piwik no script img

„Hier pflegt man zu muckeln“

RELEASE Am Wall treffen sich Bremens „Kreative“ – die gerade ein Buch über sich selbst geschrieben haben

Nadine Portillo, 37

■ hat als Clustermanagerin für Kultur- und Kreativwirtschaft im Auftrag der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) mit anderen Kreativen zusammen den Klub Dialog initiiert

taz: Auf 277 Seiten stellt „Klub Analog“ die Branchen der hiesigen Kreativwirtschaft vor. Ist das ein Ersatz für den lange verspäteten und jetzt recht dünn ausgefallenen Kulturwirtschaftsbericht des Landes?

Nadine Portillo: Nein. Was wir probiert haben ist keine statistische, sondern eine qualitative Betrachtung. Unsere Autoren sind alle selbst Akteure der Kulturwirtschaft. Die Szene sollte also aus sich heraus zu Wort kommen: Architekten, Journalisten, Musiker, Designer und so weiter.

Von wie vielen Kreativwirtschaftlern im Land Bremen gehen Sie insgesamt aus?

Es gibt hier rund 1.700 Kreativ-Unternehmen mit etwa 10.000 Beschäftigten. Vergangenes Jahr haben wir im „Klub Analog“ elf spartenspezifische Einzeltreffen veranstaltet, jetzt wollen wir unter dem Label „Klub Dialog“den branchenübergreifenden Austausch organisieren.

Sie planen auch „Hausbesuche“ an den Arbeitsplätzen der Akteure, themenorientierte Abendessen und „Vollversammlungen“ der Kreativwirtschaft. Ab wann wird Networking zum modischen Selbstzweck?

Wenn sie keinem mehr nützt. Aber in Bremen ist es eher so, dass zwar einerseits jeder jeden kennt, sich aber trotzdem nur um den eigenen Vorgarten kümmert. Unsere Klub-Initiative bietet mehrere Mehrwerte: Das geht vom Aufnehmen neuer Impulse über das Kennenlernen potentieller Projektpartner bis zur konkreten Auftragsakquise. Während sich anderswo leichter eine Aufbruchsstimmung erzeugen lässt, pflegt man in Bremen eher zu problematisieren und allein vor sich hin zu muckeln. Das wollen wir ändern.

Interview: Henning Bleyl

Buchrelease und Erstausgabe des „Klub Dialog“: Ab 19 Uhr in der Lemon Lounge, Am Wall 164

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen