: Im Kopf des Anderen
FILMREIHE Im Hamburger B-Movie laufen unter dem Titel „Stranger than Fiction“ Filme, in denen eine Grundkonstante des Lebens verändert wird
Jede Erzählung ist ein Spiel, in dem der Autor die Regeln bestimmt. Dabei kann er oder sie radikal mit den Gegebenheiten der realen Welt brechen. Alles ist in einer narrativen Welt möglich: Ein Mann kann morgens in der Gestalt eines Käfers aufwachen, ein anderer kann von einem Wal verschluckt werden und überleben, eine junge Frau kann sich in einen Vampir verlieben, ihn heiraten und mit ihm Kinder kriegen – wenn sie gut erzählt sind, werden solche Geschichten Teil des kollektiven Bewusstseins.
Im Kino kann noch viel eindrucksvoller drauflos fantasiert werden, weil es nicht nur behauptet, wie ein Text, sondern auch zeigt. In den letzten Jahren hat es eine Reihe von Filmen gegeben, in denen jeweils eine existenzielle Bedingungen des Lebens umgedreht wird. Drei davon werden in diesem Monat in dem kleinen Hamburger Kino B-Movie gezeigt.
In „Being John Malkovich“ von Spike Jonze gibt es in einem Bürohaus einen geheimen Gang, der direkt in das Gehirn des Schauspielers John Malkovich führt. Eine Viertelstunde lang sieht, schmeckt, riecht und fühlt man genau wie er. Der Puppenspieler Craig Schwartz wird süchtig nach dieser Erfahrung, doch irgendwann kommt ihm John Malkovich auf die Schliche. Was passiert nun, wenn dieser durch den Gang in sein eigenes Gehirn kriecht?
Ähnlich gestrickt ist das Drehbuch von „Stranger Than Fiction“ von Marc Foster. Darin hört der Angestellte Harold Crick eines Morgens eine Stimme in seinem Kopf, die sein Leben beschreibt. Bald stellt sich heraus, dass er die Figur in einem noch unfertigen Roman ist, dessen Autorin er treffen kann: Sie hat leider die Angewohnheit, ihre Protagonisten im letzten Kapitel sterben zu lassen.
In David Finchers „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ spielt Brad Pitt den Titelhelden, dessen Dilemma darin besteht, dass er als Greis geboren wird und als Baby stirbt. Die Verfilmung einer Kurzgeschichte von F. Scott Fitzgerald ist grundsolide erzählt, gehört aber zu den schwächeren Filmen von Fincher: Hier engt die Prämisse die Dramaturgie zu sehr ein. Da für den Helden alles rückwärts läuft, wissen wir von vornherein, wie es enden wird. WILFRIED HIPPEN
„Being John Malkovich“: 12. 5., 20 Uhr, 16. 5., 20 Uhr, 23. 5., 22 Uhr, 26. 5., 18 Uhr „Stranger Than Fiction“: 9. 5., 20 Uhr, 16. 5., 22 Uhr, 25. 5., 22 Uhr, 26. 5., 20 Uhr „Der seltsame Fall des Benjamin Button“: 11. 5., 20 Uhr, 19. 5., 18 Uhr, 30. 5., 20 Uhr
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