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Unbeirrbarer Demokrat

NACHRUF Max Stadler, Staatssekretär im Justizministerium, war einer der letzten echten Bürgerrechtler. Er wird fehlen

Er hatte schnell den Ruf des Aufklärers: stark in der Sache, mild in der Art

VON WOLF SCHMIDT

BERLIN taz | Immer freundlich, immer frohgemut, immer prinzipienfest: So war Max Stadler, einer der letzten Bürgerrechtsliberalen alter Schule in der FDP. Ein radikaler Demokrat.

Am Sonntagnachmittag ist Stadler völlig unerwartet im Alter von 64 Jahren gestorben. Er brach auf einem Golfplatz in der Nähe seiner Heimatstadt Passau zusammen und erlitt einen plötzlichen Herztod. Er hinterlässt seine Frau und einen Sohn.

Der frühere Staatsanwalt und Richter saß seit 1994 im Bundestag. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 beleuchtete er immer wieder kritisch die Sicherheitsgesetze der Innenminister Otto Schily und Wolfgang Schäuble. Immer wieder drängte er darauf, dass im Kampf gegen einzelne Terroristen nicht die Rechte aller beschnitten werden dürfen.

Als Sabine Leutheusser-Schnarrenberger 2009 zum zweiten Mal Bundesjustizministerin wurde, machte sie ihren engen Vertrauten zum Staatssekretär. „Das mache ich nur zusammen mit Max“, soll sie gesagt haben. Nun trauert Leutheusser-Schnarrenberger um „einen wirklich guten Freund“.

Standhaft widersetzten sie und Stadler sich in der schwarz-gelben Koalition dem ständigen Drängen aus dem unionsregierten Innenministerium, die Vorratsdatenspeicherung wiedereinzuführen. Man kann sich vorstellen, wie Stadlers ruhige, aber unbeirrte Art die schwarzen Sheriffs am Spreebogen manchmal schier verzweifeln ließ.

Schon in den Untersuchungsausschüssen zur CDU-Spenden-Affäre und zu den Verschleppungen von Murat Kurnaz und Khaled El-Masri hatte er sich durch sein besonnen-beharrliches Agieren den Ruf eines Aufklärers erarbeitet. „Fortiter in re, suaviter in modo“, heißt es nun in einer Traueranzeige auf seiner Internetseite. Stark in der Sache, mild in der Art.

In der Bevölkerung war Max Stadler außerhalb Bayerns weniger bekannt. Im politischen Berlin war er aber einer der beliebtesten Politiker, sowohl unter Journalisten als auch unter den anderen Abgeordneten.

„Max Stadler war der liebenswürdigste Kollege, der mir im Bundestag begegnet ist“, sagt der parteilose Abgeordnete Wolfgang Neskovic, der mit ihm befreundet war. „Er war klug, uneitel und weltoffen.“ Als einen „Mann von gelebter Liberalität“ ließ ihn die Kanzlerin am Montag würdigen.

Stadlers Beliebtheit lag auch an seinem leicht spitzbübischen Humor. Wenn ihm zu später Stunde bei einem Empfang eine Pointe gelang, lächelte er dieses schelmische Apfelbäckchen-Lächeln. Oder er sprach in Disney-Zitaten.

Stadler war leidenschaftlicher Donald-Duck-Leser, ja sogar Mitglied im Donaldisten-Verein. Vor Jahren schrieb er mal als FDP-Landeschef in Bayern dem Spiegel einen Leserbrief und wies die Redaktion auf einen Fehler hin: „Ein Ortsgespräch in Entenhausen kostet lediglich 20 Kreuzer.“

Vielleicht hat ihm auch Passau, die Heimat von Satirikern wie Sigi Zimmerschied, den Humor mitgegeben. „Wenn man aus Passau stammt, kann man entweder Kabarettist oder Politiker werden“, hat Stadler selbst einmal gesagt.

Ein Lokalpatriot im positiven Sinn: auch das war Max Stadler. Man sah ihn bei den Fußballspielen des SV Schalding-Heining, einem Passauer Regionalliga-Club. Er war seiner Heimat verbunden und dem urliberalen Motto: Leben und leben lassen.

Max Stadler war ein Freiheitsfreund. Ein Menschenfreund. Er wird fehlen, nicht nur der FDP.

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