piwik no script img

Niedersachsen droht mit Absage

ATOMMÜLL Wegen inhaltlicher Mängel behält Niedersachsen sich vor, das Endlagersuchgesetz zu kippen

„Der vorgesehene Zeitplan ist völlig unrealistisch“

STEFAN WENZEL, UMWELTMINISTER

Am Freitag beginnen im Bundestag die Beratungen um ein Endlagersuchgesetz und jetzt droht Niedersachsen, den von Bund und Ländern ausgearbeiteten Gesetzentwurf abzulehnen. „Der vorgesehene Zeitplan ist völlig unrealistisch und nicht zu halten“, sagte Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne).

Die rot-grüne Landesregierung habe immer betont, dem Gesetz im Bundesrat nur zuzustimmen, „wenn eine rechtssichere Umsetzung“ zur Standortauswahl realistisch sei. Im April hatten sich Bund und Länder nach zähen Verhandlungen auf einen Konsens geeinigt.

Wenzel kritisierte, dass im Gesetzentwurf als Abschlussdatum für eine Suche nach einem Lager für hoch radioaktiven Atommüll 2031 stehe. Dieser Zeitraum sei für die untertägige Erkundung zu knapp bemessen. Neben offenen Formulierungs- und Genehmigungsfragen sei außerdem die Zwischenlagerfrage für die noch ausstehenden 26 Castoren mit Atommüll aus den Wiederaufarbeitungsanlagen in Frankreich und England ungeklärt.

Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) müsse Alternativen zur Zwischenlagerung in Gorleben prüfen. Bislang hatten nur Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein ihre Bereitschaft zur Aufnahme von Castoren signalisiert. Das reiche aber schon wegen der Kapazitäten und Auflagen aus Kiel, maximal 14 Castoren für 40 Jahre zwischenlagern zu wollen, nicht aus.

Kritik kommt auch von Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck (Grüne). Mit der Festschreibung des Zwischenlagerns auf 40 Jahre und der juristisch verbindlichen Übernahme der Kosten für die neue Endlagersuche durch die Atomindustrie blieben zwei Punkte ungeklärt.  (dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen