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Phönix im Volkspark

Hier geht es ja nur um die Jugend“, sagte Zlatan Bajramovic, als er seinen Wechsel aus der Nachwuchsabteilung des FC St. Pauli zum HSV bekannt gab. Dort soll er künftig die U 15 trainieren. Damit wollte der 33-jährige Ex-Profi sicher nicht die Bedeutung des Nachwuchses herabsetzen – sondern enttäuschten St. Pauli-Anhängern signalisieren, dass sein Herz bei den Männern immer noch für den Kiez-Klub schlage. Dort hätte er nach zweijähriger Trainertätigkeit Assistent des neuen U 23-Coaches Thomas Meggle werden können – offenbar lockte der HSV mit einem besseren Angebot.

Die meisten anderen St. Paulianer hätten für einen Wechsel zum Erzrivalen wahrscheinlich wirklich bitterböse Kritik geerntet. Aber wer will einem Fußballer eine Karriereentscheidung übel nehmen, der über seine aktive Laufbahn sagt: „Die besten Jahren als Fußballer musste ich in Arztpraxen verbringen.“

Ins Profigeschäft stieg er selbst furios ein: Zlatan, der Goldjunge, gehörte zu St. Paulis Aufstiegshelden von 2001, galt als einer der talentiertesten Sechser der Bundesliga. Über den SC Freiburg führt sein Weg zu Schalke 04, das ihn dem ebenfalls interessierten SV Werder vor der Nase wegschnappte.

Doch schon zu dieser Zeit plagten ihn Bänderrisse, Adduktorenprobleme, die Wade und schließlich unerklärliche Schmerzen an der Ferse, die über das Karriereende hinaus anhielten. Bei seiner letzten Station Eintracht Frankfurt reichte es nur noch zu einem Gnadenbrot von 17 Spielen. Im Frühjahr 2011 gab er demoralisiert auf.

Einmal in dieser Leidenszeit wurde Bajramovic doch wieder zum Goldjungen: Am 28. März 2009, er war gerade wieder einmal genesen, erzielte er im WM-Qualifikationsspiel gegen Belgien mit einem genialen Lupfer das 3:1 für Bosnien. „Ich habe mich gefühlt wie Phönix aus der Asche“, sagt Bajramovic rückblickend. Die meisten Fußballfans in Hamburg würden ihm dieses Gefühl wohl auch als Trainer gönnen – egal in welchem Stadion.  RLO

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