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SILKE MERTINS ÜBER DIE RÜCKEROBERUNG KUSAIRSBüchse der Pandora geöffnet

Die Rückeroberung der syrischen Stadt Kusair ist weit mehr als nur eine Schlacht im syrischen Bürgerkrieg. Es ist der erste Sieg der Hisbollah, die nun offen an der Seite der syrischen Armee gegen die Rebellen kämpft. Die libanesische Schiitenmiliz tut das, was sie Israel immer vorgeworfen hat: Sie operiert in einem fremden Land.

Sie hat damit die Büchse der Pandora geöffnet. Was das bedeutet, haben die Aufständischen in Gestalt der Freien Syrischen Armee bereits klargemacht. Besiegen können sie die Hisbollah und die syrische Armee derzeit zwar nicht. Aber sie werden den Konflikt jetzt „in den Libanon tragen“. Es wäre nicht überraschend, wenn schon in den nächsten Tagen Raketen in den schiitischen Vierteln Beiruts einschlügen oder ein Bombenattentat gegen Hisbollah-Einrichtungen verübt würde. Einmal mehr droht der Libanon Schauplatz eines Stellvertreterkriegs zu werden.

Rebellen und das Assad-Regime haben gleichermaßen betont, wie strategisch bedeutend für sie Kusair sei. Die Niederlage der Aufständischen stärkt deshalb das Regime von Assad, auch im Hinblick auf die geplante Syrien-Konferenz in Genf – sofern sie überhaupt stattfindet. Und sie schwächt die Position des Westens, der sich schon früh darauf festgelegt hatte, dass Assad gehen muss.

Gleichzeitig wächst der Druck auf Europäer und Amerikaner, in Syrien nicht länger tatenlos zuzusehen. Nachdem französische Experten den Einsatz des Giftgases Sarin in Syrien bestätigt haben, hat der französische Außenminister Laurent Fabius am Dienstag bereits gesagt, das dürfe nicht „ungestraft“ bleiben: „Alle Optionen sind auf dem Tisch.“ Spielt Frankreich diese Optionen aus, wird dies auch die Hisbollah tun. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie Terroranschläge im Ausland verübt.

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