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Zurück zu den jungen Wilden

NEUER PIRATENVORSITZ

Alexander wer? Ach, der mit der Schirmmütze. Und der Irokesenträger von der Antifa, das ist jetzt der Ko-Chef?

So oder ähnlich waren die Reaktionen auf die Neuwahl der Piraten-Fraktionsspitze am Dienstag. Zuvor hatten die Amtsinhaber Andreas Baum und Christopher Lauer ihren Rückzug bekannt gegeben: Man wolle mehr Zeit fürs Private. Gewählt wurden stattdessen Alexander Spies (Schiebermütze) und Oliver Höfinghoff (Iro). Und, ja, man könnte fragen: Sind sie jetzt völlig deppert, die Piraten? An der Fraktionsspitze, der Position für die Außenwirkung, ein schüchterner Hinterbänkler und ein Linksaußen, der sich zuletzt einer Debatte über seine Verfassungstreue stellen musste?

Man könnte aber auch sagen: Die Piraten finden wieder zu sich. Es war ja mal die Grundidee dieser Partei, nicht auf Anführer, sondern auf den Schwarm zu setzen. Und auf einen Politikertypus, der nicht glatt gebügelt, sondern authentisch ist.

Um die aktuelle Wahl einzuordnen, sei an die letzte erinnert, vor einem Jahr: Da wurde zuvor hinter verschlossenen Türen getagt. Am Ende gewannen, absprachegemäß, Lauer und Baum. Die beiden Großkopferten. Zuletzt noch verordnete sich die Fraktion Verhaltensregeln: Kein Zuspätkommen mehr, striktere Regeln für Pressegespräche, keine „Alleingänge“. Alles schön auf Linie. Alles schön wie die anderen.

Und plötzlich stehen ein unbekannter Spontankandidat und ein linker Rabauke an der Spitze. Das wiederum wäre anderswo nicht passiert. Und man erinnert sich wieder an 2011, als ein Haufen junger Enthusiasten ins Parlament einzog. In diesem Sinne wohnt diesem Neuanfang auch eine Chance inne. KONRAD LITSCHKO

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