.
„Un amor“ ist keine melodramatische Liebesgeschichte. Eher eine behutsame, melancholische Erzählung über die Hindernisse für die Liebe, für das ganze Leben, die durch die rigorose Verfolgung der Linken durch die Militärdiktatur Auswirkungen nicht nur auf die Verfolgten, sondern auch auf ihr soziales Umfeld haben. GASTON KIRSCHE
Hamburgpremiere: Heute, 20.15 Uhr im 3001-Kino
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