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Kluft zwischen Islam und dem Westen

Im Streit um die Mohammed-Karikaturen rufen islamische Gelehrte und Politiker auf einer internationalen Konferenz in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur am Wochenende zur Versöhnung auf. Die Regierung verbietet eine Zeitung

VON NICOLA GLASS

„Der Westen sollte den Islam so behandeln, wie er selbst behandelt werden will und umgekehrt.“ Das betonte Malaysias Ministerpräsident Abdullah Ahmad Badawi am Freitag zum Auftakt einer internationalen Konferenz. Auf Einladung Malaysias, das derzeit den Vorsitz der „Organisation der Islamischen Konferenz“ (OIC) innehat, nahmen mehrere hundert Religionsvertreter, Wissenschaftler und politische Repräsentanten aus muslimischen Ländern an dem zweitägigen Treffen teil. Aber auch westliche Diplomaten waren vertreten. Unter dem Motto „Wer spricht für den Islam, wer spricht für den Westen?“ ging es vor allem um die Darstellung des Islam und des Westens in der globalen Medienwelt.

In seiner Eröffnungsrede warnte Ministerpräsident Abdullah Badawi insbesondere vor einer Dämonisierung des Islam: Viele im Westen sähen diese Religion „gleichbedeutend mit Gewalt“, Muslime würden stets als „Sympathisanten des Terrorismus“ gelten. Das Vorgehen gegen so genannte islamische Terroristen habe die Lage verschärft, so Badawi, der sich damit auf den US-geführten „Krieg gegen den Terror“ bezog. Zugleich räumte er ein, dass auch die von muslimischen Extremisten verübte „sinnlose Gewalt“ die Situation verschlimmert habe.

Abdullah Badawi, Nachfolger des langjährigen malaysischen Autokraten Mahathir Mohamad, gilt als vergleichsweise moderat. Gleichzeitig legitimierte er noch während der Mahathir-Ära den Fortbestand des umstrittenen „internen Sicherheitsgesetzes“. Dieses erlaubt die Inhaftierung mutmaßlicher Verdächtiger bis zu zwei Jahre ohne ein juristisches Verfahren. Unterdessen forderte der ehemalige iranische Präsident Mohammed Chatami auf der Konferenz eine Selbstbeschränkung der Presse. „Es sollte Meinungsfreiheit herrschen“, so Chatami am Samstag, „aber das Beleidigen und Aufstacheln von Gefühlen anderer Menschen ist keine Meinungsfreiheit.“

Die im vergangenen September in der dänischen Zeitung Jyllands-Posten erschienenen Mohammed-Karikaturen wurden bereits von etlichen Publikationen in westlichen, aber auch muslimischen Ländern nachgedruckt. Letzteres gilt als besonders heikel: Denn fast zeitgleich zu Konferenzbeginn hatte Malaysias Regierung der im malaysischen Teil Borneos erscheinenden Sarawak Tribune die Lizenz entzogen. Die malaysische Tageszeitung, die – nach eigener Darstellung – mit dem Nachdruck der Karikaturen lediglich die Berichterstattung über die muslimischen Proteste abrunden wollte, hat sich bereits dafür entschuldigt.

Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ verurteilte die Entscheidung der malaysischen Regierung: Die Sarawak Tribune habe die satirischen Zeichnungen lediglich zur Illustration genutzt, und nicht um zu provozieren.

Dänemark, das im Kreuzfeuer der muslimischen Proteste steht, hat derweil Malaysia gebeten, im Karikaturenstreit zu vermitteln. Das erklärte gestern der malaysische Außenminister Syed Hamid Albar. Als derzeitige OIC-Vorsitzende verfügt die malaysische Regierung über einigen Einfluss.

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