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Kapitalflucht aus Immobilien

Offene Fonds verlieren Milliarden Euro. Besseres Gesetz frühestens Mitte 2006

BERLIN taz ■ Vor allem Großinvestoren ziehen momentan ihr Geld aus offenen Immobilienfonds ab. Allein im vergangenen Dezember haben die Fonds über eine Milliarde Euro verloren, fast dreimal so viel wie im ganzen übrigen Jahr 2005. Das meldete gestern die Nachrichtenagentur Reuters und berief sich dabei auf Branchenkreise. Die Anleger flüchteten aus den Immobilienfonds, nachdem die Deutsche Bank im Dezember einen Fonds geschlossen hatte.

Weil seit einer Woche auch der Anbieter KanAm die Anteile von zwei seiner Fonds nicht mehr zurückkaufen will, dürfte sich die Situation im Januar 2006 nicht verbessert haben. So hat zum Beispiel der „Immoinvest“-Fonds der Bank SEB allein am vergangenen Freitag Mittelabflüsse von rund 100 Millionen Euro verzeichnet, wie Geschäftsführerin Barbara Knoflach gegenüber dem Handelsblatt darlegte.

Keine erfreuliche Situation für den Bundesverband Investment und Asset Management (BVI), der heute auf einer Pressekonferenz erklären will, wie er das Vertrauen der Anleger wiedergewinnen will. Denn schließlich geht es um viel Geld. Rund 90 Milliarden Euro liegen nach Expertenschätzung in den deutschen Immobilienfonds, viel Geld davon kommt von Kleinanlegern für die Altersvorsorge. Nur wissen die nicht immer von ihrem Engagement, denn oft sind es die Lebensversicherungen oder Dachfonds, die das ihnen anvertraute Geld in Immobilienfonds stecken. Und wenn die ihre Millionen abziehen, kann es schnell brenzlig werden für einen Fonds.

Deshalb dürfte der BVI heute fordern, dass Profi-Investoren ihre Anteile längerfristig halten müssen. Und ist sich in diesem Punkt einig mit Verbraucherschützern. Dorothea Kleine, Geldanlagereferentin bei der Bundesverbraucherzentrale, hält zudem strengere gesetzliche Vorgaben für nötig. „Es muss klar geregelt sein, wann ein Fonds geschlossen und wieder geöffnet werden darf und wie die Haftung von Anlegern aussieht“, sagte sie der taz.

Auch die Finanzexperten der großen Koalition machen sich Gedanken über eine bessere Regulierung der offenen Immobilienfonds. Union und SPD planen, das Investmentgesetz zu novellieren. Nach Informationen aus der SPD-Fraktion soll „Mitte 2006“ ein Entwurf vorliegen. Bis dahin warnt man nur davor, die Situation „zu dramatisieren“.

Unionspolitiker Otto Bernhardt hat ins Gespräch gebracht, die Sachverständigen rotieren zu lassen, die die Fonds bewerten. Damit soll verhindert werden, dass sich die Experten einem bestimmten Fonds verpflichtet fühlen und seine Bonität nicht wahrheitsgemäß darstellen. Aus der SPD-Fraktion heißt es, auch die Bewertungszeiträume könnten kürzer ausfallen. Das würde Fonds veranlassen, leere Büroflächen zu niedrigeren Preisen zu vermieten, anstatt sie leer stehen zu lassen. S. KOSCH, H. KOCH

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