: Brillentanz auf dem Komposthaufen
PRODUKTTEST Der Papp UV Poet ist aus recyceltem Holz. Durchaus schick. Aber bei Wind sollte man ihn lieber mit Gummiband am Kopf befestigen
Sie ist aus Pappe. PAPPE. Man kann sie klappen, falten, biegen. UV Filter? Hell yeah! Am Wochenende, als sie bei „I wear my sunglasses at night“ zum Einsatz kam, auf der schlechtesten Party des Jahres – wo sonst läuft noch dieser Song? – setzte sich die Testperson nach schwankendem Brillentanz auf ebendiese. Die Brille kuckte blöd, ein Bügel stand in unnatürlichem Winkel ab. Dieser ließ sich jedoch problemlos in seine Ursprungsposition rehabilitieren, indem sich die Testperson noch einen Gin Tonic bestellte und dann erneut auf die Brille setzte.
Auch die Fahrradtour entlang der Spree gelang mit dem Papp UV Poet, wobei dieser ab Windstärke 2 doch besser mit Gummiband am Kopf befestigt werden sollte.
Punktabzug gibt es für den Bereich zwischen den Gläsern. Dort schneidet die Pappbrille, statt angenehm auf der Nase zu sitzen, hart in die empfindliche Nasenhaut. Bleibt der Hohlraum zwischen Nase und Brillenbrücke frei, sieht es allerdings reichlich blöde aus. Durch Aufschneiden lässt sich die Brille aber an jede Nasenform anpassen. Hierfür wird ein scharfes Cuttermesser benötigt, die Pappbrille will schließlich in Sachen Stabilität mithalten mit ihren Kunststoffverwandten.
Der Papp UV Poet, er könnte die neue Ray-Ban Wayfarer werden. Dann würden Billigimitate den Sonnenbrillenmarkt überfluten, nicht mehr aus recyceltem Holz sein und vielleicht auch nicht dem nächsten Platzregen standhalten. Aber immer noch schick minimalistisch. Meanwhile, believe the hype.
ANNE-SOPHIE BALZER
■ Papp UV Poet, die nachhaltige Sonnenbrille aus recycelten Holzresten, papp-up.com, ca. 30 Euro
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen