portrait: Der Schirmherr des Muslim-Tests
Von seinem Ministerpräsidenten Günther Oettinger bekam er Rückendeckung für den Gesprächsleitfaden, mittlerweile besser bekannt als „Muslim-Test“. Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech gilt als persönlich freundlich und verbindlich, aber hart in der Sache. Aller Kritik an der Gesinnungsprüfung einbürgerungswilliger Muslime hielt er bisher stand.
Kurz nach seinem Amtsantritt im Juli 2004 widmete sich Rech der vom Landtag beschlossenen, diffizilen Strukturreform der Verwaltung, insbesondere bei der Polizei. Er lobte, beruhigte, versicherte empörten Beamten, dass Zusammenlegungen von Standorten keine Stellenkürzungen bedeuteten, Baden-Württemberg auch künftig „das sicherste Bundesland“ bleiben werde. Das verlangt Gelassenheit.
Rechs Eltern, Banater Schwaben, zogen nach dem Zweiten Weltkrieg von Serbien nach Deutschland. Der Vater war Schneidermeister. Rech, 1950 in Östringen bei Karlsruhe geboren, studierte in Heidelberg, praktizierte als Rechtsanwalt und engagierte sich seit 1980 in seinem Heimatort Bad Schöbborn kommunalpolitisch, wurde Gemeinderat und CDU-Kreisvorsitzender.
1992 kam er als Abgeordneter für den Wahlkreis Bruchsal in den Landtag. Die Fraktion ernannte ihn zum Polizeisprecher. 2001 wurde er Politischer Staatssekretär im Innenministerium. Dort kümmerte er sich um innere Sicherheit. Für Cannabis-Konsumenten forderte Rech übrigens den generellen Führerscheinentzug. Haschisch, habe er gelernt, beeinträchtige die Reaktionsfähigkeit erheblich länger als Alkohol. Zugleich fungierte er als Landesbeauftragter für Vertriebene, Flüchtlinge und Aussiedler. Zu dem Thema habe er „eine besondere Affinität“. Seit er Hausherr ist, ist die Staatssekretärsstelle gestrichen, den Arbeitsbereich erledigt er selbst.
Der 55-Jährige ist verwitwet und Vater zweier erwachsener Kinder. In seiner Freizeit spielt er Tischtennis und trainiert Boxen mit jugendlichen Spätaussiedlern. Rech gilt zudem als musikalisch und spielt Geige. Seine Wettschuld bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung beglich er durch Singen von Weihnachtsliedern in einem Altenheim. Freunde wollen eine Ähnlichkeit mit dem Schauspieler Mario Adorf entdeckt haben, denn auch der könne den Bösewicht manchmal recht liebenswert geben.
Seiner Fragebogenaktion verlieh Rech inzwischen eine neue Spitze. Es sei selbstverständlich, die Demokratiefähigkeit aller künftigen Bundesbürger zu überprüfen. Allerdings, sagte er dazu, bestehe bei Muslimen der Verdacht, das sie bei einfacher Befragung „eventuell“ manchmal nicht ganz die Wahrheit sagen. HEIDE PLATEN
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen