SEBASTIAN PRÖDL, VERTEIDIGER: Der Zukünftige
■ wurde in Graz geboren und spielte beim SK Sturm Graz, ehe er Nationalspieler wurde und 2008 zu Werder wechselte Foto: dpa
Als der junge Sebastian Prödl im Sommer 2008 von Sturm Graz zu Werder Bremen wechselte, begrüßte ihn Motivator Torsten Frings mit der Prognose: „Prödl wird sich noch umschauen. In der Bundesliga herrscht ein anderes Niveau als in Österreich.“ Nur gut, dass einer, der die Niveaus wirklich vergleichen kann, an ihn glaubte. „Prödl wird der kommende Mann in der Bundesliga“, sagte Ex-Werderaner Andreas Herzog, der Prödls Teammanager in der österreichischen Nationalmannschaft bei der EM 2008 war.
Bis jetzt hat allerdings Skeptiker Frings Recht behalten. Der bullige Abwehrspieler ist noch nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers im Abwehrzentrum und auf der rechten Abwehrseite hinausgekommen. Dazu trugen neben der Extra-Klasse von Naldo und Mertesacker sowie längeren Verletzungspausen auch einige unglückliche Auftritte in der Anfangszeit bei.
Am Samstag in Mainz nahm Prödl wie gehabt seinen Stammplatz auf der Reservebank ein, um nach seiner Einwechslung den Fehlpass zum Mainzer Ausgleichstreffer zu liefern. Doch als er dann mit einem wuchtigen Kunstschuss das Spiel entschied, war nichts mehr wie vorher. Hinter seinem Namen tauchten Superlative auf: „Matchwinner“ oder „Mann des Tages“.
Während sich Tim Borowski, hinter dessen Ausgleichstor aus 40 Metern mehr glückliche Fügung als Absicht steckte, feiern ließ, traute Prödl sich kaum, die Hand zu heben. „Mit so einem Glücksschuss sein erstes Bundesligator zu erzielen, ist natürlich etwas Besonderes. Ich wusste nach dem Treffer überhaupt nicht wie ich jubeln sollte“.
Dass er überhaupt ins Spiel eingreifen konnte, verdankte er einem weiteren verpatzten Auftritt von Aymen Abdennour, den Thomas Schaaf nach 25 Minuten gelb-belastet aus dem Spiel nahm. Um sich nicht in die Reihe der Missverständnisse auf Werders linker Außenbahn einzugliedern, sollte Abdennour Hoffnung aus der Entwicklung von Sebastian Prödl schöpfen. Auch der war nach Beschimpfungen von Thomas Schaaf schon einmal durch Nichtaufstellung geschützt worden.
Realist Prödl kalkulierte bereits bei seiner Ankunft in Bremen ein, einen langen Atem haben zu müssen. „Werder hat mit mir in die Zukunft investiert und sich bei meiner Verpflichtung etwas gedacht“, sagte er damals. Diese Zukunft beginnt spätestens, wenn Per Mertesacker den Lockrufen aus Mailand oder Turin nicht mehr widerstehen kann. Dann wird sich zeigen, ob Andreas Herzog doch Recht behält und es nach Bruno Pezzey wieder einen österreichischen Abwehrchef in Bremen gibt. Bis dahin wird Sebastian Prödl noch oft Sätze sagen, wie: „Ich glaube nicht, dass ich jetzt Ansprüche auf einen Stammplatz äußern sollte.“ RALF LORENZEN
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