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„Schrecken des Krieges“

AUSSTELLUNG Die Vor- und Frühgeschichte des Comics ist in der Uni-Bibliothek zu entdecken

Guido Boulboullé

■ 68, ist Kunsthistoriker in Bremen und hat die Ausstellung kuratiert. Das Foto zeigt einen Ausschnitt aus Lyonel Feiningers „Kin-der-Kids“.

taz: Herr Boulboullé, welche Frühformen des Comics zeigen Sie in der Ausstellung?

Guido Boulboullé: Ich beginne mit dem Teppich von Bayeux. Das ist ein enorm langer Teppich aus Leinenbahnen, auf denen die Geschichte der normannischen Eroberung von England gestickt ist – in fortlaufenden, einzelnen Bildern. Entstanden ist er vermutlich im Jahr 1077, elf Jahre nach Kriegsende.

Ist das die erste Bildgeschichte?

Nein, das beginnt viel früher, denken Sie an die Bibeln des 5. und 6. Jahrhunderts, die sogenannten Armenbibeln, wo Bilder den Text begleiten. Danach emanzipiert sich das Bild von der Schrift und mit dem Teppich von Bayeux auch von biblischen Inhalten.

Zeigen Sie mehr Kriegsbilder?

Ja, ganz bedeutend sind die Radierungen von Jacques Callot vom Beginn des 17. Jahrhunderts. Er zeigt keine fortlaufende Handlung, aber Handlungsereignisse aus dem Dreißigjährigen Krieg. Erstmals geht es nicht um das Triumphale und Besondere des Krieges, sondern um den entsetzlichen Alltag. Das setzt sich fort bei Francisco de Goya, der Anfang des 19. Jahrhunderts die Desastres de la Guerra schuf. Das sind zu einem Buch zusammengefasste Grafikblätter, die ebenfalls die Schrecken des Krieges zeigen.

Wann kommt die Schrift ins Bild?

Als erster Comic gilt „The yellow kid“, der 1895 in der New York World erschien, alle ersten Comics erschienen in Zeitungen. Ich zeige die „Kin-der-Kids“ von Lyonel Feininger, die in mehreren Folgen 1906 in der Chicago Sunday Tribune gedruckt wurden.  Interview: EIB

Ausstellungseröffnung: 16 Uhr, Foyer der Staats- und Universitätsbibliothek; bis 6. Oktober

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