piwik no script img

ElBaradei als Chef unerwünscht

ÄGYPTEN Friedensnobelpreisträger wird doch nicht Ministerpräsident der Übergangsregierung. Islamistische Partei protestierte gegen Nominierung

KAIRO rtr | In Ägypten ist die Bildung einer Übergangsregierung bereits an der ersten Hürde gescheitert. Der amtierende Präsident Adli Mansur zog am Wochenende die Nominierung des liberalen Friedensnobelpreisträgers Mohamed ElBaradei zum Ministerpräsidenten nach Widerspruch der islamistischen Nur-Partei zurück.

Die Anhänger des vom Militär abgesetzten, gewählten Präsidentin Mohammed Mursi riefen zu neuen Protesten auf. Bei Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern Mursis waren in den vergangenen Tagen Dutzende Menschen getötet und mehr als 1.000 verletzt worden.

Die Berufung des früheren Atomkontrolleurs ElBaradei schien perfekt und war von amtlichen Medien bestätigt worden. Überraschend teilte ein Sprecher Mansurs dann mit, dass noch kein neuer Regierungschef ernannt worden sei. Die nach den Muslimbrüdern zweitstärkste islamistische Kraft, die Nur-Partei, habe Widerstand signalisiert.

Die Übergangsregierung soll die Neuwahlen des Präsidenten und des Parlaments vorbereiten. ElBaradei plädierte im Spiegel dafür, spätestens in einem Jahr zu wählen. Zugleich verteidigte er das Vorgehen der Streitkräfte gegen Mursi, der autoritär regiert und gegen den Geist der Demokratie verstoßen habe.

Ausland SEITE 11

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen