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Ich gebe es ja zu: es wäre schon längst wieder an der Zeit. Es zeigen sich bereits erste Anzeichen von Locken. Das muss alles ab. Es geht aber jetzt nicht.

Es ist nämlich so: der Haarschnitt ist eine sehr intime Angelegenheit. Das kann nicht jeder. Viele Jahre hat ein Kreuzberger Lederschwuler namens Uli mir alle paar Wochen einen perfekten Schnitt verpasst. Dann zog sein Salon nach Charlottenburg um. Und meinem lederschwulen Friseur bzw. meiner perfekten Frisur nach Charlottenburg nachzureisen, das war mir dann doch eindeutig zu unmännlich.

Ich habe es bitter bereut. Über ein Jahr dauerte es, bis ich adäquaten Ersatz aufgetan hatte: Isabella schaffte es, dass ich noch besser aussah als bei Uli. Leider war Isabella zu gut für Kreuzberg. Ständig sprach sie davon, in einem besseren Laden anzuheuern. Sowieso wollte sie eigentlich Hollywoodstars schminken. Außerdem war Isabella extrem empfindlich. Man durfte ihr keinerlei Anweisungen geben, sonst war sie sofort eingeschnappt.

Dann kündigte Isabella. Vorher aber hatte sie mir ihre Mobilnummer gegeben. Zweimal wollte ich nicht denselben Fehler machen: ich reiste ihr also nach zum neuen Arbeitsplatz in Berlin-Mitte. Zwar tschilpten dort ständig Kanaris, aber das machte nichts. Perfekter Schnitt. Letzte Woche wollte ich wieder zu ihr. Im Salon sagte man mir, dass sie gekündigt hätte. Wenn ich ihr Mobiltelefon anrufe, geht nur die Mailbox ran: „Hallo, hier Isabella. Bitte hinterlasst mir keine Nachricht.“ Natürlich wage ich es nicht, gegen ihre Anweisung zu handeln. STEFAN KUZMANY

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