Wallenstein im Theater am Goetheplatz: Pflicht erfüllt, Stück tot
„Es ist nicht so modernisiert worden, dass man rausgehen muss“, sagt eine Dame vor dem Toilettenspiegel zu ihrer Begleiterin. Nein, das war es nicht. Der Wallenstein, der am Samstag am Bremer Theater Premiere hatte, fand im zeitlichen Niemandsland statt. Zwischen den historisierenden Waffenröcken der Soldaten und dem gepunkteten Petticoat, in den man Wallensteins Tochter gesteckt hatte. Man sah ein wenig Baseball-Beinschienen und ein wenig Degen-Fechten, aber man sah nichts von dem, was dieses Stück zwingend gemacht hätte.
Es genügt nicht, im Programmheft Rüdiger Safranksi mit dem Satz „Wallenstein ist das beste Stück, das wir in der deutschen Theaterliteratur haben“ zu zitieren. Man möchte, modernisierend oder nicht, erfahren, warum es sich lohnt, dreieinhalb Stunden ein Stück über einen scheiternden Feldherrn aus dem 30-jährigen Krieg zu betrachten. Es genügt nicht, einen klugen Text über die „rätselhafte Anatomie des Verrats“ im Programmheft abzudrucken, über ihre Uneindeutigkeit und dort zu fragen, ob der Verrat nicht „Signatur eines religiösen Rests“ ist, der in jeder radikalen politischen Handlung enthalten ist. Man hätte etwas davon auf der Bühne sehen müssen. So blieb nur ein pflichtschuldiges Herunterspielen, an dessen Ende kleine Teile des Publikums Buh riefen, größere leidenschaftslos klatschten.
Friederike Gräff
Weitere Aufführungen: 2., 11., 19., 24. und 27. März, jeweils 19.30 Uhr im Schauspielhaus
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