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Der Student wird mehr

In Niedersachsen sollen die Profs länger arbeiten, um den Studenten-Boom der Jahre 2011 und 2012 aufzufangen

Die Lawine ist schon in Sichtweite: 2011 und 2012 wird die Zahl der Studierenden in Deutschland um bis zu 20 Prozent steigen. Der Grund: Geburtenstarke Jahrgänge stehen an. Außerdem wird der Abiturjahrgang 2011 in einigen Bundesländern erstmals nach einer Schulzeit von 12 Jahren die Reifeprüfung ablegen. In der Folge werden 2011 und 2012 doppelte Jahrgänge von Abiturienten an die Hochschulen strömen.

Die aktuelle Klage über randvolle Seminare und überforderte Profs dürfte in der Zukunft also deutlich lauter werden. Um dem Problem in Niedersachsen gegenzusteuern, will der dortige Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (CDU) erstmal die Lebensarbeitszeit der Professoren von 65 auf 68 Jahre zu erhöhen. Außerdem sollen die Hochschulen ihre Professoren in Zukunft selber berufen dürfen. Festgeschrieben steht das in der Novelle des Hochschulgesetzes, die Stratmann gestern vorstellte.

Ziel des Gesetzes sei, so Stratmann, Niedersachsens Hochschulen „mehr als bisher zu eigenverantwortlichem Handeln zu befähigen“. Allerdings sollen die Hochschulen das Recht, Profs zu berufen, nur befristet für drei Jahre erhalten – danach kann es der Minister wieder einkassieren, wenn er der Meinung ist, dass persönliche Beziehungen bei den Berufungen wichtiger sind als „externer Sachverstand“.

Um die Karriereaussichten von Frauen zu verbessern, will Stratmann bei der Berufung für die Betreuung minderjähriger Kinder drei Jahre anrechnen – eine Form von „Familienfreundlichkeit“, die laut der hochschulpolitischen Sprecherin der Grünen, Gabriele Heinen-Kljajic, nur „vorgegaukelt“ werde. Denn zugleich würden die Rechte der Gleichstellungsbeauftragten an den Hochschulen eingeschränkt und damit die Chancen von Frauen geschmälert. kli

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